Zusammenfassung
MS erwuchs im geistigen Raum des späten Mittelalters und fand in der frühen Neuzeit — etwa gleichzeitig mit der Reformation — seine stärkste Entfaltung. Durch beflissene Fortpflege alter Traditionen in Form und Inhalt, freilich auch mit geschichtlichen und ästhetischen Mißverständnissen, betonte er selbst den Zusammenhang mit der Dichtung der Vergangenheit. Aber diese Nachahmung der vom Minnesang überkommenen Formkunst führte zu zerstörender Entwertung, weil die Meister nicht mehr aus primär ästhetischen Impulsen dichteten wie die Minnesänger. Gewiß wollten auch sie der Kunst dienen und waren vom Gelingen ihres Bemühens überzeugt; aber im Kern ihrer Gesinnung und Lebenshaltung, in ihrer Einstellung zum Ganzen der Welt waren sie Moralisten und nicht musische Menschen. Kunst war ihnen nicht spielerische Entrückung in eine Welt des schönen Scheins. Die wirkliche Welt, die Vielfalt der Einzeldinge zog ihren Blick an. Diesem utilitaristisch bestimmten Realismus entsprang die auf Häufung bedachte Hochschätzung des Stofflichen, jene „gelehrten” Ambitionen der Meister, die sich in hemmungsloser Stoffausbreitung, in eitlem Wissensprunken und auch in grobianischen Ausschweifungen bekundeten.
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Nagel, B. (1962). Geschichtliche Zusammenhänge. In: Meistersang. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98851-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98851-5_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-98852-2
Online ISBN: 978-3-476-98851-5
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