Zusammenfassung
Heinrich (1855–1906) und Julius Hart (1859–1930)1 gelten als Prototypen für jene Literaten in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die mit großem Pathos und in wider-sprüchlichen Programmen eine Revolution der Dichtung proklamierten, ohne den hohen Anspruch jedoch durch gültige Zeugnisse einer neuen Form einlösen zu können. Mit Entschiedenheit hat darum Wolfdietrich Rasch die Dichtergruppe der (bislang so genannten) „frühen Naturalisten“ von dem um 1889 einsetzenden Entwicklungszusammenhang der nachrealistischen Dichtung getrennt.2 Er hat damit bewußt der herkömmlichen Periodisierung widersprochen, die zum Teil von den Betroffenen selbst inauguriert worden ist: Die Brüder Hart haben jedenfalls mit stolzem Selbstbewußtsein vom Erscheinen ihrer »Kritischen Waffengänge« an eine neue Epoche der Dichtung datiert3, und viele sind ihnen darin gefolgt, den Beginn der Moderne in die Jahre 1882–84 zu verlegen. Ein typisches Beispiel findet sich etwa beim jungen Rilke, der in seinem Vortrag »Moderne Lyrik« von 1898 sagt:
Seitdem die ersten Verkünder neuen Heiles, an deren Spitze die Brüder Julius und Heinrich Hart gegangen sind, mit den Fanfaren des Sieges einen unbestimmten vielverheißenden Morgen begrüßten, sind immer mehr Stimmen wach geworden, die von dem Neuen immer deutlicher erzählten. […] Die Harts sind die richtigen Herolde gewesen, voll von heller Zuversicht und von dem Glauben an ihre Kraft […] Männer, welche bekränzt und im Festgewande im Triumphzuge schreiten und mit ihrem aufrichtigen Pathos sich selbst begeistern und andere mitreißen.4
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Ribbat, E. (1969). Propheten der Unmittelbarkeit. In: von Heydebrand, R., Just, K.G. (eds) Wissenschaft als Dialog. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98972-7_4
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