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Was geht den Geschichtslehrer der »Historikerstreit« an?

Sechs Ansätze zur Erörterung einer komplexen Frage

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Zusammenfassung

Wenn neben Wissenschaftlern ein Pädagoge bei diesem Thema zu Wort kommt, der von Beobachtungen in Lehre und Schulverwaltung berichtet, so muß dies bei dem förderalen System notwendigerweise auf ein Bundesland beschränkt sein, in diesem Fall Baden-Württemberg. Vieles wird für andere Länder aber ebenfalls zutreffen oder doch zumindest jenen Entwicklungen ähneln, die der Lehrer im nüchternen Schulalltag mit all seinen Sachzwängen, aber auch Möglichkeiten leid- oder freudvoll erfahren kann.

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Anmerkungen

  1. K. Repgen warnt davor, »die« deutschen Historiker hier beteiligt zu sehen. Bei etwa 6000 Personen, die in der Bundesrepublik in der Geschichtswissenschaft aktiv tätig sind, davon die Hälfte an der Erforschung des 19. und 20. Jahrhunderts diesen ca. 3000 stünden dann vielleicht 50 Autoren gegenüber, die sich bis jetzt zu strittigen Fragen geäußert haben. Insofern erscheint die Setzung des Begriffs »Historikerstreit« in Paranthese angemessen. Konrad Repgen, Zum »Historikerstreit« — ein Resumee, in: Von der Reformation zur Gegenwart, Paderborn, 1988, S. 339.

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  2. Dazu Christian Meier im Mitteilungsblatt 2/1987 des Verbandes der Historiker Deutschlands, S. 10, »Nachtrag vor der Drucklegung« 10. 2. 988, »Der heutige Brandanschlag auf das Auto von Herrn Nolte, wenn er ihn wegen seiner Stellungnahme am »Historiker-Streit« treffen sollte, illustriert weit schlimmer als geahnt, wohin die befürchteten Frontverlängerungen führen können. Die Tat ist empörend; wir verurteilen sie aufs Schärfste.«

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  3. Heinrich v. Sbrik, Deutsche Einheit, München 1935, II., S. 333.

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  4. Universalstaat oder Nationalstaat, Macht und Ende des Ersten Deutschen Reichs, hrsg. v. Friedrich Schneider. Die Streitschriften von Heinrich v. Sybel und Julius Ficker zur deutschen Kaiserpolitik des Mittelalters, Innsbruck 1941, S. 165/166. Schneider betont in seiner Einleitung, daß Sybels Sehnsucht nach einem »großen, mächtigen Deutschland« im »Großdeutschen Reich durch Adolf Hitler erfüllt worden« sei (S. XXXV).

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  5. Schneider a. a. O., S. 268.

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  6. Vgl. K. Repgen, Methoden- oder Richtungskämpfe in der deutschen Geschichtswissenschaft seit 1945, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterrichts 30 (1979), S. 591–610. Im Vergleich zu politisch oder konfessionell motivierten Auseinandersetzungen muß man die Methodendiskussionen abgrenzen, die nicht ein so großes Publikum erreichen und sich stärker auf die Fachwissenschaftler beschränken. Zur politischen akzentuierten Diskussion kann man nach 1945 allenfalls die »Fischer-Kontroverse« um die Gründe für den Ausbruch des I. Weltkriegs zählen.

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  7. Joachim Rohlfes, »Politik in Geschichtsbüchern«, in: Politik im Schulbuch, hrsg. Franz Pöggeler, Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 1985, S. 251. Vgl. auch S. Kawerau, Denkschrift über die deutschen Geschichts- und Lesebücher, vor allem seit 1923, Berlin 1927. E. H. Schallenberger, Untersuchungen zum Geschichtsbild der Wilhelminischen Ära und der Weimarer Zeit. Eine vergleichende Schulbuchanalyse deutscher Schulgeschichtsbücher aus der Zeit von 1888 bis 1933, Ratingen 1964.

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  8. Vgl. Wiesmüller, Unbewältigte Vergangenheit—überwältigende Gegenwart? Vorstellungen zur Zeitgeschichte bei Schülern des 9. Schuljahres verschiedener Schulformen, Stuttgart 1972. D. Boßmann (Hrsg.) Was ich über Adolf Hitler gehört habe, Frankfurt 1977.

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  9. Eine weitere Anfrage an die Landesregierung von Baden-Württemberg erfolgte im November 1986 aufgrund einer Befragung von 4124 Schülern im Raum Stuttgart/Esslingen durch Prof. Roth, Universität Passau. Unter anderem meinten 14,9% der Befragten, »nichts mehr von Auschwitz hören zu müssen«, 43% glaubten, »man solle aufhören, von der Ermordung der Juden zu sprechen, da auch andere Völker Massenmorde verübt haben.« (Landtagsdrucksache vom 17. 2. 1987). In ihrer Antwort betonte die Landesregierung, daß die von zwei Abiturienten durchgeführte Umfrage »in teilweise pauschal-undifferenzierter und komplexer Form historische oder aktuell-politische Sachverhalte« anspricht, »die über Probleme zum Verhältnis von Antisemitismus und Einwanderung von Ostjuden oder über die Frage der Lieferung von Angriffswaffen an die »Feinde Israels« bis hin zur Schulfrage im Libanon-Konflikt reichen … Insofern das Frageinstrumentarium hinsichtlich Reliabilität, Validität und Objektvitiät demoskopisch-wissenschaftlichen Kriterien nicht genügt, sind Analysen und Interpretationen nur mit dem gebotendistanzierten Vorbehalt und der nötigen Vorsicht zu würdigen. Beispielsweise werden keine Vergleichszahlen zu anderen Bevölkerungsgruppen oder Änderungen von Haltungen und Einstellungen über längere Zeiträume hinweg berücksichtigt. Der Autor betont denn auch in seinem Aufsatz, »daß die Umfrage, rein wissenschaftlich gesehen, wegen der demoskopischen Auswahlkriterien nicht als repräsentativ zu werten ist« und daß das Datenmaterial im Hinblick auf gesicherte Antworten »nicht aussagekräftig genug« sei. In einer zusätzlichen Stellungnahme zu seinem in der Zeitschrift »Tribüne« erschienenen Aufsatz hat der Autor seine methodisch-inhaltliche Vorbehalte nachdrücklich unterstrichen und sich vor allem auch von Etikettierungen wie »Geschichtsumdeutung« oder »erschreckend«, »gefährlich« im Zusammenhang mit der Haltung Jugendlicher zu Nationalsozialismus und Antisemitismus distanziert. Im übrigen führt der Verfasser des Artikel aus, daß in dem in der Zeitschrift »Tribüne« erschienen Bericht alle statistischen Angaben weggelassen worden seien, daß einzelne Passagen modifziert und andere hinzugefügt wurden — so zum Beispiel der Schluß, in dem auf »viele negative Aspekte«, »erhebliche Vorurteile über Juden, Israel und den Nationalsozialismus« sowie auf das »erschreckend niedrige … Wissens- und Informationsniveau« verwiesen wird … Aus dem Bericht selbst geht demgegenüber beispielsweise unter anderem eine »breite Ablehnung anti-semitistischer Einstellungen« hervor; zusammenfassend wird konstatiert: »Deutsche Jugendliche sind in ihrer Mehrheit keine Antisemiten«. Die erhobenen Aussagen belegen dies in eindeutiger Weise. Immerhin halten 78,3% aller Schüler Freundschaft zwischen Juden und Deutschen wie zwischen Juden untereinander oder Deutschen untereinander für möglich. Selbst die 16,2% jener, die eine Freundschaft zwischen Juden und Deutschen in diesem Sinne für nicht möglich halten, müssen keinesfalls Ausweis für die Tradierung alter Vorurteile — wie dies vorschnell unterstellt wird — sein: dahinter kann auch die Meinung stehen, daß das ungeheuerliche Geschehen der Vergangenheit sich von seiten der Juden einer engen persönlichen Begegnung mit Deutschen verweigert. Daß nur 2 bis 3% der Schüler aus persönlichen Begegnungen mit Juden etwas über die jüdische Geschichte oder über Israel erfahren haben, könnte erst dann als »bestürzend« und »bedenklich« eingestuft werden, wenn -auch unter Berücksichtigung des Alters der Schüler — entsprechende Vergleichszahlen beispielsweise zu Erwachsenen oder anderen gesellschaftlichen Gruppierungen genannt würden. Ein Indiz für Antisemitismus oder Unkenntnis ist dies nicht.« Im weiteren wird auf die verschiedenen Inhalte in den Lehrplänen der Fächer Religion, Ehtik, Geschichte, Bildende Kunst, Musik und Deutsch hingewiesen, in denen über jüdische Geschichte, den Anteil der Juden an der europäischen Kultur unterrichtet wird. Fernerhin wird eine Vielzahl von Veranstaltungen innerhalb von Lehrerausbildung und -fortbildung aufgeführt, die Nationalsozialismus und Anitsemitismus zum Inhalt hatten. Schließlich werden die Aktivitäten im außerschulischen Bereich zu diesen Themen aufgezeigt, so z. B. veranstaltet von der Landeszentrale für politische Bildung. Die Stellungnahme der Landesregierung schließt mit der Zusammenfassung: »Schüler und Jugendliche sind in ihrer überwältigenden Mehrheit keine Antisemiten, der Aufsatz des Passauer Hochschullehrers unterstellt dieses — wie aufmerksames Lesen beweist — auch nicht. Die Landesregierung hat, sowohl im schulischen wie im außerschulischen Bereich — in der Vergangenheit zahlreiche Initiativen und Aktivitäten entwickelt bzw. ihren Einfluß nachdrücklich geltend gemacht, um jedweder extremistischen oder antisemitistischen Tendenz energisch entgegenzuwirken. Sie wird dies mit Nachdruck auch in der Zukunft tun.«

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Müller, L. (1989). Was geht den Geschichtslehrer der »Historikerstreit« an?. In: Oesterle, K., Schiele, S. (eds) Historikerstreit und politische Bildung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98967-3_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98967-3_8

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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