Zusammenfassung
Diese knappe und präziseste Charakterisierung des Dichters Hartmann von Aue stammt von seinem großen Kunst- und Zeitgenossen Gottfried von Straßburg, und sie kennzeichnet in der Tat die hervorragendsten Eigenschaften und Verdienste des Gepriesenen (dessen Lob hier freilich um so strahlender glänzt, weil es sich absetzt gegen die schneidende Verurteilung dunkler Magie, wie sie Gottfried in der Dichtung des ungenannten Antipoden Wolfram verhöhnt und verwirft). Hartmann durchverwet, so setzt die Rühmung ein: er ist also ein colorator, ein Meister der ars rhetorica, der es versteht, mit Hilfe der colores rhetorici aus der Alltagsrede Dichtung zu machen, der sie durchzieret, dekoriert, mithin sich bewundernswert hervortut in der Beherrschung der Dichtungstechnik, wie sie im Trivium schulmäßig gelehrt wurde. Gottfried setzt hier be-wußt Gegensatzpaare. Dem uzen und dem innen entspricht worten und sinnen, und so wird das verwen wohl auch dem uzen und den worten, das zieren dem innen und den sinnen gelten. Weiter entspricht dann dem uzen die rede: sie fixiert, legt fest das innen, die meine, den sen (wie es die französischen Dichter der Zeit nennen): heute würde man von der ‘Aussage’ reden.
Hartman der Ouwære ahi, wie der diu mære beid uzen unde innen mit worten und mit sinnen durchverwet und darrchzieret! wie er mit rede figieret der aventiure meine! wie luter und wie reine siniu cristallinen wortelin beidiu sint und iemer müezen sin! si koment den man mit siten an, si tuont sich nahen zuo dem man und liebent rehtem muote. swer guote rede ze guote und ouch ze rehte kan verstan, der muoz dem Ouwære lan sin schapel und sin lorzwi
(›Tristan‹, ed. Ranke, v. 4621–4637)
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Literatur zu Hartmann und dem Ganzen Seines Werkes Literaturgeschichten
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Wapnewski, P. (1962). Einleitung. In: Hartmann von Aue. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99359-5_1
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