Skip to main content

Samuel Lublinski [»Nietzsche und die neue Romantik«]

Aus: »Die Bilanz der Moderne«. Berlin: Siegfried Cronbach 1904

  • Chapter
Book cover Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910

Zusammenfassung

(…) Der Naturalismus hatte sich dermaßen verfeinert und verinnerlicht, daß er als Reaktion und Ergänzung in seinen Gegensatz umzuschlagen begann. Die Persönlichkeit wurde von der Atmosphäre aufgesogen: das war das Endergebnis des Naturalismus gewesen. Trotz „Meister Oelze“1 das Endergebnis! Der Schrei des Publikums und zum Teil wohl auch der Jugend: I want a hero, war nicht erfüllt worden. Im Gegenteil, das neue Milieu, diese [S. 118:] verfeinerte und wogende Stimmung, wirkte noch viel unwiderstehlicher, umstrickte die Persönlichkeit noch sehr viel mehr, als es Zolas mythologische Ungeheuer vermocht hatten. Anderseits aber: der naturalistisch-intime Stil von Holz und Schlaf war doch gerade aus einer starken Subjektivität herausgeboren, die sich selbst bändigte. Diese Naturalisten standen auch zur Natur keineswegs in einem demütigen, sondern eher in einem herrischen Verhältnis. Nicht die rücksichtslose Gemütshingabe, sondern die kraftvollste Beobachtung und eine sehr scharfe Fragestellung, die eine Antwort begehrte, überwogen im Anfang durchaus, und man konnte fast von einer Unbescheidenheit gegenüber der Natur reden. Es war die Unbescheiden-heit des echten Naturforschers, in dem allemal ein herrschsüchtiger Techniker lebendig bleibt und auf der Lauer liegt, um das entdeckte „Gesetz“ sofort zu einer Waffe in der Hand des Menschen umzuschmieden. Die jungen Naturalisten, die von der Naturwissenschaft herkamen, fühlten in sich sehr ähnliche Eigenschaften und mußten nun erleben, daß ihnen die neuentdeckten Mittel über den Kopf wuchsen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 89.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Roman des dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen (1847–1885); 1880 erschienen. Lublinski meint wohl das hier und da spürbare Mißverhältnis zwischen der Idee des Romans, der Darstellung eines konsequent atheistischen Charakters, und seinen interieurhaften Stimmungsminiaturen.

    Google Scholar 

  2. Leo X. (1475–1521), Papst aus der Familie Medici; seine Regierungszeit, in die auch der Ausbruch der Reformation fiel, machte Rom zum glänzenden Mittelpunkt der italienischen Hochrenaissance.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Erich Ruprecht Dieter Bänsch

Copyright information

© 1970 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Samuel Lublinski [»Nietzsche und die neue Romantik«]. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_62

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_62

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-99503-2

  • Online ISBN: 978-3-476-99502-5

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics