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Zusammenfassung

Ein Blick auf die Zahl der neueren Lenau-Ausgaben und auf die Lenau-Forschung zeigt, daß nach dem Zweiten Weltkrieg das Interesse an dem Dichter zwar nicht so stark auflebt wie an anderen Vertretern der Restaurationsepoche — etwa an Heine, Mörike, Annette von Droste-Hülshoff —, daß es aber doch nicht abgerissen ist. In den letzten Jahren treten sogar erste Anzeichen einer Lenau-Renaissance zutage: seit 1959 erscheint ein Lenau-Almanach, 1964 wurde in Stockerau bei Wien eine Internationale Lenau-Gesellschaft gegründet, in der heute neben den deutschsprachigen vor allem südosteuropäische Länder vertreten sind; in Stockerau richtet man ein zentrales Lenau-Archiv ein mit dem Zweck, Lenaus gesamte Werke und Briefe neu herauszugeben. 1969 publiziert die Lenau-Gesellschaft eine eigene Zeitschrift: Lenau-Forum. Vierteljahresschrift für vergleichende Literaturforschung. Die Beteiligung vieler Länder mit unterschiedlichen literaturwissenschaftlichen Methoden und Intentionen macht — wie schon gefordert wurde — einen Forschungsbericht notwendig, »der den Stand und die noch ungelösten Aufgaben der Lenau-Forschung zu beschreiben hätte«. [1]

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Notizen

  1. Wolfgang Martens in: Lenau-Almanach (1967/68), S. 119.

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  2. Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe in 6 Bänden. Hrsg. von Eduard Castle (Leipzig 1910–1923), zitiert als: Lenau, Werke. Diese heute vergriffene kritische Ausgabe ist im großen und ganzen textlich zuverlässig, in den Anmerkungen aber revisionsbedürftig und im Variantenapparat teilweise methodisch überholt. Mit dem heutigen Stand der Handschriften befaßt sich das Lenau-Archiv Stockerau (vgl. Lenau-Almanach 1967/68, S. 114). Erste Hinweise zu Handschriften und Nachlaß auch bei: Wilhelm Frels, Deutsche Dichterhandschriften von 1400–1900 (Leipzig 1934, Bibliographical Publications. Germ. Sect. Mod. Lang. Association of America 2), S. 118; Paul Raabe, Quellenkunde zur neueren deutschen Literaturgeschichte (Stuttgart 1962, Sammlung Metzler 21), S. 71; Johannes Hansel, Personalbibliographie zur deutschen Literaturgeschichte. Studienausgabe (Berlin 1967), S. 115. Vgl. besonders die nach der Drucklegung dieses Berichts erschienenen Beiträge: Karl Gladt, Wiener Lenau-Nachlese. In: Lenau-Forum 1 (1969), H. 1, S. 42–58; H. 2, S. 40–49 und: Gerhart Baumann, Gerhard Neumann, Zur Frage einer neuen kritischen Gesamtausgabe von Lenaus Werken. Ebd. H. 1, S. 6–14.

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  3. Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke. Hrsg. von Hermann Engelhard (Stuttgart 1959).

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  4. Lenaus Werke. Hrsg. von Carl Schaeffer. Kritisch durchges. u. erl. Ausgabe. 2 Bde (Leipzig 1910).

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  5. Lenaus sämtliche Werke in vier Bänden. Mit einer biographischen Einleitung von Anastasius Grün (Stuttgart 1855).

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  6. Gedichte von Nikolaus Lenau. Erster Band. Siebente, durchges. und verm. Aufl. (Stuttgart und Tübingen 1844). Gedichte von Nikolaus Lenau. Zweiter Band. Siebente, durchges. und sehr verm. Aufl. (Stuttgart und Tübingen 1844).

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  7. Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlass. Hrsg. von Anastasius Grün (Stuttgart und Tübingen 1851).

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  8. Emma Niendorf, Lenau in Schwaben. Aus dem letzten Jahrzehnt seines Lebens (Leipzig 1853).

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  9. Anton X. Schurz, Lenaus Leben. Großentheils aus des Dichters eigenen Briefen. 2 Bde (Stuttgart und Augsburg 1855).

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  10. Nikolaus Lenau, Gedichte. Auswahl und Nachwort von Heinz Rieder (Stuttgart 1965, Reclams Universal-Bibliothek 1449).

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  11. Nikolaus Lenau, Werke in einem Band. Mit dem Essay ›Der Katarakt‹ von Reinhold Schneider. Auswahl und Nachwort von Egbert Hoehl (Hamburg 1966).

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  12. Nikolaus Lenau, Die Albigenser. Freie Dichtungen. Mit einem Nachwort von Walter Dietze (Leipzig 1965, Insel-Bücherei 471).

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  13. Rebell in dunkler Nacht. Ausgewählte Dichtungen von Nikolaus Lenau. Hrsg. und eingel. von Ernst Fischer (Berlin 1952).

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  14. Nikolaus Lenau, Gedichte. Ausgewählt von Günter Kunert (Frankfurt a. M. und Hamburg 1969, Fischer-Bücherei 955); »ihm ist Natur nichts weniger als Gleichnis des Daseins, Ausdrucksobjekt seines Weltgefühls, das aus den Zuständen seiner Epoche resultiert, in welcher politischer Herbst vorherrscht: Restauration, unter der jedes geistige und gesellschaftliche Leben ausdörrt und abstirbt.« (12); »sicher aber besteht zwischen Lenaus enger, fast pathologischer Mutterbindung und der Förderung allgemeiner Unmündigkeit [in den zurückgebliebenen, feudal und agrarisch strukturierten Gegenden] eine Wechselbeziehung« (18).

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  15. Nikolaus Lenau und Sophie Löwenthal. Die Geschichte einer tragischen Liebe. Briefe und Tagebücher. Hrsg. u. eingel. von Friedrich Minckwitz (Weimar 1963).

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  16. Lenau und Sophie Löwenthal. Tagebuch und Briefe des Dichters, nebst Jugendgedienten und Briefen an Fritz Kleyle. Hrsg. von Ludwig A. Frankl (Stuttgart 1891).

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  17. Peter Hartling, Niembsch oder der Stillstand. Eine Suite (Stuttgart 1964).

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  18. Nikolaus Lenau, Briefe an Sophie Löwenthal (1834–1845). Hrsg. von Peter Hartling (München 1968, Lehensläufe, Biographien, Erinnerungen, Briefe 15).

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  19. Vincenzo Errante, Lenau. Storia de un martire della poesia (Messina, Milano 1935); ins Deutsche übersetzt von Charlotte Rau unter dem Titel: Lenau. Geschichte eines Märtyrers der Poesie. Mit einem Vorwort von Stefan Zweig (Mengen 1948).

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  20. Vgl. besonders L. Roustan, Lenau et son temps (Paris 1898) und Louis Reynaud, N. Lenau poète lyrique (Paris 1904).

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  21. Z. B. in Die Waldkapelle (entstanden 1828), ebd. S. 28. — Die zu Unrecht aufgestellte Behauptung, Lenau sei schon vor dem offenen Ausbruch dieser Krankheit (1844) von Wahnsinn gezeichnet, taucht in der Lenau-Forschung hin und wieder auf. Georg Rosenstock, Lenaus Krankheit (Med. Diss. Jena 1944 [Masch.]) widerlegt eindeutig diese falsche Annahme und kommt zu dem Ergebnis: Lenau ist an einer durch ein organisches Leiden hervorgerufenen Paralyse zugrunde gegangen. »Wir können also ohne weiteres sagen, daß sich in Lenaus Dichtungen paralythische Anzeichen nirgends beweisen lassen.« (55) Die Geisteskrankheit gibt keine Möglichkeit, auf die psychische Konstitution Lenaus Rückschlüsse zu ziehen. Erst nach der syphilitischen Inf ektion treten Symptome der dann rasch voranschreitenden Krankheit auf. Sein Werk zeigt davon nichts mehr. Vgl. auch Bernhard Günter Schormann, Der Pessimismus in der Dichtung Nikolaus Lenaus (Diss. Göttingen 1952 [Masch.]), S. 11 und 176 f.

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  22. Lenaus Rezension von Georg Keil, Lyra und Harfe. Liederproben (Leipzig 1834). In: Lenau, Werke Bd 6, S. 33.

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  23. Johannes Martensen, Über Lenau’s Faust (Stuttgart 1836).

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  24. Vgl. das Vorwort über den Verfasser von Gert Buchheit. in: Errante, Lenau, S. 9–11.

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  25. Reinhold Schneider, ›Der Katarakt‹. Das Schicksal Nikolaus Lenaus (Würzburg 1940); später unter dem Titel ›Lenaus geistiges Schicksal‹ als erster Teil von R. S., Schwermut und Zuversicht. Lenau. Eichendorff (Heidelberg 1948), S. 7–48; leicht verändert wiederholt unter dem Titel ›Der Katarakt. Lenaus geistiges Schicksal‹ in: R. S., Über Dichter und Dichtung (Köln und Olten 1953) S. 11–46 (dort die Zitate).

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  26. Wolfdietrich Rasch, Nikolaus Lenaus Doppelsonett Einsamkeit. In: DVjs. 25 (1951), S. 214–231. Verkürzt wiederholt in: Die deutsche Lyrik. Hrsg. von Benno von Wiese. Bd 2 (Düsseldorf 1959), S. 150–158.

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  27. Walter Müller-Seidel, Probleme der literarischen Wertung. Über die Wissenschaftlichkeit eines unwissenschaftlichen Themas (Stuttgart 1965), S. 70–74, Zitat S. 74.

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  28. Karl Schuster, Glaube und Zweifel bei Lenau (Diss. Wien 1950 [Masch.]); Klaus Köhnke, Der Pessimismus im dichterischen Werk Lenaus (Diss. Hamburg 1950 [Masch.]); Karlheinz Deschner, Lenaus metaphysische Verzweiflung und ihr lyrischer Ausdruck (Diss. Würzburg 1951 [Masch.]); Bernhard Günter Schormann, Der Pessimismus in der Dichtung Nikolaus Lenaus (Diss. Göttingen 1952 [Masch.]); Wolfgang Martens, Weltschmerzmotivik bei Lenau (Diss. Köln 1952 [Masch.]), später umgearbeitet zu: W. M., Bild und Motiv im Weltschmerz, Studien zur Dichtung Nikolaus Lenaus (Köln, Graz 1957, Literatur und Leben. N. F. 4).

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  29. Schormann, Pessimismus, S. 185–189. — Auf die spezifisch moderne Situation macht Israel S. Stamm, Lenau’s Faust. In: Germanic Review 26 (1951), S. 5–12, aufmerksam. S. 12: »We recognize in Lenau’s poem an added dimension of human fate – the hopelessness of a spirit surely doomed in the world.«

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  30. Friedrich Sengle, ›Die Braut von Messina‹. In: Deutschunterricht 12 (1960), H. 2, S. 72–89; wiederholt in: F. S., Arbeiten zur deutschen Literatur 1750–1850 (Stuttgart 1965), S. 94–117, Zitat S. 115.

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  31. Friedrich Sengle, Voraussetzungen und Erscheinungsformen der deutschen Restaurationsliteratur. In: DVjs. 30 (1956), S. 268–294; wiederholt in: F. S., Arbeiten, S. 118–154, Zitat S. 146 f.

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  32. Siegfried Korninger, Lord Byron und Nikolaus Lenau. Eine vergleichende Studie. In: English Miscellany 3 (1952), S. 61–123; ders., Nikolaus Lenau und Lord Byron. In: Festschrift Moriz Enzinger. Geleitet von Herbert Seidler (Innsbruck 1953, Schlern-Schriften 104), S. 115–129. Diese zweite Arbeit zeigt vorwiegend textliche Parallelen zwischen beiden Dichtern auf und ergänzt den ersten Aufsatz.

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  33. Walter Weiss, Enttäuschter Pantheismus. Zur Weltgestaltung der Dichtung in der Restaurationszeit (Dornbirn 1962. Gesetz und Wandel 3), das Kapitel über Lenau dort S. 67–122. Zusammengefaßte Hinweise zu dem Thema schon in dem Aufsatz von Walter Weiss, Heines, Lenaus und Immermanns Kritik am Pantheismus. Zur Krise des Pantheismus in der Dichtung der Restaurationszeit. In: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 6 (1959). Germanistische Abhandlungen, S. 191–221.

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  34. József Turóczi-Trostler, Lenau (Budapest 1955); ins Deutsche übertragen von Bruno Heilig (Berlin 1961, Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft 12).

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  35. Vgl. dazu die klärende, mit Dokumenten versehene historische Untersuchung von Julius Marx: Die österreichische Zensur im Vormärz (München 1959, Österreich-Archiv. Schriftenreihe des Arbeitskreises für österreichische Geschichte).

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  36. Vgl. dafür die Akten und Zeugnisse, die Eduard Castle in der kritischen Lenau-Ausgabe, Bd 5, S. 322–378 zusammenstellt, sowie den Aufsatz von Castle: Lenau im Zensurkrieg [verfaßt 1911] in: E. C, Dichter und Dichtung aus Österreich. Ausgewählte Aufsätze (Wien 1951), S. 150–164.

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  37. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt ein Aufsatz von Leopold Bachner, Der historische Hintergrund für Lenaus geistige Existenz. In: Lenau-Almanach (1961/62), S. 5–14. Vgl. auch Hans Henning, Die wichtigsten deutschen Faust-Dichtungen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihr Verhältnis zu Goethe, Grabbe, Lenau, Heine (Diss. Jena 1965 [Masch.]), S. 124–236.

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  38. Die Unterschätzung und zu negativ gezeichnete Rolle des Religiösen in Lenaus Leben und Werk wurde dem Verfasser sogar aus dem sozialistischen Lager der Germanistik vorgeworfen, von seinem Landsmann Andreas Angyal in seiner Rezension der ungarischen Ausgabe von Turóczi-Trostler, Lenau, in: DLZ 78 (1957), Sp. 893–895.

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  39. Hartmut Steinecke, Nikolaus Lenau. In: Deutsche Dichter des 19. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Hrsg. von Benno von Wiese (Berlin 1969), S. 342–365, Zitat S. 352.

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  40. Nikolaus Lenaus Lyrik. Ihre Geschichte, Chronologie und Textkritik (Berlin 1920), Bd 1, S. 435–438.

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  41. Antal MAdl, Lenau und der Vormärz. In: Lenau-Almanach (1963/64), S. 5–45. Mádl verliert nicht — wie manchmal Turóczi-Trostler — die ästhetischen und poetischen Kriterien aus dem Blick. Er zeigt, wie Lenau einerseits die bloße Tendenzdichtung als Schädling der Kunst bekämpft, andererseits doch seine Dichtung für die Fragen und Forderungen der Zeit offen hält. Damit deckt er eine Verwandtschaft Lenaus zu Heine auf. — Ders., Geschichtsbetrachtung in der Literatur des österreichischen Vormärz: Grillparzer und Lenau. In: Lenau-Almanach (1967/68), S. 61–73. Vgl. auch Ernst Tempel, Nikolaus Lenaus Eintreten für Polen und seine Bekanntschaft mit der Dichtung Adam Mickiewiczs. In: Zs. f. Slawistik 3 (1958), S. 717–726; Alois Hofmann: Nikolaus Lenaus Polenlieder. In: Lenau-Almanach (1967/68), S. 82–95. In diesen Zusammenhang gehört auch der Vorabdruck eines Teils des Nachworts der geplanten Lenau-Ausgabe von Walter Dietze (vgl. Anm. 18), Bemerkungen zu einer neuen Lenau-Ausgabe. In: Lenau-Almanach (1965/66), S. 3–30.

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  42. Unbestritten ist das ungarische Lokalkolorit und Milieu in zahlreichen Gedichten Lenaus, eine direkte Beziehung zum ungarischen Volkslied als Quelle eines Lenauschen Gedichts läßt sich jedoch kaum herstellen. Vgl. Julius Herz, Lenau und Ungarn (Diss. Wien 1952 [Masch.]) und Nikolaus Britz: Die ungarische Atmosphäre in Lenaus Dichtung. In: Lenau-Almanach (1960), S. 11–23; Jenö Krammer, Lenaus schwäbischer Freundeskreis und Ungarn. In: Lenau-Almanach 1967/68), S. 24–36.

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  43. Vgl. Horst Althaus in seiner Rezension des Buches von Turóczi-Trostler. In: Neuphil. Mitteilungen 65 (1964), S. 230–236.

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  44. Das Mißverstehen der Romantik wurde dem Verfasser auch von sozialistischer Seite vorgeworfen, vgl. die Rezension von Andreas Angyal in: DLZ 78 (1957), Sp. 893–895.

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  45. Vgl. die Rezension von Hans Jürgen Geerdts in: DLZ 83 (1962), Sp. 221–224.

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  46. Wie Polemik und Einseitigkeit zum gewohnten Bild der Lenau-Forschung gehören, zeigt zum Beispiel folgende Tatsache: zu Lenaus Enttäuschung über Amerika und die rohen Sitten seiner Bewohner bemerkt Turóczi-Trostler: »Es hört sich an, als spräche Lenau nicht von der amerikanischen Lebensweise zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, sondern von der heutigen« (46). In seinem Amerika-Erlebnis sieht er fast nur negativen Einfluß auf seine Dichtung. Ein amerikanischer Aufsatz dagegen weist zwar mit Recht auf die positive Bedeutung Amerikas bei Lenau hin, verzeichnet aber das Amerika-Erlebnis doch wieder, wenn er diesem nicht nur eine günstige Einwirkung auf Lenaus dichterische Ausbildung, sondern auch eine Erstarkung im christlichen Glauben zuschreibt, die bis an sein Ende angehalten habe. Diese religiöse Wandlung läßt sich jedoch mit der späteren Dichtung Lenaus, man denke nur an Die Albigenser, nicht vereinen. So erklärt der Verfasser den Anlaß zur Entstehung der meisten Dichtungen nach dem Amerika-Erlebnis nur durch den äußeren Einfluß der österreichischen Zensur und verkennt damit die Tatsachen. Karl J. R. Arndt : The effect of America on Lenau’s life and work. In: Germanic Review 33 (1958), S. 125–142.

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  47. Die Dissertation von Kurt Wenzlitschke, Nikolaus Lenau und die politischsozialen Strömungen seiner Zeit (Köln 1963) kann wegen des unklaren Ansatzes, der verschwommenen Terminologie und eben solcher Ergebnisse das von Turóczi-Trostler angeschnittene Problem nicht fördern.

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  48. Köln, Graz 1957, eine mehrfach überarbeitete Version von Martens’ existenzialistisch orientierter Dissertation: Weltschmerzmotivik bei Lenau (Köln 1952), vgl. Anm. 37.

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  49. »Die Aussagen Kierkegaards über die verzweifelte Existenz des modernen Ich entsprechen in der Tat weitgehend weltschmerzlichem Erlebnis. Die menschliche Problematik Lenaus darf mit Fug als eine Äußerungsform der Kierkegaardschen ›Krankheit zum Tode‹ angesprochen werden« (106). Mit Hilfe von Kierkegaard wird »Lenaus Problematik als die Problematik des vor Gott eigenmächtigen Ich verstanden«, und: »Dem zerstörten Gottesverhältnis korrespondiert ein bestimmtes seelisches Krankheitsbild« (109). — Vgl. zu dem religiösen Problem Hugo Schmidt, Religious issues and images in Lenau’s work. In: Germanic Review 39 (1964), S. 163–182.

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  50. Emil Ermatinger, Die deutsche Lyrik in ihrer geschichtlichen Entwicklung von Herder bis zur Gegenwart (Leipzig und Berlin 1921), Bd 2, S. 51.

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  51. Günther Müller, Geschichte des deutschen Liedes vom Zeitalter des Barock bis zur Gegenwart (München 1925), S. 302.

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  52. Johannes Klein, Geschichte der deutschen Lyrik (Wiesbaden 1957), S. 524.

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  53. Wilhelm Kosch, Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. 2. Aufl. (Bern 1956), S. 1884.

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  54. August Closs, Die neuere deutsche Lyrik vom Barock bis zur Gegenwart. In: Deutsche Philologie im Aufriß. Hrsg. v. Wolfgang Stammler (Berlin 1954), Bd 2, Sp. 177–179.

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  55. Theo Zindler, Die Entwicklung im lyrischen Stil Lenaus (Diss. Marburg 1959 [Masch.]).

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  56. Lenau an Emilie von Reinbeck, 16. 1. 1838; Lenau, Werke Bd 4, S. 270.

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  57. Hugo Schmidt, Natursymbole in Nikolaus Lenaus Gedichten. In: Lenau-Almanach (1963/64), S. 46–72; vgl. auch ders., Naturbilder in Nikolaus Lenaus Gedichten. In: Lenau-Almanach (1965/66), S. 31–41. Schmidts Dissertation: Nikolaus Lenau’s imagery (Columbia Univ. 1959) war nicht erreichbar.

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  58. Aus Lenaus Rezension von Georg Keil, Lyra und Harfe. Liederproben, 1834. In: Lenau, Werke Bd 6, S. 33.

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  59. Vgl. zu den spezifischen österreichischen Bedingungen auch Robert Mühlher, Zum Hintergrund von Lenaus Bildersprache. In: Lenau-Almanach (1965/66), S. 42–55.

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  60. Gerhard Neumann, Das »Vergänglich Bild«. Untersuchungen zu Lenaus lyrischem Verfahren. In: ZfdPh 86 (1967), S. 485–509, Zitat S. 492.

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  61. Auf die Zugehörigkeit Lenaus zur barocken Tradition, die zumal in Österreich sehr stark ist, weist auch Ivar Ivask hin: Nikolaus Lenau. Vorläufer der Moderne oder Nachzügler des Barock? In: Wort in der Zeit 10 (1964), H. 5, S. 35–41.

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  62. Von Walter Weiss, vgl. Lenau-Almanach (1967/68), S. 114.

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  63. Zu technischen Fragen einer künftigen Bibliographie vgl. die vorläufigen Hinweise von Strahingá Kostić, Zur Frage editorischer Grundsätze einer internationalen Lenau-Bibliographie. In: Lenau-Almanach (1967/68), S. 96–100.

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  64. Vgl. Conrad Ferdinand Meyer, Sämtliche Werke. Hist.-krit. Ausg., besorgt von Hans Zeller und Alfred Zäch. Bd 2. Hrsg. von Hans Zeller (Bern 1964).

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  65. Heinrich Bischoff, Nikolaus Lenaus Lyrik. Ihre Geschichte, Chronologie und Textkritik. 2 Bde (Berlin 1920, 1921).

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  66. Solche wurden hin und wider veröffentlicht, vgl. Josef Buchowiecki, Ein unveröffentlichter Brief Nikolaus Lenaus [vom 3. 5. 1843 an Joachim VON Kleyle]. In: Euphorion 54 (1960), S. 434–436; Helga Jukász-Hajdu, Zwei unbekannte Briefe Lenaus [vom 11. 10. 1840 und 16. 8. 1841 an Joseph Klemm]. In: Lenau-Almanach (1963/64), S. 75–77; Hugo Schmidt, Eine wiederentdeckte Lenau-Handschrift. In: Lenau-Almanach (1965/66), S. 128.

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  67. Vgl. dazu vorläufig Joseph von Hessen, Lenau und die Jungdeutschen (Diss. Groningen 1925).

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  68. Das wohl gründlichste Material bietet die unveröffentlichte Urschrift der Lenau-Biographie von seinem Schwager Schurz. Schurz, der den gesamten, heute fast vollständig verlorengegangenen Lenau-Nachlaß zur Verfügung hatte, begann auf dieser Grundlage und mit seiner persönlichen Erfahrung, der seiner Frau, Lenaus Schwester, und der seiner Freunde gleich nach dem Tod des Dichters mit einer ausführlichen Lenau-Biographie. Die nach dreimaliger Umarbeitung und Kürzung 1855 erschienene Fassung (vgl. Anm. 9) stellt nur einen Bruchteil des umfangreichen Materials der ersten Fassung dar, die zwar als Biographie wenig geeignet war, für den heutigen Lenau-Forscher aber eine Fundgrube zu einer genauen Erfassung des Dichters und seiner Umwelt bedeutet. Hier finden sich die Familien-, Jugend- und Krankheitsgeschichte des Dichters in reichen Einzelheiten, Episoden aus Lenaus Leben in der authentischen Fassung Sophies und Auerspergs, 36 unveröffentlichte Briefe an Lenau von seiner Mutter und aus dem schwäbischen Dichterkreis (Justinus Kerner, Karl Mayer, Leopold Schleifer, Gustav Schwab, Ludwig Uhland) und von Karl Johann Braun von Braunthal, Auersperg, Martensen u. a. wie Briefe und Brieffragmente von Lenau selbst (einen davon veröffentlichte Josef Buchowiecki, vgl. Anm. 94), ferner Mitteilungen aus den bisher verlorenen Skizzenbüchern [jetzt veröffentlicht von Eduard Castle, Aus Lenaus Einschreib ebüchern. In: Die österreichische Nationalbibliothek. Festschrift Josef Bick (Wien 1948), S. 278–285], Materialien zu Gedichten, dem Trauerspiel Barbara Radziwil, zu Lenaus letztem epischen Plan und Aufzeichnungen aus Winnenthal, vollständiger als die von Castle in Lenau, Werke Bd 6, S. 94–103 veröffentlichten. Diese lang verloren geglaubte Urschrift tauchte 1924 wieder auf und befindet sich heute in der Nationalbibliothek Wien. Vgl. dazu: Eduard Castle, Die Urschrift der ersten Lenau-Biographie. Mit ungedruckten Briefen von Anastasius Grün. In: Jahrb. der Grillparzer-Gesellschaft. 3. Folge, Bd 2 (1956), S. 95–122. — Vgl. zu der zeitgeschichtlichen Einordnung auch: Max Schaerffenberg, Nikolaus Lenaus Dichterwerk als Spiegel der Zeit. Ein Beitrag zur religiösen Geistesgeschichte des dritten bis fünften Jahrzehnts des neunzehnten Jahrhunderts (Erlangen 1935). Manchen wertvollen Hinweis geben auch die Miszellen und Notizen der Lenau-Almanache.

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  69. Man reißt sogar aus dem Zyklus der Schilflieder einige Gedichte heraus und interpretiert sie zusammenhanglos für sich: Hans Färber, Vier Gedichte Lenaus. In: Wege zum Gedicht. Hrsg. von Rupert Hirschenauer und Albrecht Weber (München, Zürich 1956), S. 228–232.

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  70. Der Aufsatz von János Barta, Lenau und die lyrischen Gattungen. In: Lenau-Almanach (1967/68), S. 37–46 verfährt zu unhistorisch.

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  71. Einige Anhaltspunkte dazu geben die Anmerkungen Castles in seiner Lenau-Ausgabe, Heinrich Bischoff und exemplarisch an einem Einzelfall: Johanna Wehner, Lenaus literarisches Verhältnis zu Friedrich Matthisson (Diss. Münster 1914), Arbeiten, die aber zum Teil methodisch überholt sind.

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  72. Karl Ferdinand Becker, Schulgrammatik der deutschen Sprache (Frankfurt a. M. 1839); ders., Ausführliche deutsche Grammatik. 2 Bde (Frankfurt 1842, 1843), vgl. das Verzeichnis von Lenaus Bibliothek in: Lenau, Werke Bd 5, S. 401–408.

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  73. Karl Ferdinand Becker, Organism der Sprache als Einleitung zur deutschen Sprache (Frankfurt a. M. 1827); ders., Der deutsche Stil (Frankfurt a. M. 1848).

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  74. Vgl. auch Andreás UzsoKf, Lenau es Mosonmagyaróvár. In: Arrabona 8 (1966) S. 167–185 (in ungar. Sprache mit deutscher Zusammenfassung). Dazu gehören auch die Lenaudarstellungen in Romanform von Ferdinand Kürnberger, Der Amerikamüde (Frankfurt a. M. 1855) bis Erwin Ott, Nikolaus Lenau. Biographischer Roman (Wien, München, Zürich 1963) und Peter Härtling, Niembsch oder der Stillstand (Stuttgart 1964).

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Häntzschel, G. (1970). Nikolaus Lenau. In: Hermand, J., Windfuhr, M. (eds) Zur Literatur der Restaurationsepoche 1815–1848. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99500-1_2

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