Zusammenfassung
(…) Weit in die Runde — doch nicht ausschliesslich — herrscht in der modernen Malerei, Bildhauerei, Literatur und — sagen wir es gerade heraus — in der Kunst überhaupt der Impressionismus. Die Wiedergabe des voll empfundenen augenblicklichen Eindrucks, der unmittelbaren Wirklichkeit, so wie sie real nüchtern vorliegt, auch einer inhaltsarmen, ja fast inhaltsleeren Wirklichkeit erscheint als eine höchste, ja als die einzig wahrhaft künstlerische Leistung. Der Inhalt des Kunstwerkes ist vielen Künstlern mehr oder weniger gleichgültig. Sie verkünden: die Kunst nur der Kunst: l’art pour l’art. Der Vorwurf der Künstler sei an sich belanglos. Dieser impressionistische Realismus wendet sich nun vielfach und mit grosser Vorliebe den Nachtseiten des menschlichen Lebens zu, den Niedergängen, allen Formen und Wegen des Dekadenten, mögen dieselben auch die obersten Sittengesetze frech durchqueren. Gewiss hat die impressionistische Malerei und Literatur der Natur neue Seiten, neue Farben, neue Stimmungen, intime Verhältnisse abgewonnen und abgelauscht, des Lebens Wirklichkeit nach der einen und andern überraschenden und auch hochernsten Seite gezeigt, zumal die besten Vertreter des sezessionistischen Impressionismus naturnotwendig doch wieder persönlich schaffende [S. 68:] Künstler wurden. Aber der einseitige ausschliessliche Impressionismus und die Wirklichkeitsschilderer der Dekadenz vergessen: dass auch der Geist, seine Gesetze und Ideale, dass Vernunft, Charakter, Sittlichkeit, Tugend, Heldengrösse, Religion, Gott auch ein Reales, etwas Wirkliches sind. Geist und Gott ist das Allerrealste.
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Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Albert Meyenberg »Wartburgfahrten. Wanderbücher aus Innen- und Außen welt«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_92
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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