Probleme und Aufgaben der Brecht-Forschung

Zusammenfassung

Ein Gesamtbild des Dichters läßt sich vorläufig erst in Umrissen entwerfen. Noch ist viel zu wenig von ihm und über ihn bekannt; dazu kommt Brechts entschiedene Zurückhaltung in allen persönlichen Dingen, sein Trachten, „die Spuren zu verwischen“, ja sie zu verwirren. Eine zuverlässige und erschöpfende Biographie, die gerade auch den inneren Werdegang deutlich macht, gehört daher zu den dringenden Forderungen der Brecht-Forschung. Was wir bis jetzt übersehen, ist ja nicht viel mehr als eine Abfolge von Lebensdaten und einzelnen Werken, die sich noch am ehesten vom Schaffen her gliedern läßt. So werden etwa die beiden großen schöpferischen Perioden der zwanziger, dreißiger und ersten vierziger Jahre von der Augsburger und der zweiten Berliner Zeit umrahmt: jene bereitete Brechts Dichtung vor, diese wertete sie aus. Oder man erkennt, unter dem Gesichtspunkt der Konkretheit der Dichtung, einen Hegelschen Dreischritt von der farbigen Realitätsfülle des Frühwerks über die abstrakte Strenge der Lehrstücke bis zu jener Synthese, die mit den Meisterwerken der letzten Svendborger Jahre erreicht wurde.