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Zusammenfassung

Im Jahre 1873 spielte Friedrich Nietzsche in den Einleitungssätzen der ersten seiner »Unzeitgemäßen Betrachtungen« auf den gewonnenen Krieg und die Bismarcksche Reichsgründung von 1871 an und gab eine eindringliche Warnung vor dem „weitverbreiteten, ja allgemeinen Irrtum:… daß auch die deutsche Kultur in jenem Kampfe gesiegt habe und deshalb jetzt mit den Kränzen geschmückt werden müsse, die so außerordentlichen Begebenheiten und Erfolgen gemäß seien.“ In Wahrheit, sagt Nietzsche, drohe die Gefahr einer Niederlage des deutschen Geistes zugunsten des deutschen Reiches.1 Nietzsche sprach damit etwas aus, was viele Zeitgenossen zunächst unklar empfanden und bald mit bewußter Beunruhigung und mit fordernder Ungeduld ebenfalls feststellten. Man fand, daß das geistige und künstlerische Leben mit der allgemeinen Entwicklung nicht Schritt gehalten hätte. Im Hochgefühl der erfüllten nationalpolitischen Hoffnungen, die sich in einer schnell ansteigenden wirtschaftlichen Entfaltung bestätigten, vermißte man eine Literatur, die solchem Aufschwung des nationalen Lebens gemäß und würdig wäre. Die Dichtung dieser Jahre bewegte sich vorwiegend in abgestandenen Formen und verbrauchten Tönen, in einer wesenlos gewordenen poetischen Scheinwelt.

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Anmerkungen

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Rasch, W. (1967). Aspekte der deutschen Literatur um 1900. In: Zur deutschen Literatur seit der Jahrhundertwende. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99005-1_1

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