Zusammenfassung
Das Nibelungenlied ist zwar nicht nur, aber doch auch die Tragödie Kriemhilts. Das hat vielleicht schon der Schreiber der Prünn-Münchener Handschrift D, 14. Jahrhunderts, erkannt, als er die Dichtung mit der Überschrift versah: Daz ist das Buch Chreimhilden, und die Ambraser Handschrift d, 16. Jahrhunderts, ist ihm darin gefolgt: Ditz Puech heysset Chrimhilt. Es dürfte mit Recht so heißen, weil die Einheit des Epos letztlich auf der Einheit ihres Charakterbildes beruht, ja aus dieser überhaupt erst erwachsen ist. Die ältere Lied-Dichtung kennt Kriemhilt oder, wie sie im Norden heißt, Guðrún als liebende Gattin Sigurðrs und als kaltblütige Rächerin ihrer Brüder an ihrem zweiten Mann Atli. In den erhaltenen Eddaliedern stehen die beiden unverbunden nebeneinander. Die zweite scheint von der ersten nichts zu wissen, und sie hat anscheinend vergessen, daß ihre Brüder es waren, die ihr Sigurðr erschlugen. waren, die ihr Sigurðr erschlugen. Die Gunnar verfluchende und Rache für Sigurðr gelobende Guðrún des »Brot«:
11,5 ‘gramir hafi Gunnar, gqtvað Sigurðar! heiptgiarns hugar hefnt scal verða!
mag einen mit dem deutschen Sagenschluß vertrauten Dichter verraten (weswegen man sein Gedicht neuerdings zu den jüngeren Liedern rechnet1), Kenntnis der Vorgeschichte setzt auch die Atlaqviða voraus, und es bleibt bestehen, daß die dichterische Verschmelzung der beiden Sagen, in welchen Kriemhilt-Guðrún eine Rolle spielte, im Norden nicht gelungen, ja nicht einmal versucht worden ist.
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Anmerkungen
So Bert Nagel, Neue Heidelberger Jahrbücher 1954, S. 50ff.
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Schröder, W. (1968). Die Tragödie Kriemhilts im Nibelungenlied. In: Nibelungenlied-Studien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99174-4_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99174-4_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-99174-4
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