Zusammenfassung
Wer sich mit dem Prosaroman befaßt, tut gut daran, bei der Ansetzung von „Epochen“ große Vorsicht walten zu lassen, überhaupt seine Geschichte möglichst wenig zu dramatisieren. Mit Recht warnt Wolfgang Kayser in seinem bekannten Aufsatz1 vor der fixen Idee einer modernen Romankrise. Von jeher konnte auf diesem Gebiet leicht experimentiert werden; denn der antike Roman besaß niemals die kanonische Gültigkeit des antiken Dramas oder Epos. Man braucht nur den enzyklopädischen Barockroman, die Auflösung des „plot“ im Roman Sternes und seiner Nachfolger, oder die universalpoetische Orientierung des romantischen Romans zu erwähnen, um das ehrwürdige Alter der „Romankrise“, die ungewöhnliche Variabilität der Romanform zu belegen. Dieses Hin und Her der Romangeschichte war von jeher keine bloß wachstümliche, irrationale „Entwicklung“. Die wichtige Funktion, die die mißachtete, scheinbar „immer nur nachfolgende Poetik“2 bei diesen Vorgängen hatte, wird sich im Folgenden zeigen. Der Historiker allerdings muß jeden bestimmten Begriff des Romans, selbst den einer „Erzählform“, beiseite stellen, wenn er den älterenRoman in seiner jeweiligen Intention erkennen und damit die Grundlage für zeitgerechte Einzelinterpretationen legen will.
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Literatur
A. W. v. Schlegel: Sämtliche Werke, hrsg. v. E. Böcking. Leipzig: Weidmann 1847, Bd 12, S. 11.
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Sengle, F. (1965). Der Romanbegriff in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Arbeiten zur Deutschen Literatur 1750–1850. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99549-0_9
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