Nachwort von Hans Hinterhäuser

Zusammenfassung

In einer vergessenen Schrift des 17. Jahrhunderts, den »Conversations tirées de l’Académie de M. l’abbé Bourdelot«, aufgezeichnet von Pierre le Gallois (1672), fragt ein Sprecher namens Eudoxe mit besorgter Neugier, ob denn auch alles, was die Fama über Monsieur Huet verbreite, der Wahrheit entspreche. Darauf bricht Oronte in den folgenden Hymnus aus: „Er kennt alles und jegliches, vom Ysop bis zur Zeder, von der Grammatik bis zur Theologie ; so daß man billig von ihm sagen kann: Scivit et in mundo, scibile quidquid erat; nichts ist ihm verborgen in Wissenschaften und Künsten, nichts unbekannt in allen Autoren. Niemand hat mehr gelesen, niemand mehr gelernt als er. Wunderbar sind denn auch seine Anlagen, verfügt er doch über ein erstaunliches Gedächtnis, verbunden mit einer mächtigen Einbildungskraft und einem überaus sicheren Urteil. So ist man unschlüssig, was man mehr an ihm bewundern soll: sein Wissen oder seine Weisheit; und die ihn kennen, sind nicht weniger verblüfft über die Weite des einen wie über die Größe der andern. Doch was zu noch höherer Bewunderung zwingt, ist dies, daß er bei all dem die Vierzig noch nicht erreicht hat; daß seine Bescheidenheit nicht geringer ist als sein Wissen; daß seine Doktrin ihn nicht hindert, einer der angenehmsten Gesellschafter zu sein und im Gespräch die Früchte seiner Studien in einer Weise vorzubringen, die erkennen läßt, daß er nicht weniger in der Wissenschaft vom Hofe als in derjenigen der Studierstube zu Hause ist…“

„Auch in der Literatur — wenn die Kinder zu Bett gebracht sind, bleiben die Großen noch sitzen.“

Wilhelm Raabe