Zusammenfassung
In Henrik Ibsens Schauspiel »Nora« probiert Nora am Ende des zweiten Aktes einen Tanz, eine Tarantella, die sie am folgenden Abend bei einer Gesellschaft vortanzen will. Aber die Probe ist nur Anlaß, beinahe nur Vorwand: Nora tanzt immer schneller und erregter, Dialogstellen begleiten die Vorführung; die Szene wird zum Höhepunkt des zweiten Aktes und ist eine der bedeutendsten Szenen des ganzen Dramas. Dieser Tanz hat seine genaue dramatische Funktion in Ibsens Dramenbau, und er hat einen besonderen Ausdruckswert. Davon wird noch zu sprechen sein. Zunächst soll dieses Beispiel die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß im ernsten Sprechdrama ein Tanz vorgeführt wird. Das gibt es, wenn man von Büchner absieht, vorher nicht. In der Oper ist der Tanz natürlich von jeher üblich, auch im Singspiel wird getanzt, und in der Komödie gibt es häufig Tanzszenen. Auch wissen wir, daß die Entstehung der griechischen Tragödie aufs engste mit dem Tanz verbunden ist. In der klassischen Tragödie wird der Rest dieser Verbindung erkennbar im Chor, der sich tanzend bewegte. Man hat vermutet, daß auch der einzelne Schauspieler im griechischen Drama gelegentlich Tanzschritte ausführte. Aber Genaues wissen wir darüber nicht1.
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Anmerkungen
Georg Büchners Werke und Briefe, hg. v. Fritz Bergemann, 3. Aufl. Leipzig 1940, S. 117.
Henrik Ibsen, Sämtliche Werke, Volksausgabe in fünf Bänden, hg. von J. Elias und P. Schienther, Band 4, Berlin 1907, S. 65.
Isadora Duncan, Der Tanz der Zukunft, Leipzig 1903, S. 41.
Meister und Meisterbriefe um Hermann Bahr, Wien 1947, S. 206. 15 Friedrich Nietzsche, Werke in drei Bänden, hg. von Karl Schlechta, Band II, München 1955, S. 445.
Frank Wedekind, Prosa Dramen Verse, München 1960, S. 409.
Oskar Wilde, Salomé, deutsch von H. Lachmann, Wiesbaden 1959, S. 48.
Vgl. dazu auch die Ausführungen Michael Hamburgers über Hofmannsthals Verhältnis zum Tanz, über seine Libretti usw.: »Hugo von Hofmannsthal. Zwei Studien“, Göttingen 1964, S. 69–94.
Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke in Einzelausgaben, hg. von Herbert Steiner, Prosa II, Frankfurt 1959, S. 223.
Hugo von Hofmannsthal, a.a.O., Prosa III, Frankfurt 1964, S. 46f.
Hugo von Hofmannsthal, a.a.O., Prosa I, Frankfurt 1956, S. 228.
Der Brief ist mitgeteilt in der Arbeit von Wolfgang Nehring, Die Tat bei Hofmannsthal, Stuttgart 1966, S. 139f.
Hugo von Hofmannsthal, a.a.O., Dramen II, Frankfurt 1954, S. 72.
Gabriele d’Annunzio, Das Schiff, deutsch von Rudolf G. Binding, Leipzig 1910, S. 142ff.
Gerhart Hauptmann, Sämtliche Werke, hg. von H.-E. Hass (Centenar-Ausgabe), Band II, Frankfurt-Berlin 1965, S. 358.
Gerhart Hauptmann, Centenar-Ausgabe Bd I, 1966, S. 935.
Karl Schönherr, Der Weibsteufel, Leipzig 1927, S. 112.
Karl Schönherr, Maitanz, Leipzig 1922, S. 60.
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Rasch, W. (1967). Tanz als Lebenssymbol im Drama um 1900. In: Zur deutschen Literatur seit der Jahrhundertwende. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99005-1_3
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