Zusammenfassung
Während des Ersten Weltkrieges wurden in unregelmäßigen Abständen Kriegsgedichte in der Londoner Times veröffentlicht. Die Dichter waren zum Teil Frontsoldaten oder Matrosen, zum Teil „einfache Bürger“, die die Notwendigkeit verspürten, ihren durch das Weltgeschehen oder das Erleiden persönlicher Not aufgewühlten Gefühlen in poetischer Form Ausdruck zu geben, und zum Teil namhafte Poeten, wie zum Beispiel der „Poet Laureate“, der königliche Hofdichter, Robert Bridges. Beim Lesen der Gedichte fällt auf, daß, obwohl eine Vielfalt von Themen behandelt und eine Reihe verschiedener Haltungen eingenommen wird, in keinem einzigen Fall der Krieg an sich, die Notwendigkeit seiner Fortsetzung, „sein Sinn“, in Frage gestellt werden. Im Gegenteil, auch in jenen Gedichten, die sich mit dem Tod einer geliebten Person oder mit der Situation an der Front beschäftigen, wird entweder argumentiert oder vorausgesetzt, daß der Krieg einen Sinn habe oder einen höheren Zweck erfülle. Im Rückblick auf die damalige Zeit, auch ohne Kenntnis der Haltung der Times in der Frage des Sinnes oder der Sinnlosigkeit des Krieges, ist es offenkundig, daß die Timesgedichte einen propagandistischen Zweck erfüllten, indem sie explizit oder implizit die britische Teilnahme am Krieg und seine Fortsetzung zu rechtfertigen versuchten.
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Anmerkungen
A. J. P. Taylor, English History 1914–1945, Oxford, 1965, S. 18: „Any paper publishing unauthorized news, or still worse speculating about future strategy, ran the risk of a prosecution under D.O.R.A., and most newspapers walked warily.“ D.O.R.A. wirkte demnach einschüchternd auf die britische Presse.
Klaus Vondung, „Propaganda oder Sinndeutung?“, in: Klaus Vondung (Hrsg.), Der 1. Weltkrieg in literarischer Gestaltung, 1980, S. 11–37.
Paul Fussell, The Great War and Modern Memory, New York und London, 1975.
S. zu diesem Thema M. H. Abrahams, Natural Supernaturalism, London, 1971.
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Dines, P. (1989). Poesie und Propaganda. In: Knoch, P. (eds) Kriegsalltag. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98799-0_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98799-0_8
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