Zusammenfassung
Alle Kunst- und Literaturwissenschaftler, die sich um 1930 zu einer vertieften Geschichtlichkeit und Sachbezogenheit bekannten, mußten sich ab 1933 eine heftige Kritik von Seiten der neuen Machthaber gefallen lassen. Was jetzt in den Vordergrund tritt, ist wieder das „Deutsche a priori“, das jenseits aller historischen Vereinzelungen steht und sich nur in „visionärer“ Schau erkennen läßt. Aus Epochenstilen wie Klassik und Romantik wird daher in steigendem Maße die „deutsche Bewegung“, aus dem Realismus der „deutsche Realismus“, aus Schiller der „deutsche Schiller“. Sämtliche Epochen der deutschen Geistesgeschichte erfahren dadurch einen Zug ins Große und Heroische, werden zum Ausdruck für das unverwelkliche, sich „ewig erneuernde“ Leben des Volkes. Man knüpfte dabei methodisch an die kryptofaschistische Neuromantik der Jahrhundertwende, die expressionistische Wesensschau, die nordischgotisierende Geistesgeschichte, die Rassenkunde, den Existentialismus und die Heimatkunst-Bewegung an, wodurch ein irrationaler Eklektizismus entstand, dem die mehr sach- und geschichtsbezogenen Tendenzen um 1930 weitgehend zum Opfer fielen.
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Literatur
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Hermand, J. (1965). Unter dem Druck des Nationalsozialismus. In: Literaturwissenschaft und Kunstwissenschaft. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99103-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99103-4_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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