Zusammenfassung
»Der Optimism und Pessimism sind Zwillingsbrüder. Ob der letzte ehebrecherisch durch Superfötation hinzugepfuscht sei, ist jetzt, da man die Mutter vor kein geistliches Gericht ziehen kann und der Vater immer schweigen wird, schwer auszumachen. Mir scheinen sie beide ehrlicher Geburt, keiner älter als der andre, und, um allem Streit über Erbfolge und Erbrecht zuvorzukommen, in einem nicht zu unterscheidenden Wurf ans Licht der Welt geworfen zu sein. Wer ihr Vater ist? Das Pater est, quod demonstrant nuptiae, läßt sich hier nicht anwenden. — Fragt die stumme Ewigkeit. Genug, die Zwillinge sind da und sind — so entgegengesetzter und widersprechender Natur sie auch sein mögen — so innig verbunden und unzertrennlich, wie sonst nichts in dem ganzen Universo innig verbunden und unzertrennlich zu sein scheint.«2
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Literatur
Johannes Eyberg, Die Zwillinge. 1947, S. 6 und 78.
Fr. Maximilian Klingers ›Sturm und Drang‹. In: DVjs XI (1933), S. 404.
So Heinz Hubert Saddeler, Die Muttergestalt im Drama des Sturmes und Dranges. Diss. phil. Münster 1938, S. 32 und 36.
Zitiert nach Max Rieger, Klinger in der Sturm- und Drang-Periode. 1880, S. 97.
Max Lanz, Klinger und Shakespeare. Diss. phil. Zürich 1941, S. 54; sowie Max Rieger, Klinger, S. 98.
Hans Dreger, Entstehung des Subjektivismus und Wiedergeburt der Individualität im Sturm und Drang. Diss. phil. Tübingen 1935, S. 99.
August Langen, Die Geschichte des Spiegelsymbols in der deutschen Dichtung. In: GRM XXVIII (1940), S. 270. — Für die Spiegel-Szene hei Klinger mag IV,1 in Shakespeares Richard II. Vorbild gewesen sein.
s. Johannes Barnstorff, Youngs ›Nachtgedanken‹ und ihr Einfluß auf die deutsche Literatur. 1895.
John L. Kind, Edward Young in Germany. 1916.
Lawrence Marsden Price, Die Aufnahme englischer Literatur in Deutschland. 1961 (zuerst engl. 1932), S. 120 ff.
Felix Bieger, Der Wortschatz in F. M. Klingers Jugenddramen. Diss. phil. Greifswald 1924.
Christian Garve, Über die Rollen der Wahnwitzigen in Shakespeares Schauspielen und über den Charakter Hamlets insbesondere. In: Versuche, Theil II, 2. Aufl. 1802, S. 496 ff.
s. Peter Szondi, Theorie des modernen Dramas. 3. Aufl. Frankfurt 1963 (zuerst 1956), S. 14–19.
Edward Young, Night Thoughts. 1742–45, First Night.
Victor Frhr. v. Gebsattel, Die depressive Fehlhaltung. In: Handbuch der Neurosenlehre und Psychotherapie II, 1958, S. 143.
Vgl. zu diesem Abschnitt auch Ernst Straus, Das Zeiterlebnis in der endogenen Depression und in der psychopathischen Verstimmung. In: Monatszeitschrift f. Psychatrie u. Neurologie 68 (1928), S. 640 ff.
Vgl. Dora Schulz, Das Bild des Herrschers in der deutschen Tragödie. Diss. phil. München 1931, S. 16 und 89 ff.
Das Drama war am 1.Dezember 1777 in Wien gespielt worden; weitere Vorstellungen wurden aber vom Kaiser mit der Begründung untersagt, das Stück sei gegen das vierte Gebot gerichtet. Nach Carl Glossy, Zur Geschichte der Wiener Theaterzensur. In: Grillparzer Jahrbuch 7 (1897), S. 282.
Vom Pathos. In: Trivium II (1944), S. 85. (Auch in: Staiger, Grundbegriffe der Poetik, 6. Aufl. 1963, S. 151).
Sämmtl. Schriften. Histor.-krit. Ausgabe. Bd 10 (hg. von Reinhold Köhler), 1871, S. 150.
Ferdinand Josef Schneider etwa, in ›Der expressive Mensch und die deutsche Lyrik der Gegenwart‹ (1927), hat zwar das Verdienst, in expressionistischer Lyrik die Wiedergeburt der barocken Allegorie erkannt zu haben (S. 84 ff.), auch betont er gelegentlich die Analogien zum Sturm und Drang (S. 76), aber ohne daraus Konsequenzen für dessen Deutung in ›Die deutsche Dichtung der Geniezeit‹ (1952) zu ziehen. Lediglich im stilistischen Bereich findet er bei Klinger barockes Pathos wieder (S. 223).
So A. Schubert, Über ›Julius von Tarent‹, Trauerspiel von J. A. Leisewitz. In: Jahrbücher für dramatische Kunst und Literatur. 1849, S. 372 ff. — Die Interpretation von Schubert ist wohl die bedeutendste neben der von Werner Keller (Hg. und Verfasser des Nachworts zu ›Julius von Tarent‹ in der Reclam-Ausgabe, 1965). Auf beide wird in den Anmerkungen des folgenden Kapitels einzugehen sein.
So Gustav Kraft, Klingers ›Zwillinge‹, Leisewitz’ ›Julius von Tarent‹ und Schillers ›Braut von Messina‹ (1894). Ähnlich auch Korff, der im ›Don Carlos‹ die »geläuterten Auffassungen« des Julius von Tarent findet, angeregt vermutlich durch verbale Reminiszenzen des Schillerschen Dramas an das von Leisewitz, sowie Schillers Brief an Reinwald vom 14. April 1783, in dem dieser diesen Zusammenhang selbst herstellt. (A. Korff, Geist der Goethezeit. Bd I, 7. unveränderte Auflage 1964, S. 231).
Hermann Grußendorf, Der Monolog im Drama des Sturm und Drang. Diss. phil. München 1914, S. 32.
Göttingische Gelehrte Anzeigen, Zeitungen von gelehrten Sachen 1776. Zugahe CGCXCII.
Vgl. Siegfried Melchinger, Dramaturgie des Sturms und Drangs. 1929, passim.
Vgl. hierzu Kutschera von Aichbergen, Johann Anton Leisewitz. 1876, S. 74 f.
C. H. Schmidt in: Allmanach der deutschen Musen 1775, S. 42.
W. Benjamin, Einbahnstraße. Frankfurt 1955 (zuerst 1928), S. 14.
Vgl. Julius Petersen, Geschichtsdrama und nationaler Mythos. 1940, S. 29.
Georg Lucács, Schriften zur Literatursoziologie. 1963, S. 78. — Die Diagnose Lukacs’ wird auch nicht generell durch den späteren Tonfilm überholt. Vielmehr bezeugen gerade die avanciertesten Produkte des Genres (Godard), wie selbst die Sprache — statt die Psyche der Personen zu offenbaren — Teil der ›Totalität der Objekte‹ zu werden vermag, denen die Subjekte unterworfen sind.
Peter Browe, Zur Geschichte der Entmannung. 1936, S. 13.
Wolfgang Stammler, Der Hofmeister von Lenz. Diss. phil. Halle 1908, S. 36. — Stammler bezieht sich auf R. M. Werner (zu Lenz’ ›Hofmeister‹. In: Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte N. F. 4 [1891], S. 113 ff.), der einen Brief Theodor Gülchers an Nicolai abdruckt, in dem es heißt: »Eine Probe des Bergischen Pietismi muß ich doch hiebei auch erzählen: der Rektor von Gemarke hat sich wirklich, sein Fleisch zu kreuzigen, selbst kastriert«, und in einem weiteren Bericht: »Der bewußte Klopfhengst heißt Reinbach, ist von Predigergeschlecht aus der Grafschaft Marck gebürtig […], etwa 25 Jahre alt, ein ziemlich stumpfer und obskurer Geist. War bis zur Unternehmung seiner seltsamen Tat etwa vier Monate zu Gemarke und Rektor der lateinischen Schule daselbst; lebte ganz stille und eingezogen, war immer sehr trübsinnig und hypochondrisch und passierte durchgängig für einen Pietisten oder Feiner, wie sie dort heißen.« (S. 114) Die ungeklärte Datierung dieses Ereignisses erlaubt nicht, sie dem Hofmeister-Schicksal als Modell unterzulegen, nur soviel gilt, wie bereits Werner feststellt, »daß Läuffers Tat keine Ausgeburt einer überhitzten Dichterphantasie ist, sondern ein zutreffendes Bild damaliger Schwärmerei zu geben vermag.« (S. 116).
Aufgefunden und hg. von L. Schmitz-Kallenberg, Münster i. W., 1918, S. 18.
Heinz Kindermann, Theatergeschichte der Goethezeit. 1948, S. 348.
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Mattenklott, G. (1968). Melancholie in der Dramatik. In: Melancholie in der Dramatik des Sturm und Drang. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99671-8_2
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