Zusammenfassung
Unter Mythos versteht man im allgemeinen eine Erzählung von fabelhaften Dingen, die einen tieferen Gehalt in sich bergen mag, aber nicht eigentlich wahr ist. Diese Bedeutung hat das griechische Wort μῦθος schon verhältnismäßig früh angenommen, als man anfing, die überlieferten Götter- und Urweltgeschichten einer Verstandeskritik zu unterziehen. So dichtet Sokrates bei Platon jene berühmten Mythen vom Jenseits und erklärt ausdrücklich, daß es töricht wäre, sie im wörtlichen Sinn für wahr zu halten; aber als Gleichnis des Wahren dürften sie gewiß gelten. Dem so verstandenen Mythos tritt der Logos gegenüber als das klar Gedachte und Gesagte, das durch strenge Beweisführung für seine Wahrheit einstehen kann. Auf Grund dieses Gegensatzes sieht sich die Geschichtsforschung heute vor die Aufgabe gestellt, die Entwicklung des griechischen Denkens von der Unzuverlässigkeit und Phantastik des Mythos zur reinen Erkenntnis des Logos in ihren Stadien zu verfolgen und so die Geschichte des bewundernswürdigsten Fortschrittes auf dem Wege geistiger Erhellung darzustellen.
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Otto, W.F. (1951). 13. In: Gesetz Urbild und Mythos. Gesetz und Urbild. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98832-4_14
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98832-4_14
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