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Von romantischen Geschichten, Rittern, Mädchen und Abenteuern

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Das schöne Unendliche
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Zusammenfassung

Die älteste, trivialliterarische Bedeutung des Wortes „romantisch“ begegnet uns in den „Gesammelten Schriften“ Schumanns zweimal. Zum ersten Mal 1836 in einer Kritik der „Phantasie und Variat. Werk 15“ von Heinrich Elkamp:

„… Nie aber dachte ich lebhafter an jene Donauweibchenstücke, die man als Kind auf den Theatern mit so freudigen Schauern sieht, an jene Szenen, wo der neugierige Schildknappe gern hinter die Schliche seines Rittermannes kommen möchte und schon durchs Schlüsselloch alle romantischen Herrlichkeiten genießend von unsichtbaren Händen greulich zerbläut, auf die grüne Wiese zurückgeschickt wird, wo er wiederum hüten muß das Roß seines edlen Herrn. Wer dunkel komponiert, wird auch dunkle Rezensionen verstehen …

Und wenn nun der Vorhang über dem romantischen Spuk herabgefallen war und die bekannten Nachbarskinder überall vorguckten und man so sicher und fest dazwischen saß, so war’s nur wenig von dem Wohlbehagen verschieden, das nach den obigen Variationen die des Herrn F. H. Chwatal in mir erweckten, …“ [66]1

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Anmerkungen zu Kapitel 1

  1. S. Marie Luise Maintz, Franz Schubert in der Rezeption Robert Schumanns, Studien zur Ästhetik und Instrumentalmusik, Kassel [u.a.]: Bärenreiter, 1995.

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  2. In den „selbstbiographischen Aufzeichnungen“ zählt Schumann einige Stücke auf, die er während seiner „Theaterpassion [1823–27]“ gesehen hat, darunter auch Ferdinand Kauers „Das Donauweibchen“, s. Georg Eismann, Robert Schumann, Ein Quellenwerk über sein Leben und Schaffen, 2 Bde., Bd. 1., Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1956, S. 18.

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  3. Johann Wilhelm Appell, Die Ritter-, Räuber- und Schauerromantik, Zur Geschichte der deutschen Unterhaltungs-Literatur, Leipzig: Engelmann, 1859, Reprint: Leipzig, 1967.

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  4. Raymond Immerwahr, Romantisch, Genese und Tradition einer Denkform, Frankfurt a. M.: Athenäum, 1972, S. 12 f.

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  5. Hans Eichner (Hg.), Friedrich Schlegel, Über Goethes Meister, Gespräch über die Poesie, Paderborn [u.a.]: Schöningh, 1985, S. 33 f., faßt zusammen: „»Romantisch« war ein Modewort, das schon damals ein großes und verwirrendes Spektrum von Konnotationen aufwies. Die folgenden sind die bedeutendsten: (1) Im Mittelalter bezeichneten die Ausdrücke romans im Provenzalischen, romance im Altfranzösischen und romanzo im Italienischen die Volkssprachen im Unterschied vom Lateinischen. Das deutsche Eigenschaftswort »romantisch« bezog sich noch im achtzehnten Jahrhundert in einer seiner Bedeutungen auf die Sprachen und war insofern synonym mit dem heutigen »romanisch«, das damals nur selten verwendet wurde. Schlegel nannte z.B. das Altfranzösische eine »romantische« Sprache. (2) Schon im zwölften Jahrhundert bezogen sich romans, romanzo u.s.w. nicht nur auf die Volkssprachen, sondern auch auf in diesen verfaßte Dichtungen. Im deutschen Eigenschaftswort »romantisch«, das erst rund um 1700 in Umlauf kam, war dieser Sprachgebrauch aufbewahrt, gewann aber im Lauf des achtzehnten Jahrhunderts eine chronologische Konnotation. »Romantische Poesie« bezeichnete also zunächst die romanische Literatur des Mittelalters und der Renaissance, konnte aber auch auf nicht romanische Literatur des Zeitraums angewandt werden. (3) Da die in den Vulgärsprachen geschriebenen Dichtungen sich nicht der reimlosen klassischen Versmaße bedienten, sondern gereimt waren, bezeichnete man gelegentlich die neuen, gereimten Formen als »romantisch«. (4) »Romantisch« und die entsprechenden Eigenschaftswörter in den anderen europäischen Sprachen bezeichneten bald auch all das Abenteuerliche, Phantastische, Märchenhafte, Wunderbare oder Exotische, das man überall in Romanen, Romanzos, Romances usw. antraf, aber nicht in der Wirklichkeit. In diesem Sinne verwendet z.B. Johnson das Wort, wenn er den Verfasser eines Buches über Abessinien dafür lobt, »Romantic Absurdities and Incredible Fictions« vermieden und sich an die Wahrheit gehalten zu haben. (5) Es galt im achtzehnten Jahrhundert und gilt noch heute als Gemeinplatz, daß die Liebe in der Moderne, und zwar sowohl im Leben als auch in der Literatur, eine größere Rolle spiele als in der Antike. Damit mag es seine Richtigkeit haben oder auch nicht. Jedenfalls steht fest, daß die Liebe in der im Sinne von oben (2) »romantischen« Literatur wie auch in den Romanen der Neuzeit eine so enorme Rolle spielt, daß das Wort »Roman« im 18. Jahrhundert u.a. einfach »Liebesgeschichte« bedeutete und dieser Sprachgebrauch auch auf das Eigenschaftswort »romantisch« abfärbte.“

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  6. Raymond Immerwahr, Romantisch, Genese und Tradition einer Denkform, Frankfurt a. M.: Athenäum, 1972, S. 12 f.

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  7. Martin Schoppe, „Schumanns Litterarischer Verein“, In: Robert Schumann und die Dichter, Ein Musiker als Leser, Katalog zur Ausstellung des Heinrich-Heine-Instituts in Verbindung mit dem Robert-Schumann-Haus in Zwickau und der Robert-Schumann-Forschungsstelle e.V. in Düsseldorf, Bearbeitet von Bernhard R. Appel und Inge Hermstrüwer, Düsseldorf: Droste, 1991, S. 30.

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  8. Friedrich Schlegel, Geschichte der alten und neuen Literatur, Hrsg. v. Hans Eichner, Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 6, Erste Abteilung, Kritische Neuausgabe, München, Paderborn, Wien: Schöningh, Zürich: Thomas, 1961, S. 197.

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  9. Friedrich Schlegel, Geschichte der alten und neuen Literatur, S. 192. — In der nachgelassenen „Geschichte der europäischen Literatur“ (1803/04), die Robert Schumann nicht gekannt haben konnte, schreibt Schlegel in einem Aufsatz über „Die altdeutsche Literatur“: „Unter der Herrschaft der schwäbischen Kaiser war in Deutschland die Zeit der eigentümlichen Blüte der romantischen Poesie, wenn man diese nicht historisch, sondern nach ihrem wesentlichen Begriffe nimmt“, s. Friedrich Schlegel, Wissenschaft der europäischen Literatur, Vorlesungen, Aufsätze und Fragmente aus der Zeit von 1795–1804, Hrsg. v. Ernst Behler, Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 11, Zweite Abteilung, Schriften aus dem Nachlaß, München, Paderborn, Wien: Schöningh, Zürich: Thomas, 1958, S. 181.

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  10. Carl Müller-Fraureuth, Die Ritter- und Räuberromane, Halle, 1894, Reprint: Hildesheim: Olms, 1965.

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  11. Holger Dainat, Abaelino, Rinaldini und Konsorten, Zur Geschichte der Räuberromane in Deutschland, Tübingen: Niemeyer, 1996.

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  12. Sabine Pritzkuleit, Die Wiederentdeckung des Ritters durch den Bürger, Chivalry in englischen Geschichtswerken und Romanen, 1770–1830, Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1991.

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  13. Richard Ullmann und Helene Gotthard, Geschichte des Begriffs »Romantisch« in Deutschland, Vom ersten Aufkommen des Wortes bis ins dritte Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts, Berlin, 1927, Reprint: Nendeln/Liechtenstein, 1967, S. 16.

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  14. J. G. Mensel, Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit, Leipzig, 1800, S. 1150, Zit. n. Fernand Baldensperger, „»Romantique,« ses analogues et ses équivalents: tableau synoptique de 1650 à 1810“, In: Harvard Studies and Notes in Philology and Literature, 14 (1937), S. 95.

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  15. Friedrich Schlegel, Charakteristiken und Kritiken I (1796–1801), Gespräch über die Poesie, Brief über den Roman, Hrsg. v. Hans Eichner, Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 2, Erste Abteilung, Kritische Neuausgabe, München, Paderborn, Wien: Schöningh, Zürich: Thomas, 1967, S. 333.

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Tadday, U. (1999). Von romantischen Geschichten, Rittern, Mädchen und Abenteuern. In: Das schöne Unendliche. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05580-4_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05580-4_2

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