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Adornos Zeittheorie

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Zusammenfassung

Von Adornos Theorie der Zeit zu sprechen, heißt zunächst, von einem Fehlen zu sprechen: vom Fehlen einer ausgearbeiteten Fassung dieser Theorie, vom Fehlen auch der Absicht, eine derartige Ausarbeitung anzugehen, schließlich sogar von der Möglichkeit eines Mangels an Sympathie für ein derartiges Projekt. Adorno hat eine Theorie der Zeit nicht nur nicht ausformuliert, es lassen sich in seinem Werk auch Hinweise finden, die den Verdacht erregen könnten, er habe von der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Problem der Zeit eine nicht eben hohe Meinung gehabt. Insbesondere spätere, zunächst für die gesprochene Form bestimmte oder dieser entstammende Texte, die Vorträge und Vorlesungen, scheinen in der polemisch-verknappten Diktion, mit der Adorno sein geistiges Umfeld vorzugsweise bedachte, ein schonungsloses Urteil über die Fruchtbarkeit des gegenwärtigen Zeitdenkens zu fällen: »Während die philosophischen Gassen von Zeitmetaphysik widerhallen«, heißt es etwa in der Einleitung seines im Jahr 1957 gehaltenen Vortrags zur Lyrik Joseph Eichendorffs, »ist Zeit den Menschen, einst gemessen am beständigen Ablauf ihres Lebens, selber entfremdet; darum wohl wird sie so krampfhaft beredet.« Und ein paar Jahre später, in seiner Vorlesung über Ontologie und Dialektik aus dem Wintersemester 1960, präsentiert er die Zeittheorie Martin Heideggers als »eine Art von sublimiertem Antiquitätenhandel« mit dem historischen Relikt ›Zeit‹ (V–OD: 221); in – vermutlich ungeahnter – begrifflicher Nähe zu Günther Anders, der 1959 seine Überlegungen zur »Antiquiertheit von Raum und Zeit« formuliert hatte.

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Geml, G. (2020). Adornos Zeittheorie. In: Adornos Kritische Theorie der Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05691-7_1

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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