Zusammenfassung
Die Zeugnisse des Volkslebens nun, ja das Volksleben selbst nahm sich zu gleicher Zeit ein Mann zum Forschungsgegenstand, der häufig als der Begründer einer volkskundlichen Wissenschaft betrachtet wird: Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897). Das Ineinanderspielen von Epochenstilen und Zeitgeistigkeiten, wie es die Geistesgeschichte des 19. Jhs in so reichem Maße kennzeichnet, spiegelt sich vielfältig in der Persönlichkeit dieses interessanten und höchst beachtenswerten Mannes. Geboren in Rheinfranken, Student der Theologie in Marburg, Tübingen, Gießen und Bonn gelangte er nach „literarischen Lehr- und Wanderjahren“ (Geramb, S. 135 ff.) als Professor für Kulturgeschichte an die Münchener Universität, der er als brillanter Hochschullehrer bis zu seinem Lebensende angehörte. Hier verkündete er 1858 in einem berühmt gewordenen Vortrag das Programm einer neuen Wissenschaft, der Volkskunde, die er als „bewegenden Mittelpunkt“ einer Fülle von wissenschaftlichen Bestrebungen verstanden wissen wollte, als „geistige Heimat“ einer ganzen Reihe von Nachbardisziplinen. Der nachwirkende Wert dieses Vortrags liegt, wenn er zu seiner Zeit auch ohne nennenswerte Resonanz verhallte, in dem klaren Hinweis auf den im Grunde einheitlichen Charakter des Faches.
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Literatur
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Morgan, Levis (1818–1881): Ancient Society or Researches in the Lines of Human Progress from Savagery through Barbarism to Civilization. London 1877; dt. Übers. 1891.
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Spamer, Adolf: Wesen, Wege und Ziele der Volkskunde. 1928.
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Weber-Kellermann, I. (1969). Wilhelm Heinrich Riehl. In: Deutsche Volkskunde zwischen Germanistik und Sozialwissenschaften. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98951-2_5
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