Zusammenfassung
Die Beschäftigung mit dem ›äußeren Leben‹ Hofmannsthals führt zu dem Eindruck, daß die Unauffälligkeit des dieses Leben (er)lebenden Ichs, die von Hermann Broch bezeichnete »Ich-Verschweigung« (*26 198), der Unsicherheit aller fiktiven Ich-Setzungen in Hofmannsthals Werk entspricht. Hofmannsthals Lebensweg läßt keine Signatur erkennen, markante Brüche oder direkte Umsetzungen von Erfahrungen oder Erlebnissen sucht man vergebens. In einer zwischen Fiktion und Autobiographie oszillierenden Prosaskizze heißt es, der Lebensweg sei »kein wirklicher Weg mit Anfang und Ziel, sondern er hat viele Kreuzwege, ja er besteht wohl eigentlich nur aus Kreuzwegen und jeder Punkt ist der mögliche Ausgangspunkt zu unendlichen Möglichkeiten« (XXIX 20). In diesem Sinn spielen in der Biographie Hofmannsthals die Kreuzwege, sei es als literarische Produktion oder als Begegnung mit Personen oder Büchern, die entscheidende Rolle, und es besagt wenig, wenn man erfährt, in seinen frühesten Erinnerungen erscheine »ein Rosenstrauch und ein Nusskipfel, ein Gewitter und ein Hund« (I 291). Die Unlesbarkeit dessen, was das jeweilige Leben (er)lebt, hat Hofmannsthal schon früh reflektiert: Das Ich liegt nicht — als subiectum — gleichbleibend allen Erfahrungen zugrunde, sondern ist nur sehr unscharf zu fassen: »Wir sind mit unsrem Ich von Vor-zehn-Jahren nicht näher, unmittelbarer eins als mit dem Leib unserer Mutter.
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Mayer, M. (1993). Voraussetzungen. In: Hugo von Hofmannsthal. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05608-5_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05608-5_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10273-7
Online ISBN: 978-3-476-05608-5
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