Zusammenfassung
Adornos antipodische Referenz, die er gegenüber Kants Beschreibung einer reinen Apriorität der Raum- und Zeitform geltend machte, waren die Schriften von Emile Durkheim (1858–1917); insbesondere dessen gemeinsam mit Marcel Mauss (1872–1950) publizierte Schrift Über einige primitive Formen von Klassifikation. Ausgehend von seinerzeitigen kognitionspsychologischen Einsichten wollen Durkheim und Mauss in dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfassten Schrift aufzeigen, dass etliche, vermeintlich elementare geistige Grundfunktionen in Wirklichkeit überaus komplex sind und aus einem entsprechend langwierigen Prozess der soziogenetischen Formung hervorgingen: Tatsächlich ließe sich den Autoren zufolge »der Zustand fehlender Unterscheidung, von dem der menschliche Geist seinen Ausgang genommen hat, gar nicht übertreiben«. Es wäre nicht nur so, dass Menschen im Laufe der Geschichte gelernt hätten, vermeintlich elementare geistige Operationen, die gemeinhin einem natürlichen, überzeitlichen Verstandesvermögen zugeschrieben wurden, immer besser zu nutzen; vielmehr ließe sich zeigen, wie bestimmte dieser Funktionen, insbesondere das Klassifizieren, nach den Modellen gesellschaftlicher Ordnungen gebildet worden wären.
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Geml, G. (2020). Rekurs auf Emile Durkheim. In: Adornos Kritische Theorie der Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05691-7_8
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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