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Die poetische ‚Ergänzung‘ des typologisch gelesenen Geschichtsverlaufs um „Vorzeit“ und „Zukunft“; Konstruktion der Fabel als Nachahmung der im Sujet ‚Europa‘ verkörperten und im Thema ‚Emanzipation‘ sich äußernden Weltgeschichte

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»Europa« Poetische Rede des Novalis
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Zusammenfassung

Doch ist eine nähere Ausführung der eingestreuten fragmentarischen Geschichtsphilosophie nicht das Thema der ‚Europa«-Rede; sie will damit wohl lediglich von der gesetzmäßigen ‚Notwendigkeit‘ des dargestellten Geschehensverlaufs und von der ‚Notwendigkeit‘ metaphorischer Vergegenwärtigung des Ziels überzeugen, dessen typologisch erkanntes Wirken in der Geschichte sie um „Vorzeit“ und „Zukunft“ ergänzt und auf diese Weise die ‚Wiederbringung alles Verlorenen‘ samt der ‚Vollendung in Freiheit‘ in die ‚geistige Gegenwart‘ ihrer Poesie überträgt. Die Quelle für die mimetische ‚Ganzheit‘ der Geschichte ist natürlich dieselbe, die auch dem Verstand das geschichtstypologische Lesen ermöglicht: die Phantasie oder das ‚Gemüt‘, und zwar sowohl des Einzelnen wie, in literarischer Überlieferung, der Gattung; denn vielfältig sind goldne, d. h. vollkommene, d. h. mimetisch ergänzte Zeiten tradiert, meist in Form der ‚Erinnerung‘, zuweilen auch in Form der ‚Hoffnung‘73. So stellte Schiller mit Herder fest: „Alle Völker, die eine Geschichte haben, haben ein Paradies, einen Stand der Unschuld, ein goldnes Alter“74; doch müßte Novalis präziser ergänzen: in ihrer ‚Erinnerung‘ — ein Phänomen, für das Volksund Völkerkunde zahllose Beispiele haben75 —; denn die Assertion eines realhistorisch vollkommenen Urstandes, die öbrigens auch Rousseau nicht eigentlich erhob76, widerspräche seiner Geschichtsvorstellung und seinen Reflexionen öber die Zeitstruktur77.

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Anmerkungen

  1. vgl. etwa Wilhelm Koppers, Die ethnologische Wirtschaftsforschung; Anthropos, Jg 10/11, 1915/16, S. 611–651, 971–1079

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  2. H. Th. Fischer, Indonesische Paradiesmythen; Zeitschr. f. Ethnologie, Jg 64, 1962, S. 204 bis 245.

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  3. Vgl. Erich Seeberg, Gottfried Arnold, die Wissenschaft und die Mystik seiner Zeit, 1923, S. 65–139 ; S. 72 u. S. 276.

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  4. vgl. Johann Albrecht Bengel, ‚Welt-Alter«, Esslingen 1746, S.276: „dieses weltliche Pabsthum fangt alle Welt bey Gregorio VII an.“ 82 s. Anm. 74.

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Malsch, W. (1965). Die poetische ‚Ergänzung‘ des typologisch gelesenen Geschichtsverlaufs um „Vorzeit“ und „Zukunft“; Konstruktion der Fabel als Nachahmung der im Sujet ‚Europa‘ verkörperten und im Thema ‚Emanzipation‘ sich äußernden Weltgeschichte. In: »Europa« Poetische Rede des Novalis. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99625-1_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99625-1_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-99626-8

  • Online ISBN: 978-3-476-99625-1

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