Zusammenfassung
Während lange Zeit das Interesse der Forschung vorwiegend den Märchentexten galt, die man in den Aufzeichnungen der publizierten Sammlungen vorfand, vor allem den Motiven und ihrer Anordnung, dem Inhalt also und der Struktur der Erzählungen, ist im Laufe des 20. Jh.s die Frage nach dem Leben und den Lebensbedingungen der mündlich überlieferten Märchen stark in den Vordergrund getreten. Märchenbiologie bemüht sich einerseits um das Märchen selber: Entstehungs- und Wachstumsbedingungen, Verfalls- und Regenerationserscheinungen, Modifikationen durch Vermischung mit anderen Erzählungen und Erzähltypen, verschiedenartige Ausprägung im Munde verschiedener Erzählerpersönlichkeiten, verschiedener Völker und Zeiten. Von da aus erfolgt von selber der Schritt zur Betrachtung der lebendigen Träger der Märchen-Überlieferung, der Erzähler und der Erzählgemeinschaft und ihres Verhältnisses zu den Erzählungen und zum Erzählen, eine Forschungsaufgabe, die sich die funktionalistisch orientierte Volkskunde entsprechend auch auf allen anderen Gebieten stellt. Die grundsätzliche Gemeinschaftsbezogenheit der Volkserzählung, der mündlich überlieferten Folklore überhaupt wird 1929 von Peter Bogatyrev und Roman Jakobson als entscheidendes Wesensmerkmal hervorgehoben: »Die Existenz eines Folkloregebildes als solches beginnt erst, nachdem es von einer bestimmten Gemeinschaft angenommen wurde.« Bogatyrey/Jakobson sprechen von der »Präventivzensur der Gemeinschaft« (eine einflußreiche Formel, die später von vielen paraphrasiert wurde) und rehabilitieren, wenn auch mit Einschränkungen, die romantische Konzeption des kollektiven Schaffens: »Reproduktion bedeutet keine passive Übernahme«, »das Milieu stutzt sich … das geschaffene Werk zurecht«; »Umbildung … ist ebenfalls ein Akt des Schaffens«. Neuerdings fragt Forschung auch nach den Wechselbeziehungen zwischen den Märchen und den gesellschaftlichen Systemen, in denen sie leben. In diesem Sinne bildet die Märchensoziologie, zu der erste Ansätze besonders in Osteuropa und in den USA vorhanden sind, einen Teil der Märchenbiologie.
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Literatur
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Dietz-Rüdiger Moser, Die homerische Frage und das Problem der mündlichen Überlieferung aus volkskundlicher Sicht, in: Fabula 20, 1979, S. 116–136; Moser schlägt für den Schwank die Motiv-Bezeichnung F 111.7 vor: Journey to land where people had never seen the sea; vgl. William F. Hansen, The Story of the Sailor Who Went Inland, in: Folklore today (s. oben S. 87).
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Friedrich Sieber, Wünsche und Wunschbilder im späten deutschen Zaubermärchen, Jahrbuch 3, 197, S. 11–30.
Siegfried Neumann, Der mecklenburgische Volksschwank, 1964 (Zitat S. 63) ähnlich in der Einleitung zu Mecklenburgische Volksmärchen, 1971, S. 19, 26. — Derselbe, Ein mecklenburgischer Volkserzähler, 1968, 21970 (Schwänke). Derselbe, Eine mecklenburgische Märchenfrau, 1976 (»kleinbürgerlich«, »typisch für die auslaufende Erzähltradition und für … Einfluß der Grimmschen Sammlung«, S. 11, 47).
Volker Klotz, Weltordnung im Märchen, in: Neue Rundschau 1970, S. 73–91. Klotz sieht im Volksmärchen einen wunschgeborenen Gegenentwurf zum Alltag; es ist nicht »welthaltig« (gegen Lüthi); es ist zwar »naiv, aber es ist nicht moralisch, sondern ästhetisch«, es stellt nicht eine gerechte, sondern eine harmonische Ordnung her, nicht »naive Moral« herrscht in ihm, sondern »naive Ästhetik« (gegen Jolies); vgl. a. oben S. 23 f.
Klaus Doderer, Klassische Kinder- und Jugendbücher, 21970, darin S. 137–151: Das bedrückende Leben der Kindergestalten in den Grimmschen Märchen (Zitat S. 143).
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Psaar/Klein: s. unten S. 112.
Ernst Bloch, Verfremdungen I, 31970, darin S. 152–162 Zerstörung, Rettung des Mythos durch Licht; derselbe, Das Prinzip Hoffnung, 1953 u. ö., Taschenbuch 1973, Bd. I S. 409–429; derselbe, Vier Reden, 1970 (Beiheft zur Schallplatte »Es spricht Ernst Bloch«).
Christa Bürger, Die soziale Funktion volkstümlicher Erzählformen — Sage und Märchen, in: Heinz Ide (Herausgeber), Projekt Deutschunterricht 1, 1971/72, S. 26–56; dieselbe, Deutschunterricht — Ideologie oder Aufklärung, 21973, darin S. 69–79 Einfache Formen, soziologisch gedeutet (Sage und Märchen).
Paul Ludwig Sauer, Märchen und Sage. Didaktische Analyse anstelle ideologischer Betrachtung, in: Wirkendes Wort 23, 1973, S. 228–246; derselbe, Märchen und Sprachpflege in der Vorschulerziehung, in: Beiträge zur Sozialpädagogik und Sozialarbeit 1, 1975/76, S. 173–280. In beiden Untersuchungen eindringliche und kenntnisreiche Auseinandersetzung mit Bloch, Bürger, Wollenweber u. a.
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Lüthi, Ästhetik, S. 167–184, 231–216 (Stellungnahme zu der psychologisch/pädagogisch/gesellschaftspolitischen Diskussion um das Volksmärchen).
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Milko Matičetov: Verschiedene Arbeiten zur Erzählerforschung in slowen. Sprache, erwähnt bei Vilko Novak, Die Erforschung der slowenischen Volksdichtung… 1920–1959, in: Zeitschr. f. slaw. Philologie XXIX, 1960, S. 183–199.
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Dietz-Rüdiger Moser, Märchensingverse in mündlicher Überlieferung, in: Jahrbuch für Volksliedforschung 13, 1968, S. 85–122.
Das Institut für ostdeutsche Volkskunde in Freiburg im Br. (Leiterin: Waltraut Werner) besitzt eine große Sammlung von Tonbändern mit Aufnahmen von Erzählungen traditionsgebundener Erzähler und Erzählerinnen.
Zum Problem des Nacherzählens von Buchmärchen s. Walter Scherf, Wie erzählt man Märchen?, in: Die Freundesgabe 1962, S. 37–46, und Charlotte Rougemont, … dann leben sie noch heute, Erlebnisse und Erfahrungen beim Märchenerzählen, 21963. Vilma Mönckeberg, Das Märchen und unsere Welt (Erfahrungen und Einsichten), 1972, sieht in den Erwachsenen auch heute noch die legitimsten Märchenhörer (es gelte, »das Märchen für die Welt der Erwachsenen zurückzugewinnen«, S. 17); der berufene Vermittler sei nicht das Buch, sondern der Erzähler: »Das Märchen … benötigt … die tönende Stimme«, nicht die der Platte, sondern die lebendige.
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Paul Gaechter, Gedächtniskultur in Irland, Innsbruck 1970.
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Literatur
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Linda Dégh, Biologie des Erzählguts, in: EM Bd. 2, Sp. 386–406.
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Robert A. Georges, From Folktale Research to the Study of Narrating, in: Folk Narr., p. 159–168.
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Linda Dégh and Andrew Vázsonyi, Magic for Sale: Märchen and Legend in TV Advertising, in: Fabula 20, 1979, S. 47–68 (S. 65: folklore genres — the legend in particular — can be identified only in their contexts).
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Barbara Kirschenblatt-Gimblett (ed.). Speech Play. Research and Resources for Studying Linguistic Creativity, Philadelphia 1976.
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Lüthi, M. (1979). Märchenbiologie. In: Märchen. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99225-3_8
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