Zusammenfassung
Wer die Biographien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts liest, stellt immer wieder staunend fest, wie maßgeblich die Berufswahl der Kinder durch die Eltern bestimmt ist. Zwar haben liberale Väter und Mütter nicht diktiert, was der Sohn werden und wie die Tochter ihr Leben in den ersten zwei Jahrzehnten anlegen soll. Aber Traditionen, Herkommen, Sozialschicht, »Besitz und Bildung« der Eltern haben in der Regel den Berufsweg der Kinder (meist war es ja nur der Sohn, der als Arbeitender und Verdienender zählte) mindestens einer Vorauswahl unterzogen, und die endgültige Entscheidung fiel innerhalb der durch das elterliche Haus vorgezeichneten sozialen Gegebenheiten. Das ist im 20. Jahrhundert anders geworden. In der modernen »postindustriellen« Gesellschaft erscheint der Mensch in einem bisher unbekannten Maße von den Bindungen durch Familie, Klasse, elterliche Erwartungen befreit und in bezug auf die Wahl dessen, was er arbeiten und womit er sein Geld verdienen will, sein eigener Herr. Junge Menschen sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts »unmittelbar zur Gesellschaft« (Ulrich Beck). Das Angebot von Lebensvarianten erscheint nahezu unbegrenzt.
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Wilhelm, T. (1990). Lebensvarianten. In: Aufbruch Ins Europäische Zeitalter. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98932-1_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98932-1_9
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-30324-0
Online ISBN: 978-3-476-98932-1
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