Michel Blavet

Zusammenfassung

Als M. B. 1726 im Pariser ›Concert Spirituel‹ sein Debut gab, war in Fankreich ein gesellschaftlicher und politischer Umbruch im Gange, mit dem neue literarische und künstlerische Orientierungen, aber auch veränderte musikalische Ausdrucksfomen einhergingen. Von unterschiedlichen Parteien wurden verschiedene Begriffe und Vorstellungen von Musik diskutiert, die dann um die Mitte des Jh.s in eine jähe öffentliche Polemik, den ›Buffonisten‹-Streit münden sollten. Dieser Theoriestreit wirkte aufgrund seiner Verankerung in den Institutionen des Musiklebens sehr stark auf die kompositorische Praxis. Seit dem Klassizismus war die Vorrangstellung der Vokalmusik durch die traditionelle rationalistische Musikästhetik gestützt worden, für die in den Künsten die Naturnachahmung nur durch die Malerei und die hinreichend differenzierte Vielfalt der Wörter geleistet werden konnte, und die daher der Sprache (als weitaus differenzierterem Ausdruckssystem) gegenüber der Musik den Vorzug gab. Allein Poesie bzw. die wortgebundene Musik seien in der Lage, nicht bloß vage Gefühlsinhalte, sondern konkretere Vorstellungen zu wecken. In der Musikpraxis wurde dieses Primat der Vokalmusik in der Pariser Oper institutionalisiert. Öffentliche Konzerte blieben fast ausschließlich auf die Aufführungen der ›Académie Royale de Musique‹ beschränkt, ansonsten schrieben restriktive Erlasse detailliert vor, welche Art von Musik außerhalb der Pariser Oper aufgeführt werden durfte.