Zusammenfassung
Keine Urkunde nennt die großen Epiker des Mittelalters: nicht Wolfram von Eschenbach, nicht Gottfried von Straßburg, nicht Chrestien de Troyes; und auch nicht Hartmann. Das ist kein Zufall, sondern Ausdruck der wesentlichen Tatsache, daß Kunst zu jener Zeit kein Eigenbereich mit autoritärem Anspruch war, sondern funktionales Element einer Gesellschaft, die Urkunden mit ihren res gestæ füllte und nicht mit der Rühmung von Künstlern. Um ein Bild zu erhalten von dem Schöpfer dieser Dichtung sind wir angewiesen auf offene oder verhüllte Selbstaussagen in seinen Versen, auf die Bekundungen durch Kunstgenossen in deren Versen. Hartmann, der naivste und korrekteste unter den drei Großen, macht diesen Weg zu seiner Person leichter als die anderen – ohne uns dennoch Gewißheit zu schenken. Er ist in der Beherrschung der Gattungen zugleich der Vielseitigste unter ihnen: sein Werk umfaßt sowohl Lieder als epische Großdichtung (die Artusromane ›Erek‹ und ›Iwein‹) als didaktische (›Klage‹) und erbaulich-novellistische Kleindichtung (›Gregorius‹, ›Der arme Heinrich‹).
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Literatur
Die betr. Partien in den oben S. 2f. genannten allgemeinen Darstellungen, vor allem Sparnaay I, S. 9–18.
Zum Stand
Joachim Bumke, Studien zum Ritterbegriff im 12. und 13. Jh., 1964. (Beihefte zum Euph. 1.) (Entmythologisiert scharfsinnig romantische Vorstellungen vom mittelalterlichen Ritter.)
Zur Sprache
Konrad Zwierzina, Beobachtungen zum Reimgebrauch Hartmanns und Wolframs. In: Heinzel-Festgabe 1898, S. 437–511.
Ders., Mittelhochdt. Studien, in: ZfdA 44, 1900, S. 1–116, 249–316, 345–406; 45, 1901, S. 19–100, 253–313, bes. 253 ff., 317–419; s. die Register in 44, S. 345, U. 45, S. 340 ff.
Zur Heimatbestimmung
Ludwig Schmid, Des Minnesängers Hartmann von Aue Stand, Heimat und Geschlecht. 1875.
Literatur
Zu Hartmanns Bildung äußern sich fast alle unter der Einleitung verzeichneten Titel (s. S. 2f.). Herausgehoben seien ihres Scharfsinns wie ihres Sammelfleißes halber die »Drei Bücher Untersuchungen« (1894) von A. E. Schönbach, die jeder erdenklichen Quelle für Wissen und Bildung nachgehen. Zuletzt: Rainer Gruenter, Über den Einfluß des Genus judiciale auf den höfischen Redestil. In: DVjs. 26, 1952, S. 49–57.
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Wapnewski, P. (1976). Der Dichter: Name, Stand, Herkunft, Bildung. In: Hartmann von Aue. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98827-0_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98827-0_2
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