Zusammenfassung
Rodolphe Salis hatte am 18. November 1881 am Fuße des Montmartre ein ›Cabaret‹ eröffnet, dem er nach Poes Kurzgeschichte den Namen ›Chat noir‹ gab. Cabaret hieß bis dahin jede Kneipe; Salis machte sein Lokal zu einem Treffpunkt für Pariser Künstler und Studenten, indem er zunächst eine Bildergalerie einrichtete, dann regelmäßig freitags Soireen veranstaltete, bei denen Gedichte, Lieder, Couplets rezitiert bzw. gesungen wurden. Der Hauptteil des Programms bestand aus dem rezitierten Gedicht und Lied, dem Chanson. Es war ein Glücksfall, daß Salis in Aristide Bruant und Yvette Guilbert Interpreten fand, die dem ›Cabaret artistique‹ und dem Chanson die verpflichtende Form gaben. Von Beginn an waren diese Soireen antibürgerlich und sozialkritisch eingestellt und die Chansons bewegten sich zwischen Sarkasmus und sozialer Anklage. Eines der berühmtesten Chansons von Aristide Bruant war »La Roquette«, in dem er die letzten Stunden eines Mörders darstellt, der im Gefängnis ›La Roquette‹ auf seine Hinrichtung wartet:
»Die Nacht war lang. Herein zu mir
scheint bleich der Morgen.
Bald sind die Herrn vor meiner Tür
die mich besorgen.
Gendarmen stehn in Reih und Glied
Rings um die Stätte.
Das Volk heult — ein Begräbnislied
auf La Roquette.«
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Literatur
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Petzoldt, L. (1974). Die Geburt des Chansons aus dem literarischen Cabaret. In: Bänkelsang. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99304-5_10
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