Zusammenfassung
Die vergleichende Betrachtung von Werken der Kunst und der Dichtung wirkt auf viele Forscher heute so anziehend wie je. Aber sie hat ebensoviele Gegner, darunter so temperamentvolle wie E. R. Curtius. Das liegt daran, daß man noch nicht klar gefragt hat, was hier Vergleichen heißt und was man vergleichen kann.
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Anmerkungen
Daß auch die Architektur in bestimmten Perioden als ‘Nachahmung’ oder ‘Abbild’ verstanden wurde, darauf hat Hans Sedlmayr eindrücklich hingewiesen (vgl. Die Entstehung der Kathedrale, 1950, Kap. 25 und 26), obgleich sein Beweis gerade für die gotische Kathedrale kaum überzeugen kann. Viele Beispiele auch bei Dagobert Frey, Grundlegung zu einer vergleichenden Kunstwissenschaft, 1949, Kap. IV und V passim.
Auch die genauesten Farbtöne eines Bildes von Cézanne z. B. wiederholen nicht einfach die Farbtöne der ‘Natur’, sondern nur ihre Relationen und räumlichen Valenzen, jedoch übertragen in ein neu und frei geschaffenes Farbton-System der Fläche—darum nur läßt Cézanne bei zunehmender ‘Genauigkeit’ die berühmten weißen Flecke stehen, wo ihm diese Übertragung nicht ganz gelingen will. Und die dogmatischen Naturalisten der Literatur geben doch nicht die Wirklichkeitssprache, auch wenn sie kopieren, sondern sie müssen sie umsetzen in das neue, frei geschaffene Medium der Milieu-‘Atmosphäre’.
Vgl. für die Kunst die (etwas einseitigen) Bemerkungen von Richard Hamann, Kunst und Können. Die Kategorie des Künstlerischen, Logos 22 (1933), S. 1–36.
Vgl. Heinrich Wölfflin, Kunstgeschichtliche Grundbegriffe. Eine Revision, Logos 22 (1933), S. 210–218.
Beispiele: Der Manierismus des 16. Jahrhunderts und noch mehr der Barock setzen wirklich, wie Wölfflin gesehen hatte, in allen Künsten an die Stelle klarer, statischer Formen nun unklare, dynamische—z. T. sogar im sichtlichen Gegensatz zu den immanenten Gesetzen etwa der Architektur oder der Plastik. Der Klassizismus des 18. Jahrhunderts gibt freiwillig und bewußt den Reichtum barocken Könnens auf für sein neues Stilideal.
z. B. Maximen und Reflexionen, ed. Günther Müller, 1943, Nr. 810.
Der Begriff wird heute mehr und mehr in allen Bereichen, aber meist ungeklärt metaphorisch oder mehr versuchsweise gebraucht. Vgl. auch die launigen Bemerkungen von Karl Vossler, Puristische und fragmentarische Kunstkritik, Logos 22 (1933), S. 203–209.
Vgl. Hugo Kuhn, Die Klassik des Rittertums in der Stauferzeit, in: Annalen der deutschen Literatur, hrsg. v. H. O. Burger, 1952, S. 122ff.
Zur ‘dynamischen’ Struktur der Frühgotik vgl. Werner Gross, Die abendländische Architektur um 1300, 1947; zur ‘Anlehnung’ z. B. Hans Sedlmayr, a.a.O. Kap. 15 u. ö.
Vgl. Georg Scheja, Zur Erkenntnis und Wertung der modernen Kunst, DVjs. 25 (1951), S. 250–265.
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Kuhn, H. (1959). Struktur und Formensprache in Dichtung und Kunst. In: Dichtung und Welt im Mittelalter. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99164-5_2
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