Zusammenfassung
Mit Vergnügen werden viele Frauen am siebenten Januar in der „Zukunft“ gelesen haben, was Frieda Freiin von Bülow in ihrem knappen, klaren Empörungartikel: „Männerurtheil über Frauendichtung“ schreibt. Es scheint so offenbar, daß sie Recht hat. Wenn eine Frauendichtung „frauenhaft“ gerathen sei, so müsse sie Lob, nicht Tadel, dafür ernten, denn jegliches Wesen leiste sein Bestes doch aus eigenem Wesen und nicht aus schülerhafter Nachahmung heraus ; nichts sei deshalb so verkehrt und gedankenlos wie das übliche Lob: „Wenn es der Titel nicht sagte, würde man nicht glauben, daß ein Weib die Dichtungen geschrieben habe.“ Daran ändere auch die — nach Fräulein von Bülows Ansicht noch unentschiedene — Frage nichts, welchem der beiden Geschlechter die geistige Ueberlegenheit zukomme. Denn sollten nicht selbst die Niederschriften eines Füchsleins, dem durch ein Wunder literarische Gaben verliehen würden, in genau dem Maße an Werth gewinnen, wie sich sein Fuchs-Wesen, seine Fuchs-Auffassung, in ihnen spiegele, während ihre korrekte Annäherung an Menschenart vielleicht wohl die Kuriosität noch größer, das Dokument aber um so werthloser machen müßte?
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Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Lou Andreas-Salomé »Ketzereien gegen die moderne Frau«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_123
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_123
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-99503-2
Online ISBN: 978-3-476-99502-5
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