Skip to main content

Paul Ernst »Zwei Selbstanzeigen«

Abgedruckt nach: »Der Weg zur Form«. München: Georg Müller, 3. Auflage 1928, S. 52–55; 59–60

  • Chapter
Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910

Zusammenfassung

(…) Die naturalistische Allgemeinströmung und die von Holz und Schlaf begonnene Abzweigung hat von Tatsächlichem als letztes Ergebnis für das Drama schließlich nichts gehabt als eine natürlichere Gesprächsform. Diese ist freilich weit entfernt davon, die Gesprächsform des gemeinen Lebens zu sein; ich selbst habe darüber Versuche angestellt, die mich sehr belehrt haben. Das Stück „Im Chambre séparée“ enthält ein-[S. 53:]zelne Stellen, die auf Nachschriften nach dem Leben beruhen; es sind die meisten Reden des Gastes; und was mußte ich mit den Aufzeichnungen anstellen, ehe sie künstlerisch zu verwerten waren !1 Diese natürliche Gesprächsform erlaubt auf jeden Fall feinere Einzelheiten, als sie früher möglich waren, und erleichtert so die Charakterisierung. Aber durch sie wird der Dichter beschränkt in dem, was er geben kann. Er kann seine Personen nur noch das sagen lassen, was sie vielleicht in der Wirklichkeit sagen würden, unter Abrechnung der Zugeständnisse an Ausdruckskraft usw. Am klarsten wird das, wenn wir das Selbstgespräch betrachten. Wir können keine Selbstgespräche mehr geben, weil man im Leben keine Selbstgespräche hält. Im Selbstgespräch konnte der Dramatiker den jedesmaligen Seelenzustand seines Helden schildern. Was wir wirklich sagen, drückt noch nicht einmal das aus, was wir in diesem Augenblick fühlen; und da wir, wenn wir mit anderen Menschen in lebhafter Verbindung stehen, stets etwas Fremdes in uns haben, so drückt es noch viel weniger unsere allgemeine Stimmung in dem betreffenden Zeitabschnitt aus.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 89.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Der französische Landschaftsmaler Théodore Rousseau (1812–1867) und der Engländer Thomas Gainsborough (1727–1788). Das Beispiel der Intarsia ist als ironischer Hieb gegen Arno Holz gedacht.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Erich Ruprecht Dieter Bänsch

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1970 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Paul Ernst »Zwei Selbstanzeigen«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_93

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_93

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-99503-2

  • Online ISBN: 978-3-476-99502-5

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics