Zusammenfassung
Nach dem allgemeinen Zusammenbruch von 1945 war auch auf wissenschaftlichem Gebiet erst einmal eine tabula rasa geschaffen. Doch anstatt sich wirklich umzubesinnen, behalf man sich entweder mit einer leichten Kaschierung des Überlieferten oder versuchte, allem Ideologieverdächtigen überhaupt aus dem Wege zu gehen. Während man sich bis in die frühen vierziger Jahre in einem starken Maße geistesgeschichtlich oder nationalistisch engagiert hatte, gilt jetzt das Phänomen des Weltanschaulichen als etwas ausgesprochen Trügerisches, dem man im Rahmen der Kulturwissenschaften mit einer gewissen Askese begegnet. Wie um 1930 besinnt man sich wieder auf das „Künstlerische a priori“, was zu einem mächtigen Anwachsen aller rein ästhetischen Betrachtungsweisen führt. So spricht Max Wehrli (s. S. 6) von einer „Neubesinnung … auf die Sache selbst“, die sich ganz der „werkstilistischen“ Analyse widme (S. 53/54). Horst Oppel (s. S. 20) nannte diese Hervorhebung der werkimmanenten Elemente eine Rückkehr zu dem „eigentlichen Anliegen der literarischen Forschung“ überhaupt (S. 51). Ebenso entschieden äußerte sich Karl Viëtor (PMLA 60, 1945), der das „Wunder der dichterischen Gestalt“ als ein „Phänomen sui generis“ bezeichnete, dem mit außerliterarischen Mitteln niemals beizukommen sei (S. 915).
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Hermand, J. (1965). Wissenschaftliche Neuorientierung nach 1945. In: Literaturwissenschaft und Kunstwissenschaft. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99103-4_7
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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