Aufzeichnungen über Nietzsche

Zusammenfassung

Nie. war kein im eigentl. Sinne grosser Mensch. Kein einziges seiner Talente, so reich begabt er war²⁾, sicherte ihm an sich die Grösse, und selbst die Willensstärke war bei ihm nicht zu den excessiven Dimensionen entwickelt, welche das Grunderforderniss natürlicher menschlicher Grösse ist. Denn sich selbst zu behaupten und durchzusetzen war ihm keineswegs überall leicht, und er hat vielleicht den »Willen zur Macht« mit solcher Beredtsamkeit zum Ideal entwickelt, wie es nur Einem möglich war, dem dieses Ideal so sehr als solches vorschwebte und in ihm selbst nicht eigentlich Fleisch geworden war. Was ihn | aber wirklich beherrschte und inne hatte, war das Bestreben nach Grösse, der Ehrgeiz im Wettkampf des Lebens (worin er von mir so verschieden und vor mir so ausgezeichnet war), und mit diesem Bestreben als Stachel in sich hat er in der That auch den Willen in sich zu einer Gewalt entwickelt, die ihn schon für sich jedenf. über menschli. Durchschnitt erhob. Dennoch liegt für mich, der ich ihn doch so innig liebe und zu lieben wohl nie aufhören werde, wenn ich auch zu dieser Empfindg nicht schon am ersten Tage unserer Begegnung gelangt bin, Anlass zur Frage, ob er nicht schliesslich lediglich das Product der Gewaltsamkeit, mit der er sich behandelte, gewesen ist.