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Faust-Bilder im öffentlichen Raum – Erinnerungskultur und nationale Mythologie

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Faust-Ikonologie
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Zusammenfassung

Wie in manch anderen Bereichen der Faust-Bildlichkeit (etwa im Bereich der Illustrationen) begegnen Faust-Bilder im öffentlichen Raum vereinzelt bereits vor 1800. Doch erst im 19. Jahrhundert tritt diese Gruppe von Bildern verstärkt in Erscheinung und bildet auch bedeutungsmäßig ein signifikant neuartiges Korpus. Faust wird zum deutschen Erinnerungsort. In Weimar, Leipzig, Erfurt, Bad Kreuznach, Staufen und in Thale im Harz entstehen Örtlichkeiten und Räume, die den Stoff häufig durch bildliche Repräsentationen vergegenwärtigen und ihm so im öffentlichen Raum einen neuen Stellenwert verleihen.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Schöneck, Annettte/Roth, Denise: Orte und Institutionen. In: Rohde/Valk/Mayer: Faust-Handbuch (Kap. 1, Anm. 1), S. 586–590, bes. S. 586 (Abschnitt „Faust, ein deutscher Erinnerungsort“). Siehe auch: Mattenklott, Gert: Faust. In: François, Etienne/Schulze, Hagen (Hg.): Deutsche Erinnerungsorte. Bd. 3. München 2001, S. 603–619.

  2. 2.

    Zum Folgenden auch ausführlich: Schmälzle, Christoph: Bilder am authentischen Ort. Ein Beitrag zur Faust-Ikonographie. In: Rohde: Faust-Sammlungen (Anm. 2), S. 175–197.

  3. 3.

    Der gebürtige Leipziger Gerhard Stumme , Begründer der Weimarer Faust-Sammlung, hat hierzu seit den späten 1880er Jahren vielfältiges Material zusammengetragen, darunter eine Reihe von Zeitungsartikeln, die im Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erfasst sind; vgl. auch die bei Schmälzle: Bilder am authentischen Ort (Anm. 2), S. 182 ff., genannten Quellen.

  4. 4.

    Hecht, Christian: Dichtergedächtnis und fürstliche Repräsentation. Der Westflügel des Weimarer Residenzschlosses. Architektur und Ausstattung. Ostfildern-Ruit 2000, S. 42–116.

  5. 5.

    B. Neher’s Fresken im Goethe- und Schiller-Zimmer des Grossherzoglichen Residenzschlosses zu Weimar. Mit Text von Wilhelm Lübke. Nach den Originalcartons photographirt von Fr. Hanfstängl. Stuttgart [ca. 1850].

  6. 6.

    Büttner, Frank: Aufstieg und Fall der Geschichtsmalerei. Ein Überblick über die Entwicklung von Gattungsgeschichte und Gattungstheorie in Deutschland vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. In: Baumgärtner, Ulrich/Fenn, Monika (Hg.): Geschichte zwischen Kunst und Politik. München 2002, S. 33–58, hier S. 42; vgl. auch Bieber, Dietrich: Peter Janssen als Historienmaler. Zur Düsseldorfer Malerei des späten 19. Jahrhunderts. Bonn 1979, Bd. 1, S. 99.

  7. 7.

    Fischer, Bodo: Die Gemälde im Erfurter Rathaus. Erfurt 1991; Bieber, Dietrich: Peter Janssens Wandgemälde für Erfurt – Monumentalmalerei und ihre politische Bedeutung. In: Mai, Ekkehard/Waetzoldt, Stephan (Hg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmal-Politik im Kaiserreich. Berlin 1981, S. 341–359.

  8. 8.

    Vgl. die statistischen Daten in Schanze: Drama im Bürgerlichen Realismus (Kap. 7, Anm. 16), S. 165–263: Demnach wurden Faust und Tannhäuser zwischen 1849 und 1899 allein am Königlichen Hof-Theater Berlin 208 bzw. 401 Mal aufgeführt.

  9. 9.

    Zur Tannhäuser-Rezeption vgl. auch: Weigel, Heinrich/Klante, Wolfram/Schulze, Ingrid: Tannhäuser in der Kunst. Bucha bei Jena 1999, bes. S. 225–231 (zu Kämpffers Bildern).

  10. 10.

    So die bekannte Charakterisierung von Faust, Don Juan und anderen „Abenteurer[n] des Unbedingten“ durch Ernst Bloch (Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt a. M. 1990, S. 1188, 1210). Der Typus Tannhäuser passt zwar weniger in diese Reihe, doch das Moment der Unruhe teilt er mit Faust. Im Libretto wird er (der wie Faust den Vornamen Heinrich trägt) gleich mehrfach als Ruheloser gekennzeichnet: „Ich wanderte in weiter, weiter Fern’ – / da, wo ich nimmer Rast noch Ruhe fand.“ (Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in drei Aufzügen. Hg. von Wilhelm Zentner. Stuttgart 1980, S. 29 (I, 4); vgl. ebd., S. 25 (I, 2), 27 (I, 3).) In ähnlicher Weise wird Faust in Goethes Bearbeitung charakterisiert, bereits sein erstes Erscheinen auf der Bühne steht im Zeichen körperlich-existenzieller Unruhe: „FAUST unruhig auf seinem Sessel am Pulte.“ (Goethe: Faust, Kap. 3, Anm. 23, Bd. 7.1, vor V. 354) Komplementär ist in der Wette der erfüllte Augenblick als Abwesenheit von Unruhe gedacht: „Werd’ ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen“ (ebd., V. 1692).

  11. 11.

    Dass hier tatsächlich eine phantasmatische Komplexion mit exemplarischem Aussagewert für das Jahrhundert vorliegt, darauf deutet auch eine Szene in der Oper Der Freischütz (1821) von Carl Maria von Weber : Wenn sich dort der männliche Protagonist Max in der 6. Szene des 2. Aufzugs zum Gießen der teuflischen Freikugeln in die Wolfsschlucht begibt, erscheinen ihm nacheinander geisterhafte Traumbilder seiner Mutter und dann der weiblichen Protagonistin Agathe (vgl. Weber, Carl Maria von: Der Freischütz. Romantische Oper in drei Aufzügen. Text von Friedrich Kind. Leipzig 1979, S. 37).

  12. 12.

    Telesko: Das 19. Jahrhundert (Kap. 7, Anm. 1), S. 137–156.

  13. 13.

    Vgl. Schöneck, Annette: Literarische Geschichtsbilder. Anschauliches Erzählen im historischen Roman 1855–1887. Baden-Baden 2018, S. 39 f., die auf den „Visualismus“ im Kontext von historischem Roman und Historiographie im 19. Jahrhundert hinweist: „Im Laufe des 19. Jahrhunderts weitet sich die visuelle Repräsentation von Geschichte zu einer wahren Bilderflut aus. Kein Jahrhundert kannte solche Vervielfältigungsmöglichkeiten, und so konnte man nicht nur in Museen, sondern auch in Schulbüchern, bürgerlichen Zeitschriften und gegen Ende des Jahrhunderts auch auf Sammelbildern oder Postkarten Reproduktionen historischer Darstellungen finden.“

  14. 14.

    Unverfehrt, Gerd: Arminius als nationale Leitfigur. Anmerkungen zu Entstehung und Wandel eines Reichssymbols. In: Mai/Waetzoldt: Kunstverwaltung, Bau- und Denkmal-Politik im Kaiserreich (Anm. 7), S. 315–340.

  15. 15.

    Schulte-Wülwer, Ulrich: Das Nibelungenlied in der deutschen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Gießen 1980, S. 17 ff.

  16. 16.

    Büttner, Frank: Peter Cornelius. Fresken und Freskenprojekte. 2 Bde. Wiesbaden 1980, Bd. 1, S. 36–48. Auch Eugen Neureuther schuf zyklische Bildfolgen zu beiden Stoffkreisen, vgl. Neureuther, Eugen: Randzeichnungen zu Goethe’s Balladen und Romanzen. Erstes Heft. München, Stuttgart, Tübingen 1829 (darunter zum König in Thule, im fünften Heft von 1839 auch zu Gretchens Spinnradlied); Der Nibelungen Noth. Illustrirt mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Julius Schnorr von Carolsfeld und Eugen Neureuther. Stuttgart, Tübingen 1843.

  17. 17.

    Wasem, Eva-Maria: Die Münchener Residenz unter Ludwig I. Bildprogramme und Bildausstattungen in den Neubauten. München 1981, S. 302–306.

  18. 18.

    Ebd., S. 316–321.

  19. 19.

    Wappenschmidt, Heinz-Toni: Nibelungenlied und Historienmalerei im 19. Jahrhundert. Wege der Identitätsfindung. In: Heinzle, Joachim/Waldschmidt, Anneliese (Hg.): Die Nibelungen. Ein deutscher Wahn, ein deutscher Alptraum. Studien und Dokumente zur Rezeption des Nibelungenstoffs im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1991, S. 219–250.

  20. 20.

    J. A. Schmoll genannt Eisenwerth: Der Wormser Nibelungen-Wandbildzyklus von Karl Schmoll von Eisenwerth. In: Heinzle/Waldschmidt: Die Nibelungen (Anm. 19), S. 251–283.

  21. 21.

    Dingelstedt: Eine Faust-Trilogie (Kap. 7, Anm. 13), S. 159.

  22. 22.

    Zu den Faust-Porzellanen → Kap. 9 Faust-Bilder in Kunstgewerbe, Warenkultur und Reklame. Zu den Nibelungen: Wegner, Peter-Christian: Literatur auf Porzellan und Steingut und in anderem Kunsthandwerk. Holzminden 2012, S. 12; Hantschmann, Katharina: Nymphenburger Porzellan 1797–1847. Geschichte, Modelle, Dekore. München, Berlin 1996, S. 394 ff.: In der Nymphenburger Manufaktur entstehen 1842/43 neunundvierzig Teller mit Darstellungen aus dem Nibelungenlied und anderen deutschen Heldensagen.

  23. 23.

    „Uns ist in alten Mären…“ Das Nibelungenlied und seine Welt. Austellungskatalog Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Darmstadt 2003, S. 173.

  24. 24.

    Sagarra, Eda: „Faust“ im Tornister. Fünf parodistische Fausttexte aus der Epoche des Ersten Welkriegs. In: Möbus/Schmidt-Möbus/Unverfehrt: Faust (Kap. 1, Anm. 1), S. 299–312, bes. S. 308 f.

  25. 25.

    Heinzle, Joachim (Hg.): Mythos Nibelungen. Stuttgart 2013, S. 289.

  26. 26.

    Kirschnick, Sylke: Manege frei! Die Kulturgeschichte des Zirkus. Stuttgart 2012, S. 97.

  27. 27.

    Vgl. Rohde: Von der Jahrmarktsware zum Sammlerobjekt (Kap. 5, Anm. 18), S. 168 f.

  28. 28.

    Wagners Ring-Opern (UA 1869–1876) bilden eine Ausnahme; ihr metaphysischer, kunstreligiöser Zuschnitt setzte der massenkulturellen Wirkung jedoch von vornherein Grenzen.

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Rohde, C. (2020). Faust-Bilder im öffentlichen Raum – Erinnerungskultur und nationale Mythologie. In: Faust-Ikonologie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05641-2_8

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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