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›Klassiker‹ in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung zwischen 1780 und 1860

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Zur Literatur der Restaurationsepoche 1815–1848

Zusammenfassung

»Die klassischen Schriftsteller sind immer die ›Alten‹«, schreibt Ernst Robert Curtius im »Klassik«-Kapitel seines Buches Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. [1] Das ist keine Definition, sondern eine These. Karl Erik Rosengren dagegen gibt in Sociological Aspects of the Literary System eine operationale Definition des Terminus ›classic‹: ein Klassiker in diesem Sinne ist ein Autor, der zu einem Zeitpunkt noch erwähnt wird — also noch ›lebt‹ —, an dem er mindestens 125 Jahre alt ist. [2] Der Kanon der überlebenden Schriftsteller einer Literatur ist, so gesehen, ein Kanon der klassischen Schriftsteller, mögen sie ›Klassiker‹ genannt werden oder nicht. Und es scheint Literaturepochen zu geben, in denen derBegriff ›Klassiker‹ ebensogut den ›Neueren‹ gelten kann wie den ›Alten‹. Einige Beziehungen zwischen dem ›Klassiker‹-Begriff und der Bildung und Wandlung eines Kanons großer Autoren sollen an Beispielen aus der deutschen Literaturgeschichtsschreibung und -sammlung des 18. und 19. Jahrhunderts gezeigt werden.

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Notizen

  1. Vgl. Friedrich Sengle, Klassik im deutschen Drama. In: F. S., Arbeiten zur deutschen Literatur (Stuttgart 1965), S. 71 ff. und ebd. S. 117. — Hans Georg Herrlitz, Der Lektüre-Kanon des Deutschunterrichts im Gymnasium (Heidelberg 1964). — René Wellek, Das Wort und der Begriff ›Klassizismus‹ in der Literaturgeschichte. In: Schweizer Monatshefte 45. Jg. (1965/66), S. 154–173. — Sigmund von Lempicki, Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Göttingen 1920, 2. Auflage 1968).

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  2. Zur Autoren-Auswahl in Lesebüchern vgl. Peter-Martin Roeder, Zur Geschichte und Kritik des Lesebuchs der höheren Schule (Weinheim 1961).

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  3. 1. Auflage (1804), 1. Teil, S. Vff. — Zu Pölitz vgl. Friedrich Sengle, Die literarische Formenlehre (Stuttgart 1967), S. 23.

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  4. Friedrich Schlegel, Georg Forster’s Schriften. In: A.W.Schlegel und F.Schlegel, Charakteristiken und Kritiken (Königsberg 1801), Bd. I, S. 89, 118, 91. — Vgl. auch Werner Weiland, Der junge Friedrich Schlegel (Stuttgart 1968), S. 45 f.

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  5. Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst. Hrsg. von J. Minor (Heilbronn 1884 = Deutsche Litteraturdenkmale 17–19), 2. Teil, S. 17 f.

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  6. Vgl. Michael Holzmann, Aus dem Lager der Goethe-Gegner (Berlin 1904 = Deutsche Literaturdenkmale 129. Kraus Reprint 1968) und Friedrich Joachim Günther, Über den deutschen Unterricht auf Gymnasien (Essen 1841), S. 286, 294 etc.

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  7. Handbuch der allgemeinen Geschichte der literarischen Cultur (Marburg 1804 f.), Bd. I, S. 24. — Vorlesungen (1818), S. 4, 6, 15, 116, 223. — Als Figur des Übergangs erscheint Wachler auch in Gisela Knoops nützlichem Überblick, Die Gesamtdarstellungen der deutschen Literatur bis zu Wilhelm Scherer (Diss. Münster 1952).

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  8. J. G. Kunisch, Handbuch der deutschen Sprache und Literatur seit Lessing (Leipzig 1822–24), Bd. I, S. 24.

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  9. Vgl. Walter Dietze, Junges Deutschland und deutsche Klassik (3. Auflage Berlin 1962), S. 125 f. und Helmut Koopmann, Das junge Deutschland. Studien zu seinem literarischen Selbstverständnis (Habil.schrift-Manuskript, Bonn 1968).

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  10. Es wurden die Auflagen bis 1875 zugrundegelegt; Vilmars »Vorlesungen über die Geschichte der deutschen National-Literatur« wurden in 30 Jahren 17mal aufgelegt, Hahns Literaturgeschichte 15mal in 7 Jahren, Julian Schmidt: 5mal in 13 Jahren, Schaefer: 11 mal in 34 Jahren. (Wegen der unterschiedlichen Daten der Erstpublikation ist es nicht gut möglich, von absoluten Auflagezahlen auszugehen. Wiederholte Auflagen erlebten über den längsten Zeitraum hinweg die Werke von Koberstein — 5 Auflagen in 45 Jahren —, Pischon — 14 :44 —, Gervinus — 5 :40 —, Johannes Scherr — 7 : 36 —, Schaefer — 11 : 34 , Vilmar — 17 : 30). 55aDagegen benannte Gervinus seine »Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen« (1835–42) 1853 in »Geschichte der deutschen Dichtung« um! Das Wort »Nationalliteratur« erscheint im Titel bei Karl Herzog, Gervinus, Heinrich Kurz, Ludwig Wihl, Joseph Hillebrand, Vilmar, Bernhard Hüppe, Karl Barthel, Wilhelm Buchner, Rudolph Gottschall, Gustav Brugier und Hermann Kluge.

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  11. Dagegen wendet sich Brugier, Geschichte der deutschen National-Literatur (1865, 4. Auflage Freiburg 1874), S. 267.

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  12. Vgl. Hans-Wolf Jäger, Politische Kategorien in der Poetik und Rhetorik des 18. Jahrhunderts (Vortrags-Manuskript v. Bochumer Germanistentag 1967).

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  13. Franz Mehring, Die Lessing-Legende (Berlin 1893).

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  14. Schriften zur Literatur. Hrsg. von Gotthard Erler (Berlin 1962), S. 10, 18, 31.

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  15. Hillebrand, Die deutsche Nationalliteratur seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts (Hamburg-Gotha 1845), 2. Buch, S. 176 f.

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  16. Die deutsche poetische Literatur seit Klopstock und Lessing (Leipzig 1841), S. 55 f.

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  17. Vgl. z. B. E. J. Koch, der die chronologische Gliederung im Unterschied zu der Anordnung nach Gattungen als ermüdend bezeichnet: (1795), Bd. I, S. III.

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  18. Zur Wieland-Rezeption vgl. Friedrich Sengle, Wieland (Stuttgart 1949), S. 9 ff., zur Goethe-Rezeption: Wolfgang Leppmann, Goethe und die Deutschen (Stuttgart 1962).

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  19. Den ›Klassiker‹-Listen liegen folgende literarhistorische Werke zugrunde: für die erste Liste: C. A. Küttner, Charaktere teutscher Dichter und Prosaisten (1781); J. J. Eschenburg, Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften (1788–95); E. J. Koch, Grundriß einer Geschichte der Sprache und Literatur der Deutschen (2. Aufl. 1795–98); L. Wachler, Handbuch der allgemeinen Geschichte der literärischen Cultur (1804 f.); K. H. L. Pölitz, Practisches Handbuch zur statarischen und kursorischen Lectüre der teutschen Klassiker (1804); F. Horn, Die schöne Literatur Deutschlands während des 18. Jahrhunderts (1812 f.) — für die zweite Liste: J. G. Kunisch, Handbuch der deutschen Sprache und Literatur (1822–24); Pölitz (2. Aufl., 1828); Nicolaus Bach, Deutsches Lesebuch für Gymnasien (Bd. 1 u. 2: 3. Aufl. 1848 f., Bd. 3 1841); G.Schwab, Die deutsche Prosa (1843); Th. Mundt, Lesebuch der deutschen Prosa (1844); H. Kletke, Handbuch zur Geschichte der neueren deutschen Literatur (1845); G. H. F. und T. G. Scholl, Deutsche Literaturgeschichte in Biographien und Proben (1845, 3. Aufl. 1855); O. L. B. Wolff, Poetischer Hausschatz des deutschen Volkes (1839, 14. Aufl. 1850); H. Kurz, Handbuch der deutschen Prosa (1845–54); J. Minckwitz, Der neuhochdeutsche Parnaß (1861). Einer der nicht wenigen Ungenauigkeitsfaktoren des noch sehr vorläufigen Vergleichsergebnisses ist der, daß in der 2. Gruppe die Werke, die nur Prosa behandeln, um eins überwiegen; das bedeutet, daß ein Nur-Poet im Höchstfall in 7 Werken, ein Nur-Prosaist in 8 Werken genannt werden kann; die Liste der 10 Spitzenautoren zeigt jedoch, daß solche Einschränkungen bei den ganz prominenten Schriftstellern nicht geltend gemacht werden. — Die 19 Namen, die unter den 40 Autoren der Liste 2 zeitlich über die Liste 1 hinausreichen, sind: J. v. Müller, Schiller, Forster, Hebel, Matthisson, Salis, Jean Paul, die Brüder Humboldt und Schlegel, Arndt, Tieck, Novalis, Arnim, Chamisso, Raumer, Uhland, Heine.

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Jost Hermand Manfred Windfuhr

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Becker, E.D. (1970). ›Klassiker‹ in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung zwischen 1780 und 1860. In: Hermand, J., Windfuhr, M. (eds) Zur Literatur der Restaurationsepoche 1815–1848. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99500-1_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99500-1_9

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-99500-1

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