Zusammenfassung
(…) Die Situation, aus der die Dichter zur Forderung eines neuen Stildramas kamen, war Naturalismus und symbolische Stimmungsphantastik. Beide Stilarten standen sich nahe: es wurde Stimmung erweckt mit Detailmalerei; hier schöpfte man aus der Wirklichkeit, dort aus einer blühenden, mit Märchen und Büchern aller toten Kulturen überernährten Phantasie. Und den Werken beider Gattungen fehlte das letzte Zeichen des Dramas; sie suchten den Schein der niedrigen Wirklichkeit mit so breiten Mitteln zu erreichen, daß ihnen zur Darstellung der Konflikte gar kein Raum geblieben wäre, selbst wenn die Dichter dieser Gruppen als Menschen über den engen Horizont ihrer Detailkunst hinausgesehen hätten. So ließ die Stimmungswelt, die man im Theater erlebte, trotz ihrer Schönheiten unbefriedigt, so viel augenblickliche Wirkung sie auch tat. Weil alle Werke dieser Art mit ihrem geringen Gehalt die dramatische Form nicht ganz erfüllen konnten, erweckten sie Wunsch und Sehnsucht nach Steigerung, nach Vollendung. Man fühlte: diese Zwischenkunst hatte gerade die Aufgabe gehabt, die von den Händen akademischer Epigonen abgegriffenen großen dramatischen Probleme eine Zeitlang abzulösen, unbeachtet werden zu lassen.
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Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Wilhelm von Scholz »Das neue Stildrama«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_38
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-99503-2
Online ISBN: 978-3-476-99502-5
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