Zusammenfassung
Der vorliegende Aufsatz nimmt ein weitverbreitetes Unbehagen an der Tradition der Literaturgeschichtsschreibung zum Anlaß, die Kategorien ‚Geschichtlichkeit‘1 und ‚Literaturfähigkeit‘ in ihrer Geltung für eine einzelne Gattung, die des mittelalterlichen geistlichen Spiels in deutscher Sprache, zu untersuchen.
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Notizen
Dasselbe meint Hugo Kuhn „mit einer gewissermaßen schizoiden Methodik … unsere[r] traditionellen Literaturgeschichten", siehe Hugo Kuhn, Aspekte des dreizehnten Jahrhunderts in der deutschen Literatur (SB München, Phil.-hist. Kl. 1968, 5), S. 12.
Vergleiche Wolfgang Stammler, Die bürgerliche Dichtung des Spätmittelalters. In: ZfdPh. 53 (1928), S. 1–24, wiederabgedruckt in:
Wolfgang Stammler, Kleine Schriften zur Literaturgeschichte des Mittelalters (Berlin 1953), S. 71–95.
Eine Ausnahme macht Hanns Fischer, Studien zur deutschen Märendichtung (Tübingen 1968). Bei ihm wird nicht nur Verfasser- und Lesersoziologie betrieben, sondern auch der vage Begriff des ‚Bürgers‘ mittelalterlicher Städte differenziert (besonders S. 211–214).
Vgl. auch Heinrich Kramm, Besitzschichten und Bildungsschichten der mitteldeutschen Städte im 16. Jahrhundert. In: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 51 (1964), S. 454–491;
H. Jecht, Studien zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte. In: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 19 (1926), S. 48–85.14
Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft (2. Aufl. Neuwied 1965. Politica 4), S. 17.
Die These vertreten — allerdings unter Abgrenzung von Stumpfls germanischer Kulttheorie — sowohl Eduard Hartl, Das Drama des Mittelalters. Sein Wesen und Werden. Osterfeiern (Leipzig 1937, Nachdruck Darmstadt 1964. Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Drama des Mittelalters I), S. 21–23,
wie Anton Dörrer, Forschungswende des mittelalterlichen Schauspiels. In: ZfdPh. 68 (1943), S. 24–86. Groteskerweise stimmen ihnen zu der Kunstsoziologe Arnold Hauser, Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, Bd. 1 (München 1953), S. 273 £., und von vorgeblich marxistischer Seite her Werner Lenk, Das Nürnberger Fastnachtspiel des 15. Jahrhunderts (Berlin 1966), S. V.
Die zusammenfassendste Kritik bei Hermann Bausinger, Volksideologie und Volksforschung. In: Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus, hrsg. Andreas Flitner (Tübingen 1965), S. 125–143.
So zum Beispiel in Nürnberg, vgl. Theodor Hampe, Die Entwicklung des Theaterwesens in Nürnberg von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis 1806 (Nürnberg 1900), S. 229 f.20
So noch Wilfried Werner, Studien zu den Passions- und Osterspielen des deutschen Mittelalters in ihrem Übergang vom Latein zur Volkssprache (Berlin 1963. Philologische Studien und Quellen 17).
O. B. Hardison, Christian Rite and Christian Drama in the Middle Ages. Essays on the Origin and Early History of Modern Drama (Baltimore 1965), darin der Essay: Darwin, Mutations, and the Origin of Medieval Drama, S. 1–34.
Helmut de Boor, Die Textgeschichte der lateinischen Osterfeiern (Tübingen 1967. Hermaea N. F. 22), S. 155.27 Die bisherigen Editionen des Künzelsauer Fronleichnamsspiels (Albert Schumann, Das Künzelsauer Fronleichnamsspiel vom Jahr 1479 [Öhringen 1925];
Dona Rae Betty-Reeves, The Künzelsau Corpus Christi Play: A Diplomatie Edition and Critical Interpretation [Diss. Austin, University of Texas 1965]) sind schwer zugänglich und textkritisch anfechtbar, ich zitiere deshalb nach der Handschrift, die heute im Archiv des Historischen Vereins für Württembergisch-Franken in Schwäbisch-Hall aufbewahrt wird. Siehe ferner Anm. 43.
Die ungewöhnliche, aber in der Literatur über das Spiel eingeführte Zählung gliedert nach Textteilen (A, B, C = ursprünglicher Text des auf drei Stationen verteilten Prozessionsspiels; a-d = vorgeheftete Neufassung von vier Szenen; e = nachgeheftete Umarbeitung des gesamten Texts).29 Peter K. Liebenow, Zu zwei Rechnungsbelegen aus Künzelsau. In : Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 21 (1966), S. 11–13; derselbe, Das Künzelsauer Fronleichnamsspiel. Weitere Zeugnisse zu seiner Aufführung. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 205 (1968), S. 44–47. Die einzige Jahresabrechnung, in die ich Einsicht nehmen konnte, die vom Jahre 1509, erwähnt auch Ausgaben für eine fraternitas und für eine sicher damit identische pruderschaft, zweifellos die für die Aufführung verantwortliche Spielbruderschaft.31 Karl Marx/Friedrich Engels, Die deutsche Ideologie (Berlin 1962), S. 411.
Die Zuschreibung der Frankfurter Dirigierrolle an Baldemar von Peterweil wird allerdings von Wolf gang F. Michael, Frühformen der deutschen Bühne (Berlin 1963. Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 62), S. 27 f. mit stichhaltigen Gründen bestritten.35 Teiel Mansholt, Das Künzelsauer Fronleichnamsspiel (Diss. Marburg 1892), S. 100.
Zur Situation der Juden in den mittelalterlichen Städten Deutschlands vgl. G. Caro, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Juden im Mittelalter (Leipzig 1908);
G. Kisch, The Jews in medieval Germany (Chicago 1949); ders., Forschungen zur Rechts- und Sozialgeschichte der Juden in Deutschland während des Mittelalters (Stuttgart 1955);
W. Seiferth, Synagoge und Kirche im Mittelalter (München 1964);
Hans Franke, Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung (Heilbronn 1963); Monumenta Judaica I, II (Köln 1963). Speziell für Frankfurt ist immer noch heranzuziehen Karl Bücher, Die Bevölkerung von Frankfurt am Main im XIV. und XV. Jahrhundert, Bd. 1 (Tübingen 1886), S. 526–601.
Die Frankfurter Dirigierrolle, in: Das Drama des Mittelalters, hrsg. Richard Froning, S. 340–373; das Heidelberger Passionsspiel, hrsg. Gustav Milchsack (Tübingen 1880. BLV 150).
Die Aufzeichnung des Rheinischen Osterspiels und des Alexiusfragments ist trotz Bühnenplans vom Schreiber Helffricus literarisch gemeint (Sammelhandschrift) ; die Abschrift des Frankfurter Passionsspiels durch Johannes Kremer vom Jahre 1493 liegt zwischen zwei Aufführungen (1492 und 1498) ; der literarische Charakter des von Wolff-gang Stüeckh geschriebenen Heidelberger Passionsspiels ist bekannt.42 Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (Tübingen 1904/05. Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 20 und 21),
wieder abgedruckt in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. 1 (2. Aufl. Tübingen 1922).
Zu Anm. 27. Eben erschien die erste kritische Edition: Peter K. Liebenow, Das Künzelsauer Fronleichnamspiel (Berlin 1969. Ausgaben deutscher Literatur des 15.–18. Jahrhunderts. Reihe Drama II).
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Völker, PG. (1969). Überlegungen zur Geschichte des geistlichen Spiels im Mittelalter. In: Glier, I., Hahn, G., Haug, W., Wachinger, B. (eds) Werk - Typ - Situation. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98869-0_12
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