Zusammenfassung
Sagensammlungen verschiedener Länder und Völker zeigen deutlich verschiedene Schwerpunkte, die nicht nur in unterschiedlichen Interessen der Sammler und Herausgeber begründet sind, sondern im Sagenbestand selbst liegen. Solche regionalen und oikotypischen Sonderentwicklungen finden sich auch innerhalb desselben Sprachgebietes. Dafür nur wenige, aber in die Augen springende Beispiele des deutschsprachigen Materials: Im Rheinland z.B. überwiegen die Sagen mit geschichtlicher Anknüpfung, vor allem bei den Burgensagen am Mittelrhein, während im schwäbisch-alemannischen Bereich die dämonologischen Sagen, überhaupt Begegnungen mit dem numinosen Bereich einen viel größeren Raum einnehmen als das geschichtliche Element. Viele Züge der niederen Mythologie hat das Rheinland in seinen Sagen verharmlost, dem Schwank angenähert oder auch verchristlicht. Die Vampirsagen sind vor allem im deutschen Osten und in den Gebieten slawischen Einflusses zu finden. Dasselbe gilt für die Gestalt des Drâk. Sagen vom ‘Zweiten Gesicht’ haben ihr Zentrum in Westfalen. Wie beschränkt die Zahl der typischen Dämonengestalten der Sage bleibt, wie beschränkt sogar die Zahl der traditionellen Motive ist, so vielfältig sind die lokalen und regionalen Variationen, weil sich die Sage immer an die örtlichen Verhältnisse anschließt.
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Röhrich, L. (1966). Regionalsagen und Oikotypische Sonderentwicklungen. In: Sage. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98777-8_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98777-8_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10055-9
Online ISBN: 978-3-476-98777-8
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