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Inventio/Elocutio. Metaphorische Rede und die Formierung wissenschaftlichen Wissens

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Rhetorik

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

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Zusammenfassung

Bei der Erzeugung, Darstellung und Verbreitung von Wissensansprüchen spielen metaphorische Ausdrücke eine ebenso zentrale wie problematische Rolle: Obwohl faktisch unauflöslich mit sprachlicher Kommunikation — und also auch mit dem im Medium der Sprache realisierten Diskurs der Wissenschaft — verbunden, waren und sind ihre kognitiven Qualitäten und Leistungen umstritten; und auch wenn selten ihre Verwendung überhaupt gemeint ist (und zumeist ihr unzutreffender Einsatz bzw. ihr Gebrauch zur Durchsetzung falscher Ziele kritisiert wird), reichen die Stellungnahmen zum Metapherngebrauch von vehementer Ablehnung bis zu emphatischer Affirmation. Hintergrund der kontroversen Positionen ist ein traditionsreiches Konfliktfeld, in dem sich unterschiedliche Annahmen zu Erzeugung und Darstellung, Entdek-kung und Begründung sowie zu Klassifizierung und Bewertung von wissenschaftlichem Wissen überlagern: Während metaphorischer Rede und dem ihr zugrundeliegenden analogischen Schlußprinzip in Aristoteles’ Rhetorik eine heuristische Funktion bei der Entdeckung von Erkenntnissen zugebilligt wurde und das in Metaphern formulierte Erfassen von »Ähnlichem in weit auseinanderliegenden Dingen« nicht nur in seinem Konzept der phrónesis — der auf Wahrscheinlichkeit zielenden Klugheit — eine Rolle spielte, schloß die Gewißheit anstrebende epistéme metaphorische Ausdrücke als »undeutlich« und »trügerisch« aus.

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Notizen

  1. Prägnant formuliert durch Huxley, Aldous: Literature and Science. London 1963, S. 41: »The aim of the scientist is to say only one thing at a time, and to say it unambiguously and with the greatest possible clarity.«

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  2. Zur normativen Ächtung der Ambiguität tropischer Rede (bei gleichzeitiger Reflexion tropischer Figuren in der rhetorischen Stillehre) vgl. Schüttpelz, Erhard: Figuren der Rede. Zur Theorie der rhetorischen Figur. Berlin 1996 (= Philologische Studien und Quellen 136), S. 336–398;

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  3. zum Metaphernverbot in der Wissenschaft u. a. Nieraad, Jürgen: »Bildgesegnet und Bildverflucht«. Forschungen zur sprachlichen Metaphorik. Darmstadt 1977;

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  4. Weinrich, Harald: »Metapher«. In: Ritter, Joachim/Gründer, Karlfried (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. V. Darmstadt 1980, Sp. 1179–1186, hier Sp. 1179–1181; ders.: »Formen der Wissenschaftssprache«. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1988. Berlin, New York 1989, S. 132–139;

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  5. ders./ Kretzenbacher, Heinz L. (Hg.): Linguistik der Wissenschaftssprache. Berlin, New York 1995 (= Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Forschungsberichte 10).

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  6. Vgl. dazu die bibliographischen Erhebungen von Shibles, Warren A: Metaphor. An Annotated Bibliography and History. Whitewater 1971;

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  7. Noppen, Jean-Pierre/van de Knop, Sabine/de Jongen, Renée (Hg.): Metaphor. A Bibliography of Post-1970 Publications. Amsterdam, Philadelphia 1985;

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  8. van Noppen, Jean-Pierre/Hols, Edith (Hg.): Metaphor II. A Classified Bibliography of Publications from 1985–1990. Amsterdam, Philadelphia 1991; eine die internationale Diskussion einbeziehende Übersicht über die neueren Forschungsfelder bietet die Einführung von Lutz Danneberg, Andreas Graeser und Klaus Petrus in dem von ihnen herausgegebenen Sammelband: Metapher und Innovation. Die Rolle der Metapher im Wandel von Sprache und Wissenschaft. Bern, Stuttgart, Wien 1995 (= Berner Reihe philosophischer Studien 16), S. 9–21.

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  9. Zentrale Punkte der Diskussion um die Rhetorik als »facultas« (Gabe), »scientia« (Wissenschaft) oder »ars« (Kunst) wie auch die Frage nach der ethischen Bewertung der »persuasio« (Überredung) finden sich bereits bei Marcus Fabius Quintilia-nus: Ausbildung des Redners. Institutionis Oratoriae libri XII. Übersetzt und hg. von Helmut Rahn. 2 Bde. Darmstadt 1972/75, II 15. Eine Übersicht über den Wandel der Auffassungen von der Entstehung der Rhetorik als einer systematisch geordneten und terminologisierten Theorie der Redekunst im 5. vorchristlichen Jahrhundert bis zu strukturalistischen und dekonstruktiven Aufnahmen, die das rhetorische System als Instrumentarium zu Textbeschreibung — und -analyse bzw. als Mittel der Reflexion unhintergehbarer Sprachlichkeit nutzen, gibt Torra, Elias: »Rhetorik«. In: Pechlivanos, Miltos/Rieger, Stefan/Struck, Wolfgang/Weitz, Michael (Hg.): Einführung in die Literaturwissenschaft. Stuttgart, Weimar 1995, S. 97–111.

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  10. Auf die Diskussion um die Etikettierungen »Substitutionstheorie«, »Vergleichstheorie«, »Interaktionstheorie« und ihre unterschiedlichen historischen Rückführungen kann nicht näher eingegangen werden; in sprachphilosophischer Perspektive vgl. Scheffler, Israel: Beyond the Letter. A Philosophical Inquiry into Ambiguity, Vagueness and Metaphor in Language. London 1979, S. 79–130;

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  11. zur rhetorischen Tradition jetzt umfänglich Eggs, Ekkehard: »Metapher«. In: Ueding, Gerd (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 5. Tübingen 2001, Sp. 1099–1183.

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  12. Vgl. Kubczak, Hartmut: »Begriffliche Inkompatibilität als konstitutives Prinzip der Metapher und Präzisierungen des Konzeptes ›Metapherninterpretation‹«. In: Sprachwissenschaft 19 (1994), S. 22–39, hier S. 25: Wenn »von einem (singularischen oder pluralischen) Gegenstand im weitesten Sinn vermittels von Sprachzeichenbedeutungen eine erste und eine zweite Qualifizierung gegeben werden, die sich in irgendwelchen begrifflichen Komponenten widersprechen«, liegt eine »Sinn-inkonsistenz« vor, »die es nach dem Prinzip der kooperativen Interaktion zu überwinden gilt. […] Die Überwindung der wahrgenommenen Inkonsistenz geschieht, indem die Struktur ›A ist B‹ in den gerichteten Vergleich ›A ist (ähnlich) wie B‹ umgedeutet wird, indem also auf ein bestimmtes, jedem Sprachteilhaber geläufiges Umdeutungsmuster zurückgegriffen wird.«

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  13. Zymner, Rüdiger: »Metaphorische Erotik. Zur konzisen Unschärfe uneigentlichen Sprechens«. In: L. Danneberg et al. (Hg.): Metapher und Innovation (s. Anm. 3), S. 158–171, Zitat S. 163. Zu den Unterschieden zwischen ironischem und metaphorischem Sprachgebrauch vgl. Berg, Wolfgang: Uneigentliches Sprechen. Zur Pragmatik und Semantik von Metapher, Metonymie, Ironie, Litotes und rhetorischer Frage. Tübingen 1978;

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  14. Searle, John R.: »Metapher« [Metaphor; 1979]. In: ders.: Ausdruck und Bedeutung. Frankfurt/M. 1982, S. 98–138.

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  15. Vgl. Black, Max: »Metapher« [Metaphor; 1954]. In: A. Haverkamp (Hg.): Theorie der Metapher (s. Anm. 4), S. 55–79, hier S.70 f., demzufolge der Leser angesichts der Metapher »Der Mensch ist ein Wolf« weniger eine Wörterbuchdefinition von »Wolf« als vielmehr ein »System miteinander assoziierter Gemeinplätze [system of associated commonplaces]« benötigt. Zur kulturellen Dimension dieser enzyklopädischen Kenntnisse beim Nachvollzug metaphorischer Aussagen vgl. Eco, Umberto: Der Streit der Interpretationen. München, Wien 1992, S. 194–200.

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  16. Birus, Hendrik/Fuchs, Anna: »Ein terminologisches Grundinventar für die Analyse von Metaphern«. In: Wagenknecht, Christian (Hg.): Zur Terminologie der Literaturwissenschaft. Stuttgart 1986, S. 157–174, hier S. 163.

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  17. Vgl. C. Strub: Kalkulierte Absurditäten (s. Anm. 4), S. 48, der als Indiz für das »recht genau« datierbare Ende der sprachphilosophischen Metaphernforschung die letzten Wortmeldungen von Max Black (»How Metaphors Work: A Reply to Donald Davidson«. In: Sacks, Sheldon (Hg.): On Metaphor. Chicago 1979, S. 181–192) und Monroe C. Beardsley (»Metaphorical Senses«. In: Nous 12 (1978), S. 3–16) ansieht. Dagegen betonen Hendrik Birus und Anna Fuchs, daß der oftmals als »Bruch in der Geschichte der Metapherntheorie« interpretierte Einsatz der Forschungen seit I. A. Richards und M. Black eine Fortführung der traditionellen, durch Aristoteles bestimmten Metaphernauffassung sei; vgl. H. Birus/A. Fuchs: »Ein terminologisches Grundinventar für die Analyse von Metaphern« (s. Anm. 10), S. 160: »[W]as gern als Paradigmawechsel in der Metapherntheorie stilisiert worden ist, läuft in Wahrheit lediglich auf Modifikationen des traditionellen Metaphernbegriffs hinaus, hinter die man allerdings nicht mehr zurückfallen sollte. Sie bestehen zum einen in der Erkenntnis der Wichtigkeit des Kontexts für die Identifikation und Interpretation von Metaphern, wie sie zuvor nie hinreichend thematisiert worden ist; zum anderen in der Konzentration nicht allein auf die ›semanti-schen Merkmale‹ im Sinn einer Komponentensemantik (wie sie noch dem transformationsgrammatischen Metaphernverständnis zugrunde lag), sondern auch auf die in einer Kultur (Subkultur, Gruppe, Epoche, Diskursart etc.) gängigen ›Asso-ziationen‹ im Sinne von Annahmen und wertenden Einstellungen zu den mit dem metaphorischen Ausdruck bezeichneten Gegenständen und Sachverhalten.« 14 Hierzu zählen insbesondere die Forschungen von Mark Johnson und George Lakoff zur körpergebundenen Strukturierung von Erkenntnis, in deren Rahmen der Metapher eine zentrale Rolle zugeschrieben wird; u. a. in Lakoff, G./Johnson, M.: Metaphors We Live By. Chicago, London 1980; dies.: »The Metaphorical Structure of the Human Conceptual System«. In: Cognitive Science 4 (1980), S. 195–208; dies.: Metaphor and Communication. Trier 1982; Johnson, Mark: The Body in the Mind. The Bodily Basis of Meaning, Imagination, and Reason. Chicago, London 1987;

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  18. Lakoff, George: Women, Fire, and Dangerous Things. Chicago 1987.

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  19. Aufgenommen und weitergeführt wurden diese Ansätze durch Mulaik, Stanley A.: »The Metaphoric Origins of Objectivity, Subjectivity, and Consciousness in the Direct Perception of Reality«. In: Philosophy of Science 62 (1995), S. 283–303;

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  20. Stelter, Reinhard: »The Transformation of Body Experience into Language«. In: Journal of Phenomenological Psychology 31 (2000), S. 63–77;

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  21. eine Anwendung von Lakoffs und Johnsons Theorie metaphorischer Begriffe (»metaphorical con-cepts«) auf die Korrespondenztheorie der Wahrheit findet sich bei Orilia, Francesco: »Metaphor and Truth-Makers«. In: Journal of Philosophical Research 26 (2001), S. 103–129.

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  22. — Breiteren Einfluß gewann auch Johnsons Verbindung ko-gnitionswissenschaftlicher und moralphilosophischer Fragestellungen auf der Basis seiner Metapherntheorie, niedergelegt in Johnson, Mark: »Imagination in Moral Judgement«. In: Philosophy and Phenomenological Research 46 (1985), S. 265–280, wo der »imaginative metaphorical process of understanding« als notwendige Bedingung zur Anwendung moralischer Regeln auf konkrete Fälle beschrieben wird; ders.: Moral Imagination. Implication of Cognitive Science for Ethics. Chicago 1993, wo »moral concepts« als »defined by systems of metaphors« (S. IX) gelten.

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  23. Eine Fortsetzung finden diese Überlegungen etwa in Nordgren, Anders: »Ethics and Imagination: Implications of Cognitive Semantics for Medical Ethics«. In: Theoretical Medicine 19 (1998), S. 117–141; hier werden Metaphern und Imagination eine deutlich größere Bedeutung für moralische Entscheidungen als definierte Begriffe und Deduktionsregeln eingeräumt und eine »imaginative casuistry« gegenüber einem sog. »Principlism« und anderen Formen der Kasuistik präferiert.

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  24. Vor allem die als Pioniere einer kognitionswissenschaftlichen Metapherforschung geltenden Lakoff und Johnson verwenden einen sehr weiten (und nur unzureichend definierten) Metaphern-Begriff, unter den alle faktisch alle Formen der Mehrdeutigkeit subsumiert werden; in der 1980 veröffentlichten Untersuchung Metaphors We Live By wurde neben der Metapher nur noch die Metonymie unterschieden. Kritik an dieser Ausweitung des Metaphernbegriffs und der unklaren Differenzierung zwischen basalen Erfahrungen und metaphorischer Erfassung kam u. a. von Kennedy, John M./Vervaeke, John: »Metaphor and Knowledge attained via the Body«. In: Philosophical Psychology 6 (1993), S. 407–412;

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  25. Baldauf, Christa J.: Metapher und Kognition. Grundlagen einer Theorie der Alltagsmetapher. Frankfurt/M. 1997;

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  26. Tsur, Reuven: »Lakoff’s Roads Not Taken«. In: Pragmatics and Cognition 7 (1999); S. 339–359.

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  27. Gegen den Vorwurf des Reduktionismus verteidigte sich Johnson, Mark: »Conceptual Metaphor and Embodied Structures of Meaning: A Reply to Kennedy and Vervaeke«. In: Philosophical Psychology 6 (1993), S. 413–422.

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  28. So wurde etwa die Auffassung von der durchgängigen Übertragung philosophischer Ausdrücke a sensilibus ad intelligentia schon im 17. Jahrhundert diskutiert und prägnant formuliert in John Lockes 1689 veröffentlichtem Essay Concerning Human Understanding, Buch III, Kap. I, § 5: »Vielleicht führt es uns dem Ursprung aller unserer Begriffe und Erkenntnisse ein wenig näher, wenn wir beachten, wie groß die Abhängigkeit unserer Wörter von bekannten sinnlich wahrnehmbaren Ideen ist und wie diejenigen Wörter, die Handlungen und Begriffe bezeichnen, welche von der Sinneswahrhnehmung weit entfernt sind, doch ihren Ausgangspunkt darin haben. Sie werden von sinnlich deutlich wahrnehmbaren Ideen auf abstruse Bedeutungen übertragen und müssen nun Ideen vertreten, die unserer Sinneswahrnehmung unzugänglich sind.« Auch Giambattista Vico belegte in seinen erstmals 1725 veröffentlichten Principi di scienza nuova mit einer Fülle von Beispielen, daß »in allen Sprachen der größte Teil der Ausdrücke für unbeseelte Dinge auf sie übertragen worden ist vom menschlichen Körper und seinen Teilen, von den menschlichen Sinnen und den menschlichen Leidenschaften.« Vico, Giambattista: Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker. Hamburg 1990. Teilbd. 2, S. 191.

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  29. Das Spektrum reicht dabei von der Untersuchung spezifischer Einzelmetaphern (etwa Blumenberg, Hans: »Licht als Metapher der Wahrheit. Im Vorfeld der philosophischen Begriffsbildung«. In: Studium Generale 10 (1957), S. 432–447;

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  30. Barthes, Roland: »Die Augenmetapher«. In: Gallas, Helga (Hg.): Strukturalismus als interpretatives Verfahren. Darmstadt, Neuwied 1972, S. 25–34;

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  31. Bandy, Gerhard J.: »Metaphorik der Erfüllung. Nahrung als Hintergrundsmodell in der griechischen Ethik bis Epikur«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 25 (1981), S. 7–69;

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  32. Nugel, Bernfried: »Architekturmetaphern und Gesamtplankonzeption in der englischen Literaturkritik des 17. Jahrhunderts«. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 8 (1978), S. 48–70)

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  33. über die Rekonstruktion größerer Bildfelder (etwa Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern, München 41963, S. 138–154;

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  34. Weinrich, Harald: »Münze und Wort. Untersuchungen an einem Bildfeld« [1958]. In: ders.: Sprache in Texten. Stuttgart 1976, S. 276–290; ders.: »Metaphora memoriae«. Ebd., S. 291–294;

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  35. Meyer, Ahlrich: »Mechanische und organische Metaphorik politischer Philosophie«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 13 (1969), S. 128–199;

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  36. Demandt, Alexander: »Denkbilder des europäischen Epochenbewußtseins«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 23 (1979), S. 129–147;

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  37. Stierle, Karlheinz: »Der Maulwurf im Bildfeld. Versuch zu einer Metapherngeschichte«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 26 (1982), S. 101–143;

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  38. Stanford Friedman, Susan: »Creativity and the Childbirth Metaphor. Gender Difference in Literary Discourse«. In: Feminist Studies 13, 1 (1987), S. 49–82)

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  39. bis hin zu sytematischen Metaphorologien (wie etwa Blumenberg, Hans: »Paradigmen zu einer Metaphorologie«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 6 (1960), Teilabdruck in: A. Haverkamp (Hg.): Theorie der Metapher (s. Anm. 4), S. 285–315; ders.: Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigmen einer Daseinsmetapher. Frankfurt/M. 1979; Demandt, Alexander: Metaphern für Geschichte. Sprachbilder und Gleichnisse im historisch-politischen Denken. München 1978;

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  40. Mayr, Otto: Uhrwerk und Waage: Autorität, Freiheit und technisches System in der Frühen Neuzeit [Autority, Liberty and Automatic Machinery in Early Modern Europe, 1986]. München 1987).

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  41. Fundiert und gestützt wird diese Auffassung nicht zuletzt durch die Gliederung des aristotelischen Organon, das bis in das 16. Jahrhundert traditionsbildend wirkte: Das erste Buch behandelt die Kategorien (Arten des Seienden), ihm folgen die Analytiken (Analytica priora von den Schlüssen; Analytica posteriora vom Beweis, der Definition und den Einteilungen) und die Interpretationsschrift (De in-terpretatione vom Satz und Urteil). Die Topik (von den dialektischen oder Wahrscheinlichkeitsschlüssen) steht als fünftes Buch vor den Sophistischen Trugschlüssen. Als es aufgrund der (nicht zuletzt durch die Dialektiken Agricolas, Sturms und Ramus’ verbreiteten) ciceronisch-rhetorischen Tradition mit der Unterscheidung zwischen inventio und iudicium zu einem Zusammentreffen der am Organon orientierten Logik und der an der Rhetorik-Tradition orientierten Dialektik kommt, bilden sich unterschiedliche Optionen heraus; vgl. dazu Danneberg, Lutz: »Erfahrung und Theorie als Problem moderner Wissenschaftsphilosophie in historischer Perspektive«. In: Freudiger, Jörg et al. (Hg.): Der Begriff der Erfahrung in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. München 1996, S. 12–41, hier S. 17–22.

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  42. Vgl. Borsche, Tilman: »Einleitung«. In: ders. (Hg.): Klassiker der Sprachphilosophie. Von Platon bis Noam Chomsky. München 1996, 7–13.

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  43. Die Differenz zwischen einem theoretisch formulierten Bildverbot und einer »praktischen« Verwendung bildlich-uneigentlicher Sprache zur Formulierung von Wissensansprüchen reflektierte Platon durch terminologische Differenzierung selbst: Für bildhafte Ausdrücke, die nicht zu geistiger Klarheit, sondern zu Verwechslung und Verwirrung führten und also dem Schein verhaftet blieben, verwendete er den Begriff eídolon; angemessene bildliche Ausdrücke und Vergleiche — wie etwa das eigene Höhlengleichnis — wurden als eikónes bezeichnet; vgl. Willms, Hans: EIKWN. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zum Platonismus. Münster 1935;

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  44. zu den illustrativen und epistemischen Funktionen von Metaphern bei Platon auch Pender, Elizabeth: Images of Persons Unseen: Plato’s Metaphors for the Gods and the Soul. Sankt Augustin 2000 (= International Plato studies 11);

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  45. Vonessen, Franz: Metapher als Methode. Studien zu Platon. Würzburg 2001.

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  46. Zur Funktion der Metapher, im Rahmen der mimetisch konstruierten Tragödie und mit dem Prinzip der Ähnlichkeit »Menschen als handelnde« und »Dinge als wirkende« darzustellen, vgl. Ricœur, Paul: Die lebendige Metapher. München 1991 (= Übergänge.

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  47. Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt 12), S. 44–55, Zitat hier S. 55; zur Rolle metaphorischer Rede innerhalb der Rhetorik als einer »praktischen Klugheitslehre« zur »diskursiven Ermittlung der praktischen Wahrheit durch das (Er-)Finden von einleuchtenden Beweisen« vgl. Debatin, Bernhard: Die Rationalität der Metapher. Eine sprachphilosophische und kommunikationstheoretische Untersuchung. Berlin, New York 1995 (= Grundlagen der Kommunikation und Kognition), S. 20–22, Zitat S. 20.

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  48. Fuhrmann, Manfred: Rhetorik und öffentliche Rede. Über die Ursachen des Verfalls der Rhetorik im ausgehenden 18. Jahrhundert. Konstanz 1983, S. 11.

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  49. Vgl. Danto, Arthur C.: Die Verklärung des Gewöhnlichen. Frankfurt/M. 1984, S. 260 f.;

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  50. Pielenz, Michael: Argumentation und Metapher. Tübingen 1993, S. 147 ff.

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  51. Bornscheuer, Lothar: Topik. Zur Struktur der gesellschaftlichen Einbildungskraft. Frankfurt/M. 1976, S. 90.

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  52. Nicht gemeint ist eine seit dem 12. Jahrhundert ebenfalls übliche Auffassung der Logik als scientia sermocinalis, die die drei Fächer des Triviums Grammatik, Dialektik (Logik) und Rhetorik umfaßte und in deren Rahmen Dialektik und Rhetorik die scientia rationalis bildeten. Hintergrund der doppeldeutigen Verwendung — nach der »Logik« zum einen als umfassender Begriff zur Bezeichnung der drei Fächer des Triviums, zum anderen als Bezeichnung eines seiner Fächer auftrat — ist die Doppeldeutigkeit des griechischen Wortes lógos, das als sermo oder ratio aufgefaßt wurde; vgl. dazu Danneberg, Lutz: »Logik und Hermeneutik: Die Analysis Logica in den ramistischen Dialektiken«. In: Scheffler, Uwe/Wuttich, Klaus (Hg.): Terminigebrauch und Folgebeziehung. Festband zu Ehren von Professor Horst Wessel. Berlin 1998, S. 129–157, hier S. 130 f.

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  53. Vgl. Ong, Walter J.: Ramus, Method, and the Decay of Dialogue. From the art of discourse to the art of reason. Cambridge 1958.

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  54. Von der »schwerwiegendsten Erschütterung, welche die Rhetorik im Verlauf ihres Bestehens erlebt hat«, spricht Villwock, Jörg: Metapher und Bewegung. Frankfurt/M., Bern 1983, S. 19: »Die strenge Evidenzforderung bedeutete eine radikale Einschränkung des Sinnes argumentativer Bemühungen um intersubjektive Anerkennung.«

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  55. Nach der stilanalytischen Behandlung durch Thomas Hensch (Über den Stil in Descartes’ Discours de la méthode. Zürich 1949),

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  56. Der Witz ist schder in den Bildern von Descartes’ Hauptschrift prägende Ereignisse des eigenen Lebens gestaltet sah, wurde eine auf die Persönlichkeit des Autors zurückgehende Bestimmung des Metapherngebrauchs unternommen durch Edelman, Nathan: »The mixed metaphor in Descartes«. In: The Romanic Review 41 (1950), S. 167–178.

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  57. Der Witz ist schEine bildhafte Verarbeitung frühkindlicher Erschütterungen erkannte Weber, Jean-Paul: »Les medidations de Descartes considérées en tant qu’ouvre d’art«. In: Revue d’ ésthetique 9 (1956), S. 249–281;

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  58. eine überzeugende Widerlegung dieser psychographischen Deutungen lieferte Cahné, Pierre-Alain: Un autre Descartes. Le Philosophe et son langage. Paris 1980.

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  59. Die hier vorgenommene Konzentration auf eine bewußte Schriftkonzeption gab Impulse für den Entwurf einer cartesianischen Rhetorik durch Carr, Thomas M.: Descartes and the Resilience of Rhetoric. Varieties of Cartesian rhetorical theory. Carbondale 1990;

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  60. zu den Einflüssen des barocken Zeitgeistes, der neue philosophische propositiones bei entsprechender Gestaltung tolerierte, vgl. Cavaillé, Jean-Pierre: Descartes. La Fable du Monde. Paris 1991.

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  61. Aufschlußreich auch Galison, Peter: »Descartes’ Comparisons: From the Invisible to the Visible«. In: ISIS 75 (1984), S. 325–339;

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  62. Schildknecht, Christiane: Philosophische Masken. Studien zur literarischen Form der Philosophie bei Platon, Descartes, Wolff und Lichtenberg. Stuttgart 1990; dies.: »Erleuchtung und Tarnung. Überlegungen zur literarischen Form bei René Descartes«. In: Gabriel, Gottfried/Schildknecht, Christiane (Hg.): Literarische Formen der Philosophie. Stuttgart 1990, S. 92–120

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  63. Zum Verhältnis von Visualität und optischen Metaphern bei Descartes, Malebranche und Leibniz vgl. Wilson, Catherine: »Discourses of Vision in Seventeenth-Century Metaphysics«. In: Levin, David Michael (Hg.): Sites of Vision. The Discoursive Construction of Sight in the History of Philosophy. Cambridge/Mass., London 1997, S. 117–138.

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  64. Hobbes, Thomas: Leviathan oder Materie, Form und Gewalt eines kirchlichen und staatlichen Gemeinwesens. [Leviathan or the Matter, Form and Power of a Common-Wealth Ecclesiastical and Civil; 1651]. Hamburg 1996 (= Philosophische Bibliothek 491), S. 597. Im englischen Original heißt es allerdings »There is nothing I distrust more than my elocution.« (The Collected Works of Thomas Hobbes. Edited by Sir William Molesworth. London 1994. Vol. 3, T. 2, S. 711) und zielt wohl auf den Teil der Rhetorik, der als elocutio die angemessene Einkleidung der Gedanken in Worte behandelte.

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  65. Zu Wertung und Einsatz rhetorischer Mittel bei Hobbes vgl. u. a. Cantalupo, Charles: »Hobbes’s Use of Metaphor«. In: Restoration 12 (1988), S. 20–32; ders.: »Hobbes’s Style. Origins, Developments, Contexts«. In: Language and Style 19 (1986), S. 99–117;

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  66. Barnouw, Jeffrey: »Persuasion in Hobbes’s Leviathan«. In: Hobbes Studies 1 (1988), S. 3–25;

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  67. Johnston, David: The Rhetoric of Leviathan. Thomas Hobbes and the Politics of Cultural Transformations. Princeton 1986;

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  68. Kahn, Victoria: »Hobbes: a Rhetoric of Logic«. In: dies.: Rhetoric: Prudence and Skepticism in the Renaissance. Ithaca 1985, S. 152–181;

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  69. Mathie, William: »Reason and Rhetoric in Hobbes’s Leviathan«. In: Interpretation. A Journal of Political Philosophy 14 (1986), S. 281–298;

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  70. Prokhovnik, Raia: Rhetoric and Philosophy in Hobbes’s Leviathan. London 1990;

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  71. Sacksteder, William: »Hobbes: Philosophical and Rhetorical Artifice«. In: Philosophy and Rhetoric 17 (1984), S. 30–46;

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  72. Metzger, HansDieter: »Die Bedeutung des Leviathan: Politischer Mythos oder politischer Begriff?« In: Hobbes-Studies 5 (1992), S. 23–52;

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  73. Skinner, Quentin: Rhetoric in the Philosophy of Hobbes. Cambridge 1996;

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  74. Wilson-Quayle, James: »Resolving Hobbes’s Metaphorical Contradiction: The Role of the Image in the Language of Politics«. In: Philosophy and Rhetoric 29 (1996), S. 15–32;

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  75. Zappen, James P.: »Aristotelian and Ramist Rhetoric in Thomas Hobbe’s Leviathan«. In: Rhetorica 1 (1983), S. 65–91.

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  76. Hobbes’ Briefe of the the Art of Rhetorick behandeln Harwood, John T. (Hg.): The Rhetorics of Thomas Hobbes and Bernard Lamy. Carbondale 1986;

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  77. Sorell, Tom: »Hobbes’ Un-Aristotelian Rhetoric«. In: Philosophy and Rhetoric 23 (1990). S. 96–108;

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  78. Rayner, Jeremy: »Hobbes and the Rhetoricians«. In: Hobbes Studies 4 (1991), S. 76–95.

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  79. de Man, Paul: »Epistemologie der Metapher« [The Epistemology of Metaphor; 1978], hier zitiert nach dem Abdruck in A. Haverkamp (Hg.): Theorie der Metapher (s. Anm. 4), S. 414–437, S. 417. Den Metapherngebrauch von John Locke behandeln auch Meinel, Christoph: »›Das letzte Blatt im Buch der Natur‹«. In: Studia Leibnitiana 20 (1988), S. 1–18;

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  80. Vogt, Philip: »Seascape with Fog: Metaphor in Locke’s ›Essay‹«. In: Journal of the History of Ideas 54 (1993), S. 1–18;

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  81. Brown, Vivienne: »On Theological Discourse in Locke’s ›Essay‹«. In: Locke Newsletter 29 (1998), S. 39–57; dies.: »The ›Figure‹ of God and the Limits to Liberalism: A Rereading of Locke’s ›Essay‹ and ›Two Treatises‹. In: Journal of the History of Ideas 60 (1999), S. 83–100;

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  82. Clark, S. H.: »›The Whole Internal World His Own‹: Locke and Metaphor Reconsidered«. In: Journal of the History of Ideas 59 (1998), S. 241–265.

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  83. Thomasius, Christian: Ausübung der Vernunftlehre [1691]. Neudruck Hildesheim 1968, S. 89 f.: »[H]üte dich/daß du nicht vieldeutige Worte brauchst/wo du eindeutige haben kanst/nicht figürliche/wo du die Sache mit eigenen geben kanst; es wäre denn/daß man aus andern Worten alsbald sehen könte/welche Bedeutung du im Sinne habest/oder die Sache könte nicht anders als durch figürliche Worte ausgedrückt werden.«

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  84. Dazu umfassend Danneberg, Lutz: »Die Auslegungslehre des Christian Thomasius in der Tradition von Logik und Hermeneutik«. In: Vollhardt, Friedrich (Hg.): Christian Thomasius (1655–1728). Neue Forschungen im Kontext der Frühaufklärung. Tübingen 1997, S. 253–316.

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  85. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Leipzig 21904, S. 256. Dagegen sei »für die mit der Entdeckung der Wahrheit Beschäftigten« die »acroamatische Schreibweise« möglich, wenn auch nicht immer zum Ziel führend: »Und wenn jemand in der Metaphysik oder in der Moral als Mathematiker schreiben wollte, so würde ihn nichts hindern, dies mit aller Strenge zu tun. Manche haben sich dies zur Aufgabe gemacht und uns mathematische Beweise außerhalb der Mathematik vorgelegt, aber es ist nur sehr selten geglückt.«

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  86. So beginnt mit der Kritik an der ›mystischen‹ und ›allegorischen‹ Sprache (etwa in den hermetischen Reden der Paracelsisten) seit dem 16. Jahrhundert die Trennung der Chemie von der Alchemie; vgl. Crosland, Maurice P.: Historical Studies in the Language of Chemistry. London 1962, Kap. I, II;

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  87. Goltz, Dietlinde: »Versuch einer Grenzziehung zwischen ›Chemie‹ und ›Alchemie‹«. In: Sudhoffs Archiv 52 (1968/69), S. 30–47;

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  88. Hannaway, Owen: The Chemists and the Word: The Didactic Origin of Chemistry. Baltimore 1975;

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  89. Vickers, Brian: »Alchemie als verbale Kunst: die Anfänge«. In: Mittelstraß, Jürgen/Stock, Günter (Hg.): Chemie und Geisteswissenschaften. Versuch einer Annäherung. Berlin 1992, S. 17–34.

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  90. Zum Gesamtzusammenhang Vickers, Brian: »Analogy versus Identity: the Rejection of Occult Symbolism, 1580–1680«. In: ders. (Hg.): Occult and Scientific Mentalities in the Renaissance. Cambridge 1984, S. 95–163. Insbesondere die Forschungen von Brian Vickers präzisieren das von Michel Foucault entworfene Szenario einer Wissenschaftsentwicklung, in dem ein ungezügelter Diskurs der Ähnlichkeit mit metaphorisch-analogischen Verknüpfungen durch einen rationalistischen Diskurs mit dem Prinzip der Identität und des Unterschieds »diszipliniert« und normiert wurde.

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  91. Explizit gefordert etwa durch Thomas Sprat in seiner History Of the Royal-Society of London aus dem Jahre 1667, in der angesichts »this vicious abundance, this trick of Metaphors, this voluibility of Tongue, which makes so great noise in the world« Eindeutigkeit durch »mathematicall plainness« erreicht werden sollte; hier zitiert nach Danneberg, Lutz/Schönert, Jörg: »Zur Transnationalität und Internationalisierung von Wissenschaft«. In: Danneberg, Lutz/Vollhardt, Friedrich (Hg.): Wie international ist die Literaturwissenschaft? Methoden- und Theoriediskussion in den Literaturwissenschaften: kulturelle Besonderheiten und interkultureller Austausch am Beispiel des Interpretationsproblems (1950–1990). Stuttgart, Weimar 1995, S. 7–85, S. 31.

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  92. U. a. Nieraad, J.: »Bildgesegnet und Bildverflucht« (s. Anm. 2), S. 88 ff.; P. de Man,: »Epistemologie der Metapher« (s. Anm. 47); Perelman, Chaïm: Das Reich der Rhetorik. Rhetorik und Argumentation. München 1980, S. 126 f.

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  93. Vgl. Derrida, Jacques: »Die weiße Mythologie. Die Metapher im philosophischen Text«. In: ders.: Randgänge der Philosophie. Wien 1988, S. 205–258, hier S. 254, der in den Texten von Descartes »unterhalb der Schicht von Metaphern mit didaktischem Anschein« eine »andere Schichtung« erkannte, »die weniger sichtbar, aber ebenso systematisch angeordnet wäre«: »Die Grammatik dieser Metaphern wiederherzustellen hieße, deren Logik mit einem Diskurs zu verbinden, der sich als nicht-metaphorisch ausgibt — was man hier philosophisches System, Sinn der Begriffe und Ordnung der Ursachen nennt.«

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  94. Ähnlich Renate Schlesier: »Der bittersüße Eros. Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des Metaphernbegriffs«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 30 (1986/87), S. 70–83, S. 79: »Das metaphysische Denken beruht auf Metaphern, die unsichtbar gemacht wurden und als solche nicht mehr erkennbar sind.« Bernhard Debatin (Die Rationalität der Metapher [s. Anm. 25] S. 219 f.) geht in der Rekonstruktion einer »epistemisch-metaphysischen Tiefenme-taphorik der Wissenschaftssprache« noch weiter: Für ihn dient die »Ab- und Ausgrenzungsstrategie gegenüber der Metapher dazu, eine differenzbildende Schutzschicht zu erzeugen, durch die der rationalistische Diskurs seine scheinbar wörtliche Eigentlichkeit erst gewinnt«. Das so entstandene »dichotome Schema paralleler Polaritäten, das bis heute für den wissenschaftlichen Diskurs wirksam geblieben ist« [!] mit den Antipoden »wörtlich/metaphorisch« — »rational/irrational« — »Wissenschaftssprache (Philosophie)/Umgangssprache (Rhetorik/Poetik)« sei »um eine weitere Dichotomie, nämlich männlich/weiblich zu ergänzen: dies nicht nur, weil die Wissenschaft traditionell als Domäne männlicher Tätigkeit entstanden ist, sondern auch weil der Diskurs über die Metapher, ihre Gefährlichkeit, ihre Verlok-kungen und ihre Falschheit auf frappante Weise dem Diskurs über ›die‹ Frau gleicht«. (Hervorhebungen im Original.)

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  95. Vico, Giambattista: Vom Wesen und Weg der geistigen Bildung. De nostri temporis studiorum Ratione. Dt./lat. Ausgabe in der Übertragung von Walter F. Otto. Darmstadt 1963, S. 73.

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  96. Vgl. die starke Bewertung bei Verene, Donald Phillip: Vicos Wissenschaft der Imagination. Theorie und Reflexion der Barbarei. München 1987, S. 71: »Vicos Entdeckung der imaginativen Universalien ist die Entdeckung eines Identitätsprinzips, das mit dem Begriff der Metapher als fundamentalem epistemologischem Element verbunden ist. Die Metapher ist dasjenige Moment, durch das in der Wahrnehmung auf ursprüngliche Weise Identität gewonnen wird. Sie ist die Form, in der sich Wahrnehmung am unmittelbarsten ausdrückt. Die Metapher ist die grundlegende geistige Operation beim Wissensakt.«

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  97. Dazu auch Schaeffer, John D.: »From Wit to Narration: Vico’s Theory of Metaphor in Its Rhetorical Context«. In: New Vico Studies 2 (1984), pp. 59–73;

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  98. Bryan, Ferald J.: »Vico on Metaphor, Implications for Rhetorical Criticism«. In: Philosophy and Rhetoric 19 (1986), S. 255–265;

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  99. di Donatella, Cesare: »Sul Concetto di Metafora in G. B. Vico«. In: Bollettino del Centro di Studi Vichiani (16) 1986, pp. 325–334;

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  100. Haskell, Robert E.: »Giambattista Vico and the Discovery of Metaphoric Cognition«. In: ders.: Cognition and Symbolic Structures. The Psychology of Metaphoric Transformation. Norwood 1987, S. 67–82.

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  101. Vgl. D. P. Verene: Vicos Wissenschaft der Imagination (s. Anm. 57), S. 163: »Erst durch sie [die Metapher] wird ein Topos ursprünglich gebildet. Sie ist das zugrundeliegende Bild, von dem aus der Mensch erst zu sprechen beginnen kann.« Daß nach Vicos Theorie der Sprachentstehung Metaphern die eigentliche Bedeutung der Ausdrücke bildeten, die erst in retrospektiver Sicht als metaphorischer Sprachgebrauch erschienen, betonen auch Levin, Samuel: »Vico and the Language of the ›First Poets‹«. In: ders.: Metaphoric Worlds: Conceptions of a Romantic Nature. New Haven, London 1988, S. 106–130

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  102. sowie Trabant, Jürgen: Neue Wissenschaft von alten Zeichen: Vicos Sematologie. Frankfurt/M. 1994.

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  103. Vgl. B. Debatin: Die Rationalität der Metapher (s. Anm. 25), S. 39; in übergreifender Perspektive Danesi, Marcel: G. Vico and the Cognitive Science Enterprise. New York 1995; ders.: »Sentido, concepto, metafora en Vico: una optica interpre-tativa de las investigaciones scientificas sobre la metafora«. In: Cuadernos Sobre Vico 11/12 (2000), pp. 107–127.

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  104. Vgl. Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrtuhm und Schein. Leipzig 1764. Teil 3: Semiotik, § 192, wo die Metapher bestimmt wird als Mittel der Sprache, »unbekanntere und auch gar nicht in die Sinne fallende Dinge durch bekanntere vorstellig zu machen […]: Auf diese Weise drücken wir alles, was zur Intellektualwelt gehört, durch Wörter aus, die nach ihrem buchstäblichen Verstande sinnliche Dinge vorstellen, und es ist wohl auch nicht möglich, die abstrakten Begriffe anders als auf diese Art bei andern zu erwecken.«

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  105. Zitiert nach dem reprographischen Nachdruck in Lambert, J. J.: Philosophische Schriften, hg. von Hans-Werner Arndt. Hildesheim 1965. Bd. II, S. 112.

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  106. Nietzsche, Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne [1873]. In: ders.: Werke, hg. von Karl Schlechta. München 1954. Bd. 3, S. 309–322, hier S. 314. Daß Nietzsche in seinen Reflexionen zur Sprache und Metaphern zumindest anfänglich stark durch Gustav Gerber geprägt wurde, belegt die Zusammenstellung von Meijers, Anthonie/Stingelin, Martin: »Konkordanz zu den wörtlichen Abschriften und Übernahmen von Beispielen und Zitaten aus Gustav Gerber Die Sprache als Kunst (Bromberg 1871) in Nietzsches Rhetorik-Vorlesung und in ›Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne‹«. In: Nietzsche-Studien 17 (1988), S. 350–368; dazu auch Meijers, Anthonie: »Gustav Gerber und Friedrich Nietzsche«. Ebd., S. 369–390.

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  107. So schon bei Friedrich Nietzsche: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne (s. Anm. 62), S. 314 f., nach dem der menschliche Erkenntnisprozeß auf der Abstraktionsleistung beruht, »die anschaulichen Metaphern zu einem Schema zu verflüchtigen, also ein Bild in einem Begriff aufzulösen.« Seine Aufnahme und Fortführung findet dieser Gedanke u. a. in der kritischen Theorie (so bei Adorno, Theodor W.: Negative Dialektik. Frankfurt/M. 1966, S. 164 ff.), in der Wissenschaftstheorie (etwa bei Körner, Stephan: Conceptual Thinking. A Logical Inquiry. New York 1955; ders.: Erfahrung und Theorie. Ein wissenschaftstheoretischer Versuch [1966].

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  108. Frankfurt/M. 1970; Hesse, Mary B.: »Tropical Talk: The Myth of the Literal«. In: Proceedings of the Aristotelian Society. Suppl. Vol. 61 (1987), S. 297–311) und nicht zuletzt im Poststrukturalismus (so bei de Man, Paul: Allegorien des Lesens. Frankfurt/M. 1988, insbes. S. 154; ders.: »Metapher«. In: ders.: Die Ideologie des Ästhetischen. Frankfurt/M. 1993, S. 231–262, hier S. 242: »Eine Bildung von Allgemeinbegriffen, die als Austausch oder Ersetzung von Eigenschaften auf der Grundlage von Ähnlichkeiten aufgefaßt wird, entspricht haargenau dem klassischen Verständnis der Metapher, wie sie in den Theorien der Rhetorik von Aristoteles bis Roman Jakobson definiert ist.«)

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  109. Wenn Metapher und Begriff als anthropomorphe Projektionen auf Basis des Identitätsprinzips gleichgesetzt werden und der Sprachgebrauch zu jeder Zeit als metaphorisch gilt, dann läßt diese Beschreibung offenkundig keine Abgrenzungen mehr zu — als Unterscheidungstermini ist »Metapher« dann überflüssig. Prägnant Wellberry, David E.: »Retrait/Reentry. Zur poststrukturalistischen Metapherndiskussion«. In: Neumann, Gerhard (Hg.): Poststrukturalismus: Herausforderung an die Literaturwissenschaft. Stuttgart, Weimar 1997 (= Germanistische Symposien. Berichtsbände 18), S. 194–207, hier S. 198: »Wenn alles Sprachliche metaphorisch wäre, dann hätte der Metaphernbegriff keinen innersprachlichen Kontrastbegriff und damit keine sortierende Kraft. [..] In der metaphorischen Nacht, die diese These heraufruft, ist die Metapher selber, wie jede andere Sprachkuh, schwarz; die These löscht sich selber aus.« Gleichwohl gesteht er der Auffassung von der omni-präsenten Metaphorik eine »gleichsam gestische Wahrheit« zu und versucht, der Unhintergehbarkeit metaphorischer Rede mit dem Aufweis der »paradoxen Logik eines jeden Bestimmungsversuchs« (S. 200) beizukommen.

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  110. Davidson, Donald: »Was Metaphern bedeuten« [What Metaphors mean, 1978]. In: ders.: Wahrheit und Interpretation. Frankfurt/M. 1990, S. 343–371, hier S. 368.

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  111. Vgl. ebd., S. 367: »Was ich bestreite, ist, daß die Metapher ihre Aufgabe dadurch erfüllt, daß sie eine spezielle Bedeutung hat, einen spezifischen kognitiven Gehalt.« — Hintergrund von Davidsons Position ist die Trennung zwischen einer wörtlichen Bedeutung (meaning) und dem jeweiligen Gebrauch (use) von Worten in spezifischen Kontexten: Da metaphorische Ausdrücke nach Davidson in die Sphäre des Gebrauchs gehören und allein der wörtlichen Bedeutung genuine Erklärungskraft zukommt, besäßen Metaphern prinzipiell keinen kognitiven Gehalt. Die wichtige Rolle, die Metaphern für Erweiterung und Neugewinn von Wissen spielen, wird analog zur Wirkung überraschender Geräusche (»surprising noises«) erklärt: »like a bump on a head« kanalisierten sie die Aufmerksamkeit auf das Neue und Ungewohnte, riefen gehaltvolle Gedanken hervor, seien aber selbst gehaltlos. — Eine ähnliche Auffassung vertritt Rorty, Richard: Kontingenz, Ironie und Solidarität. Frankfurt/M. 1989, S. 44 ff.: Da es Bedeutung nur in etablierten Sprachspielen gebe, Metaphern als neuartiger Wortgebrauch aber noch keinen festen Platz in diesen eingeführten Sprachspielen hätten, könnten sie keine eigenständige Bedeutung tragen. Als Störungen oder Irritationen eines Sprachspiels produzierten sie »Überraschungseffekte« und lenkten so die Wahrnehmung auf etwas Neues, übermittelten aber keine Bedeutung. Wie Davidson vertritt auch Rorty die Ansicht, Sprache sei grundsätzlich metaphorisch: Ein historisch entstandener Satz an usuellen, verfestigten Metaphern fundiere den wörtlichen Sprachgebrauch, während neue, d. h. noch nicht verfestigte Metaphern die konventionalisierten Sprachregelungen in Frage stellten und so »neue Perspektiven« eröffneten. Als notwendige psychologische Stimuli für Kognitionsleistungen sind neue, »lebendige« Metaphern für Rorty bedeutungslose »unfamiliar noises«, die in einem Prozeß der Tri-vialisierung und pragmatischen Überzeugungsfestigung zu Begründungen werden; dazu auch ders.: »Unfamiliar Noises: Hesse and Davidson on Metaphor«. In: Proceedings of the Aristotelian Society. Suppl. Vol. 61 (1987), S. 283–296.

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  112. Siehe Black, Max: Models and Metaphors. Studies in Language and Philosophy. Ithaca/New York 1962;

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  113. Hesse, Mary: Models and Analogies in Science. Notre Dame (Quebec) 1966. Bekräftigung erfuhr diese These in späteren Arbeiten Hesses, so in: The Structure of Scientific Inference. Berkeley, Los Angeles 1974; »Theories, Family Resemblances and Analogy«. In: Helman, David H. (Hg.): Analogical Reasoning. Perspektive of Artificial Intelligence, Cogntive Science, and Philosophy. Dordrecht 1988, S. 317–340; explizit gegen Davidson und Rorty dies.: »Tropical Talk: The Myth of the Literal« (s. Anm. 55). Eine Übersicht über die Kontroverse gibt Gal, Ofer: »Hesse and Rorty on Metaphor: Rhetoric in Contemporary Philosophy«. In: Journal of Speculative Philosophy 9 (1995), S. 125–146. — Fundiert werden diese Bestimmungen durch die Auffassung Quines, nach der »die Gesamtheit unseres sogenannten Wissens oder Glaubens […] ein von Menschen geflochtenes Netz (ist), das nur an seinen Rändern mit der Erfahrung in Berührung steht«; Quine, Williard van Orman: »Zwei Dogmen des Empirismus«. In: ders.: Von einem logischen Standpunkt. Frankfurt/M., Berlin, Wien 1979, S. 27–50, hier S. 47. Die Bedeutung von Ausdrücken und ihre Anwendung hängen von ihrer Position in diesem Netzwerk und damit von ihrer Bestimmung als unterschiedlich bzw. ähnlich ab; als Bestandteile eines Netzwerks stehen sie zugleich in einem wechselseitigen Interaktionsverhältnis, vgl. ebd.: »Wenn wir eine Aussage neu bewertet haben, müssen wir einige andere neu bewerten, die entweder mit der ersten verknüpft sind oder selbst Aussagen logischer Zusammenhänge sind.« Die von M. Hesse vorgetragene Metaphernauffassung zieht daraus die Konsequenz; vgl. dies.: »Die kognitiven Ansprüche der Metapher«. In: van Noppen, Jean-Pierre (Hg.): Erinnern um Neues zu sagen. Frankfurt/M. 1988, S. 128–148, hier S. 130: »Die Bedeutungserweiterungen, die durch Ähnlichkeiten und Unterschiede in Metaphern auftreten, sind im Grunde nur besonders augenfällige Beispiele dessen, was in dem sich verändernden, ganzheitlichen Netzwerk, das die Sprache ausmacht, unablässig vor sich geht.«

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  114. Knorr Cetina, Karin: »Metaphors in the Scientific Laboratory: Why Are They There and What Do They Do?« In: Radman, Zdravko (Hg.): From a Metaphorical Point of View. A Multidisciplinary Approach to the Cognitive Content of Metaphor. Berlin, New York 1995, S. 329–350.

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  115. Vgl. Kolers, Paul A./Roediger, Henry L.: »Procedures of Mind«. In: Journal of Verbal Learning and Verbal Behaviour 23 (1984), S. 425–449;

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  116. Earl R. MacCormac: A Cognitive Theory of Metaphor. Cambridge/Mass. 1985;

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  117. Boden, Margaret A.: Computer Models of Mind: Computational Approaches in Theoretical Psychology. Cambridge 1988;

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  118. van Besien, Fred: »Metaphors in Scientific Language«. In: Communication and Cognition 22 (1989), S. 5–22, hier S. 11–14;

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  119. West, David M./ Travis, Larry E.: »The Computational Metaphor and Artificial Intelligence. A Reflective Examination of a Theoretical Falsework«. In: AI Magazine 12, 1 (1991), S. 64–79; dies.: »From Society to Landscape. Alternative Metaphors for Artificial Intelligence«. In: AI Magazine 12, 2 (1991), S. 69–83.

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  120. Vgl. Kay, Lily E.: Who Wrote the Book of Life? A History of the Genetic Code. Stanford 2000. Laut Kay stellt ein Code einen Zusammenhang zwischen einem Kryptogramm und einem (sprachlichen) Text dar; als Korrelationstabelle zwischen 64 Kodonen und 20 Aminosäuren aber sei die DNA eher mit dem Periodensystem der Elemente in der Chemie zu vergleichen als mit einer Sprache. Eine zentrale Rolle für die Herausbildung der Reden über das Genom als »Baustein«, »Code« bzw. »Sprache des Lebens« spielten deshalb wissenschaftsgeschichtliche Zusammenhänge, die bei der Beschreibung und Bewertung dieses (nicht zuletzt auf Reputations- und Bedeutungsgewinn zielenden) Metapherngebrauchs zu berücksichtigen seien: Die Übertragung von Termini aus der von Norbert Wiener, John von Neumann und Claude Shannon geprägten Informationstheorie auf die biologische Erforschung des Lebens vollzogen vor allem jene Physiker und Mathematiker, die bis 1945 in der militärischen Forschung beschäftigt waren, danach das Fach wechselten und ihre Metaphorik mitführten: Für sie war die Biologie des Lebens ein strategisches Problem, das wie ein verschlüsselter Code zu dechiffrieren gewesen sei. Dementsprechend wurde die DNA als »Informationssystem« beschrieben und erforscht. Doch während »Information« in der Elektronik als ein binär codierter, stochastischer Prozess mit Sender, Kanal, Empfänger mathematisch ausgedrückt und in Bits gemessen werden kann, sind komplexe Vorgänge des Lebens nicht vollständig formalisierbar und zu berechnen: Proteine, deren chemische Struktur durch die DNA verschlüsselt wird, haben zusätzlich zu ihren chemischen Eigenschaften auch eine bestimmte dreidimensionale Gestalt, die für das in Zellen gültige Schlüssel-Schloss-Prinzip entscheidend ist. Diese räumliche Gestalt der Proteine wird, so Kay, in der Zelle gebildet und nicht im Zellkern, wo die Erbinfomation abgerufen wird. Weil also zelluläre Vorgänge eine Rolle spielten, sei der Schluss von der Aminosäuresequenz auf das fertige Protein nicht allein durch die Kenntnis des zugrunde liegenden Genoms möglich. 75 Vgl. Aristoteles: Poetik 1457b 25 ff.; Auctor ad Herennium IV, 34, 35 mit dem Hinweis, durch Metapherngebrauch obszöne Ausdrücke vermeiden zu können; Cicero: Orator 27, 92 mit der Definition der Metaphern als Stilfiguren, die »aufgrund einer Ähnlichkeit auf eine andere Sache, entweder um der Rede Anmut zu verleihen oder aus Mangel [aut inopiae causa] übertragen werden«. Seit dem Auc-tor ad Herennium und Tryphon (»Perí trópon« 192, 14. In: Donat: Ars maior III, 6) gelten Metaphern und Tropen, die in Ermangelung eines Wortes gebildet werden müssen, als Katachresen (abusio). Quintilian verwendet den Terminus Katachrese zur Bezeichnung des Tropus, »quae non habentibus nomen suum accomodat, quod in proximo est« (»der die Bezeichnung für Dinge, die keine eigene Benennung haben, dem anpaßt, was dem Gemeinten am nächsten liegt«; Institutio Oratoria VIII, 6, 34).

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  121. Vgl. Bremer, Dieter: »Aristoteles, Empedokles und die Erkenntnisleistung der Metapher«. In: Poetica 12 (1980), S. 350–376, hier S. 356, der an der aristotelischen Konzeption die »synthetisierende Kraft« der Metapher, »verschiedene Sachen oder Sachverhalte durch Ähnlichkeiten zusammenzuschauen und als bezeichnete Sachverhalte erkennbar zu machen« als »kreative« und »unableitbare«, d. h. ingeniös-unlernbare »Fähigkeit zur sprachlichen Innovation« hervorhebt;

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  122. ähnlich Levin, Samuel R.: »Aristotle’s Theory of Metaphor«. In: Philosophy and Rhetoric 15 (1982), S. 24–46.

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  123. Zur heuristischen Funktion von Analogien vgl. u. a. Fiedler, Wilfried: Analogiemodelle bei Aristoteles. Untersuchungen zu den Vergleichen zwischen den einzelnen Wissenschaften und Künsten. Amsterdam 1978;

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  124. Loeck, Gisela: »Aristotle’s Technical Simulation and Its Logic of Causal Relation«. In: History and Philosophy of Life Sciences 13 (1991), S. 3–32.

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  125. Schmidt-Biggemann, Wilhelm: »Über die Leistungsfähigkeit topischer Kategorien — unter ständiger Rücksichtnahme auf Renaissance-Philosophie«. In: Plett, Heinrich F. (Hg.): Renaissance-Rhetorik. Berlin, New York 1993, S. 179–195, hier S. 188.

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  126. Ebd., S. 180–183. Zur mnemonisch-inventionsorientierten Heuristik der frühen Neuzeit umfassend Schmidt-Biggemann, Wilhelm: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Hamburg 1983;

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  127. die Vorstellung einer Topik als einer eigenständigen und neben der Logik bestehenden ars inveniendi wird in der Gegenwart wieder aufgenommen bei Durbin, Paul T.: »Is the Case for a Logic of Discovery Closed?« In: The New Scholasticism 51 (1977), S. 396–403;

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  128. Wolters, Gereon: »Topik der Forschung. Zur wissenschaftlichen Funktion der Heuristik bei Ernst Mach«. In: Burrichter, Clemens (Hg.): Technische Rationalität und rationale Heuristik. München, Wien, Zürich 1986, S. 123–154.

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  129. Dabei entspricht Bacons Darstellungsform dem heutigen Verständnis des Aphorismus nicht. Im Anschluß an die von Hippokrates geprägte Tradition bot er im Novum Organon vielmehr systematisch aneinandergereihte Lehrsätze, die häufig syntaktisch (durch Junktionen und Pro-Formen), zumeist aber semantisch verknüpft waren. Die hier dennoch anzutreffenden »Züge einer aphoristischen Form« belegt Christiane Schildknecht: »›Ideen-Körner ausstreuen‹. Überlegungen zum Verhältnis von Metapher und Methode bei Bacon und Lichtenberg«. In: L. Danneberg/A. Graeser/K. Petrus (Hg.): Metapher und Innovation (s. Anm. 3), S. 196–215, hier S. 199; dies.: »Experiments with Metaphors: On the Connection Between Scientific Method and Literary Form in Francis Bacon«. In: Z. Radman (Hg.): From a Metaphorical Point of View (s. Anm. 72), S. 27–50. Zur Darstellungsform instruktiv auch Clucas, Stephen: »›A Knowledge Broken‹: Francis Bacon’s Aphoristic Style and the Crisis of Scholastic and Humanist Knowledge-systems«. In: Rhodes, Neil (Hg.): English Renaissance Prose: History, Language, and Problems. Temple 1997, S. 147–172.

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  130. Auf den Umstand, daß »gerade durch seine formale Aufnahme der hippokratischen Lehrsatz-Tradition Bacons ›Novum Organon‹ aber zu einem grundlegenden Lehrbuch der gesamten modernen, experimentellen Naturwissenschaft und der ihr zugewandten empiristischen Philosophie werden (konnte)«, verweist Fricke, Harald: Aphorismus. Stuttgart 1984, S. 28.

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  131. — Zu Bacons Metapherngebrauch vgl. u. a. Jardine, Lisa: Francis Bacon, Discovery and the Art of Discourse. Cambridge 1974, Kap. VII;

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  132. Park, Katherine: »Bacon’s Enchanted Glass«. In: Isis 74 (1984), S. 290–302;

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  133. Vickers, Brian: »Bacon’s Use of Theatrical Imagery«. In: Sessions, William A. (Hg.): Francis Bacon’s Legacy of Texts. New York 1990, S. 171–213;

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  134. Konersmann, Ralf: »Francis Bacon und die ›Große simple Linie‹. Zur Vorgeschichte der perspektivistischen Metaphorik«. In: Gerhardt, Volker/Herold, Norbert (Hg.): Perspektiven des Perspektivismus. Würzburg 1992, S. 33–57.

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  135. Gegen die in feministischen Zirkeln gepflegte, auf fragmentierter Zitation und falscher Interpretation gestützte »Analyse« der angeblich sexistischen Metaphorik Bacons wendet sich Landau, Iddo: »Feminist Criticisms of Metaphors in Bacon’s Philosophy of Science«. In: Philosophy 73 (1998), S. 47–61.

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  136. Vgl. Danneberg, Lutz: »Peirces Abduktionskonzeption als Entdeckungslogik. Eine philosophiehistorische und rezeptionskritische Untersuchung«. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 70 (1988), S. 305–326.

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  137. Mach, Ernst: »Die Ähnlichkeit und die Analogie als Leitmotiv der Forschung«. In: Erkenntnis und Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung. Leipzig 31917, S. 220–231, hier S. 224. Explizit wies Mach dem analogischen Verfahren — selbst bei Enttäuschung der Erwartung — entdeckende Funktionen zu: »ob wir die Merkmale d, e an dem Objekt N in Übereinstimmung mit M finden oder nicht, in beiden Fällen hat sich unsere Kenntnis des Objektes erweitert, indem sich eine neue Übereinstimmung oder ein neuer Unterschied gegen M ergeben hat. Beide Fälle sind gleich wichtig, beide schließen eine Entdeckung ein.« (S. 226, Hervorhebungen im Original.)

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  138. Vgl. Duhem, Pierre: Ziel und Struktur der physikalischen Theorien [La théorie physique, son objet et sa structure; 1906]. Hamburg 1978, S. 79 ff. Duhem lehnte Modelle und Analogien nicht nur ab, sondern verknüpfte ihre Prämierung oder Abweisung weitergehend mit nationalen Wissenschafts- und Denkstilen: Während der »esprit français« einheitliche, formalisierte und auf wenigen Prinzipien beruhende Theorien produziere, bringe der »esprit anglais« eher ein Aggregat von Gesetzen hervor, die durch anschauliche Modellvorstellungen konkretisiert und zusammengebunden wären.

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  139. Vgl. Campbell, Norman: Foundations of Science. The Philosophy of Theory and Experiment [1920]. New York 1957, hier S. 129 die Klassifizierung von Analogie als »utterly essential part of theories«.

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  140. Zur Rolle von Analogien und Modellen in den Wissenschaften umfassend und mit reichen Literaturhinweisen Danneberg, Lutz: Methodologien: Struktur, Aufbau und Evaluation. Berlin 1989, S. 45–55.

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  141. Vgl. Black, Max: »Models and Archetyps«. In: ders.: Models and Metaphor. Studies in Language and Philosophy. Ithaca/New York 1962, S. 219–243, hier S. 242: »Perhaps every science must start with metaphor and end with algebra; and perhaps without metaphor there would never had been any algebra.« In einer späteren Wortmeldung (»More about Metaphor«. In: Dialectica 31 (1977), S. 431–457; »Mehr über die Metapher«. In: A. Haverkamp (Hg.): Theorie der Metapher (s. Anm. 4), S. 379–413, hier S. 396) heißt es dann: »[J]ede Metapher ist die Spitze eines untergetauchten Modells.« Zu Blacks Typologie von Modellen siehe Paul Ricœur: Die lebendige Metapher (s. Anm. 25), S. 227–238; Bernhard Debatin: Die Rationalität der Metapher (s. Anm. 25), S. 139–143;

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  142. Rothbart, Daniel: Explaining the Growth of Scientific Knowledge: Metaphors, Models, and Meanings. Lewiston, Queenston, Lampeter 1997 (= Problems in Contemporary Philosophy 37).

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  143. Siehe Arbib, Michael A./Hesse, Mary B.: The Construction of Reality. Cambridge 1986, S. 156: »Metaphor causes us to ›see‹ the phenomena differently and causes the meanings of terms that are relatively observational and literal in the original system to shift toward the metaphoric meaning.«

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  144. Zu denken ist hier etwa an den Ausdruck »struggle for life«, den Darwin aus Thomas Robert Malthus’ An Essay on the Principle of Population entlehnte und nach eigener Aussage »in einem weiten und metaphorischen Sinne« einsetzte, um »sowohl die Abhängigkeit der Wesen von einander, als auch, was wichtiger ist, nicht allein das Leben des Individuums, sondern auch Erfolg in Bezug auf das Hinterlassen von Nachkommenschaft« beschreiben zu können; Darwin, Charles: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe ums Dasein [On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life; 1859]. Stuttgart 1884, S. 82. Die in der Evolutionsbiologie verwendete Metaphorik wie auch die Übertragungen von Begriffen aus dem biologischen in den sozialen Bereich sind relativ gut erforscht;

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  145. siehe etwa Young, Robert M.: »Darwin’s Metaphor: Does Nature Select?« In: The Monist 55 (1971), S. 442–503;

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  146. Rogers, James Allen: »Darwinism and Social Darwinism«. In: Journal of the History of Ideas 33 (1972), S. 265–280;

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  147. Fellmann, Ferdinand: »Darwins Metaphern«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 21 (1977), S. 285–297;

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  148. Gruber, Howard E.: »Darwin’s ›tree of nature‹ and Other Images of Wide Scope«. In: Wechsler, Judith (Hg.): On Aesthetics in Science. Cambridge 1978, S. 121–140; ders.: »The Evolving System Approach to Creative Scientific Work«. In: Nickles, Thomas (Hg.): Scientific Discovery: Case Studies. Boston 1980, S. 113–130; Pörksen, Uwe: »Die Metaphorik Darwins und Freuds — Überlegungen zu ihrer möglichen Wirkung«. In: ders.: Deutsche Naturwissenschaftssprachen. Historische und kritische Studien. Tübingen 1986 (= Forum für Fachsprachenforschung 2), S. 126–149;

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  149. Ruse, Michael: Taking Darwin Seriously. A Naturalistic Approach To Philosophy. Oxford 1986; ders.: »Metaphor in Evolutionary Biology«. In: Revue Internationale de Philosophie 54 (2000), S. 593–619. Hinweise auf die — im deutschen Sprachraum etwa durch Ernst Haeckel geübte — Kritik an Darwins Terminologie und die damit verbundenen Mißverständnisse gibt Petrus, Klaus: »Metapher, Verständlichkeit und Wissenschaft«. In: L. Danneberg/A. Graeser/K. Petrus (Hg.): Metapher und Innovation (s. Anm. 3), S. 299–314, hier S. 309 f.

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  150. Vgl. etwa die zeitgenössischen Stellungnahmen von Heisenberg, Werner: »Über den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik«. In: Zeitschrift für moderne Physik 43 (1927), S. 172–198;

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  151. Frank, Philipp: »Über die ›Anschaulichkeit‹ physikalischer Theorien«. In: Die Naturwissenschaften 16 (1928), S. 121–128.

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  152. Wissenschaftshistorische Explorationen zu diesem Zusammenhang und provokante Thesen über die Wirkungen der geistigen Situation nach dem Ersten Weltkrieg auf die inhaltliche Ausgestaltung der Quantenmechanik kamen von Kuhns Schüler Paul Forman: »Weimar culture, causality, and quantum theory: adaption by German physicists and mathematicians to a hostile intellectual environment«. In: Historical Studies in the Physical Sciences 3 (1971), S. 1–115; ders.: »Kausalität, Anschaulichkeit und Individualität. Oder: Wie Wesen und Thesen, die der Quantenmechanik zugeschrieben, durch kulturelle Werte vorgeschrieben wurden«. In: Stehr, Nico/Meja, Volker (Hg.): Wissenssoziologie. Opladen 1981 (= Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft 22), S. 393–406;

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  153. beide Beitrage wieder in Meyenn, Karl von (Hg.): Quantenmechanik und Weimarer Republik. Braunschweig 1994, S. 61–179; 181–200. Zu Zusammenhang auch Miller, Arthur I.: »Visualization Lost and Regained: The Genesis of the Quantum Theory in the Period of 1913–1927«. In: J. Wechsler (Hg.): On Asthetics in Science (s. Anm. 114), S. 73–102; ders.: Imagery in Scientific Thought: Creating 20th Century Physics. Boston, Basel, Stuttgart 1984.

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  154. Zum Metaphernreichtum »junger« Fachsprachen vgl. Gipper, Helmut: »Zur Problematik der Fachsprachen. Ein Beitrag aus sprachwissenschaftlicher Sicht«. In: Engel, U./Grebe, P./Rupp, H. (Hg.): FS Hugo Moser. Düsseldorf 1969, S. 66–81, hier S. 70 ff..

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  155. Den besonders intensiven Gebrauch von Metaphern »at the growing edges of science« betont van Orman Quine, Williard: »A Postscript on Metaphor«. In: Sacks, Sheldon (Hg.): On Metaphor. Chicago 1979, S. 159–160, hier S. 159. Daß Metaphern allein in der Anfangsphase der Bearbeitung eines Forschungsgebiets erforderlich sind, betont Frauchiger, Michael: »Der metaphorische Raum im Kontext«. In: L. Danneberg/A. Graeser/K. Petrus (Hg.): Metapher und Innovation (s. Anm. 3), S. 225–245, hier S. 244: »Den Molekularbiologen dienten bei der Ausgestaltung der Theorie des genetischen Codes Metaphern wie ›Der genetische Code ist der Übersetzungsschlüssel, der angibt, wie die in der Nukleinsäuregeheimschrift verschlüsselten Baupläne für die verschiedenen Enzyme in Proteinsprache übersetzt werden‹ als Regeln für die Koordination ihrer Anstrengungen […] Nachdem aber die ausgearbeitete Theorie vorgelegt worden ist, besitzen die betreffenden Sätze in diesem Kontext keine kognitive Bedeutung mehr (sie werden als Orientierungshilfe nicht mehr gebraucht). Im stabilisierten Kontext der Genetik läßt sich der korrekte Gebrauch der theoretischen Terme durch explizite Verwendungsregeln der Form ›Der Term ›Genetischer Code‹ ist so zu verwenden, daß die folgenden (ihn enthaltenden) Sätze ›–GC–‹, ›–GC–‹ wahr werden‹ bestimmen, die keine aus einem sekundären Kontext übernommenen Prädikate wie ›Übersetzungsschlüssel‹, sondern nur noch kontexteigene Terme wie ›Nukleotid‹ oder ›Aminosäure‹ enthalten. In stabilisierten wissenschaftlichen Kontexten sind normative Metaphern überflüssig geworden und von keinem intersubjektiven Nutzen mehr.«

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  156. Vgl. etwa Mill, John Stuart: System der deduktiven und induktiven Logik. Eine Darlegung der Principien wissenschaftlicher Forschung, insbesondere der Naturforschung [A system of logic, ratiocinative and inductiv, beeing a connected view of the principles and the methods of scientific investigation; 1843]. Buch V, Kap. V, § 7. Braunschweig 1868. Bd. 2, S. 394, wo als der Nutzen metaphorischer Ausdrücke bestimmt wird, »das Verständnis zu erleichtern, klar und lebhaft verstehen zu lassen, was derjenige, welcher die Metapher gebraucht, sagen will, und manchmal auch, durch welche Mittel er dies thun will. Denn eine geschickte Metapher, obgleich sie nichts beweist, giebt oft den Beweis an die Hand.« Wird metaphorischen Ausdrücken also eine didaktische Nützlichkeit zugesprochen, heißt es über ihre Eignung als Argument: »Eine Metapher ist daher zu betrachten nicht als ein Argument, sondern als eine Behauptung, dass ein Argument existiert, dass eine Gleichheit zwischen dem Falle, woraus die Metapher gezogen ist, und demjenigen existiert, auf den sie angewendet wird.« (Ebd., S. 395) Die pädagogischdidaktische Funktion von Metaphern betont auch Boyd, Richard: »Metaphor and Theory Change. What is ›Metaphor‹ a Metaphor for?« In: Ortony, Andrew (Hg.): Metaphor and Thought. Cambridge 1979, S. 356–408, der zugleich aber die Unersetzbarkeit von Metaphern betont, »which scientists use in expressing theoretical claims for which no adaequate literal paraphrase is known« (S. 360).

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  157. So etwa B. Debatin: Die Rationalität der Metapher (s. Anm. 25), S. 144: »Theo-riekonstitutive Metaphern stehen deshalb meist am Anfang neuer Theorien, sie bilden die Grundlage für die Theorie und den Rahmen, innerhalb dessen dann die konkrete Forschungsarbeit abläuft.« (Hervorhebungen im Original.) — Ähnlich Shibles, Warren: »Die metaphorische Methode«. In: DVjs 48 (1974), S. 1–9, hier S. 1 und 6: »Durch anscheinend unvereinbare Gegenüberstellung wird neues Wissen erworben und werden aufschlußreiche Hypothesen angeregt«, wobei die Metapher als »Grundhypothese« dienen und »in eine Weltanschauung, Philosophie oder Theorie erweitert werden« könne.

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  158. Mulkay, Michael: »Conceptual Displacement and Migration in Science: A Prefatory Paper«. In: Science Studies 4 (1974), S. 205–234; die These »scientific revolutions are, in fact, metaphoric revolutions« findet sich bei Arbib, Michael A./ Hesse, Mary: The Construction of Reality. Cambridge 1986, S. 156. Kuhn selbst besprach den Zusammenhang zwischen »Paradigmenwechsel« und Metaphern in seinem Beitrag: »Metaphor in Science«. In: A. Ortony (Hg.): Metaphor and Thought (s. Anm. 121), S. 409–419.

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  159. In dieser Form eingeführt durch Wheelwright, Philip: Semantik und Ontologie [Semantics and Ontolgy, 1960]. In: A. Haverkamp (Hg.): Theorie der Metapher (s. Anm. 4), S. 106–119, hier S. 113; ausführlicher ders.: Metaphor and Reality. Bloomington 1962, Kap. IV. Vgl. auch Botha, Elaine: »Framework for a Taxonomy of Scientific Metaphor«. In: Philosophia Reformata (53) 1988; S. 143–170.

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  160. Geprägt von West, David M./Travis, Larry E.: »The Computational Metaphor and Artificial Intelligence«. In: Al Magazine 12 (1991), S. 64–79.

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  161. Bühl, Walter L.: Die Ordnung des Wissens. Berlin 1984, S. 145. Die Behauptung mag stimmen, wenn der Terminus »Erklärungsmodell« selbst metaphorisch gemeint ist — ansonsten gilt, daß aus mehrdeutigen und metaphorischen Reden keine konsistenten Schlüsse gezogen werden können und mit Metaphern nicht zu argumentieren ist, auch wenn Metaphern in Argumenten vorkommen können.

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  162. So B. Debatin: Die Rationalität der Metapher (s. Anm. 25), S. 149, der die Begriffskombination »epistemischer Zugang« übernimmt von Feder Kittay, Eva: Metaphor. Its Cognitive Force and Its Linguistic Structure. Oxford 1987, S. 313.

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  163. Zur Nutzung bildlich-uneigentlicher Rede als Möglichkeit, die in begrifflicher Sprache unmittelbar schockierenden Inhalte apertius dicere ausdrücken, publizieren und öffentlich diskutieren zu können vgl. France, Peter: Rhetoric and Truth in France. Descartes to Diderot. Oxford 1972. Der Einsatz von Metaphern hat zudem leserlenkende Funktionen: »Everything is done to make the reader feel that he is in safe hands« (S. 59).

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  164. Ebd. Auf die tiefgehende Skepsis des Textes gegenüber der epistemologischen Unzuverlässigkeit symbolischer Hypotyposen, die im Wort »vielleicht« und der im Folgesatz behandelten »bloß symbolischen« Erkenntnis von Gott ihren Ausdruck findet, hat Paul de Man aufmerksam gemacht: »Wenn die Unterscheidung zwischen apriorischen und symbolischen Urteilen einzig mit Mitteln der Metapher, die selber der symbolischen Ordnung angehören, getroffen werden kann, dann sind Lockes und Condillacs Schwierigkeiten nicht überwunden. Nicht bloß unsere Erkenntnis von Gott, […], sondern auch die Erkenntnis der Erkenntnis selbst ist unter solchen Bedingungen auf den Bereich bloßer Symbolik eingeschränkt. Wer sie als schematisch auffaßt und ihr die Attribute der Bestimmbarkeit und der transzendentalen Autorität beilegt, die der objektiven Realität von durch Sprache unvermittelten Wesenheiten zukommen sollen, macht sich der Verdinglichung […] schuldig, und wer glaubt, daß das Symbolische als statische Eigenschaft der Sprache angesehen werden könne, daß Sprache, mit anderen Worten, rein symbolisch und nichts außerdem sei, macht sich des Ästhetizismus schuldig — ›wodurch überall nichts, auch nicht in praktischer Absicht, erkannt wird.‹« P. de Man: »Epistemologie der Metapher« (s. Anm. 47), S. 432. Daß mit der Setzung des Hypotypose-Begriffs im § 59 der Kritik der Urteilskraft die Traditionen der traditionellen Rhetorik aufgelöst werden und einem »radikal amimetischen Zug in der Darstellung« weichen, betont Rüdiger Campe: »Vor Augen Stellen« (s. Anm. 113), S. 212: »Abgelöst von der Lebendigkeit tritt Anschauung als vorweggenommene Zugabe vor die metaphorische Analogie, der sie traditionell eingeordnet war.« 134 Umfassende Beschreibungen der stets historischen und an spezifizierte Darstellungsformen gebundenen Normen, die nicht nur die adäquate Wiedergabe von Wissensansprüchen, sondern auch die Berechtigung der mit ihnen verbundenen Geltungsansprüche garantieren sollen, sind in den Philologien noch immer ein Desiderat; einen Anfang für die germanistische Literaturwissenschaft macht der Sammelband von Brenner, Peter (Hg.): Geist, Geld und Wissenschaft. Arbeitsund Darstellungsformen von Literaturwissenschaft. Frankfurt/M. 1993 (mit Explorationen zu Monographie, Literaturgeschichte, Lehrbuch, Edition, Bibliographie und Rezension);

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  165. in disziplinenübergreifender Perspektive auch Danneberg, Lutz/Niederhäuser, Jürg (Hg.): Darstellungsformen der Wissenschaften im Kontrast: Aspekte der Methodik, Theorie und Empirie. Tübingen 1998 (= Forum für Fachsprachen-Forschung 39).

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  166. Zu den Schwierigkeiten einer hermeneutischen Rekonstruktion apophantischer Texte vgl. Mittelstraß, Jürgen: »Rationale Rekonstruktionen der Wissenschaftsgeschichte«. In: Janich, Peter (Hg.): Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung. München 1981, S. 89–111, hier S. 99 ff.; zur bislang nur postulierten »hermeneutischen« Lektüre von Texten der Wissenschaftsgeschichte Danneberg, Lutz/Schönert, Jörg: »Belehrt und verführt durch Wissenschaftsgeschichte«. In: Boden, Petra/Dainat, Holger (Hg.): Atta Troll tanzt noch. Selbstbesichtigungen der literaturwissenschaftlichen Germanistik im 20. Jahrhundert. Berlin 1997, S. 13–58, hier S. 32 ff.

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  167. So formuliert in Abwandlung eines Diktums von Skinner, Quentin: »A Reply to My Critics«. In: Tully, James (Hg.): Meaning and Context. Quentin Skinner and His Critics. Cambridge 1988, S. 283: »There can be no histories of concepts as such; there can only be histories of their uses in argument.«

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  168. Zu den am Kooperationsprinzip orientierten Maximen der Konversation vgl. Grice, H. Paul: »Logik und Konversation« [1975]. In: Meggle, Georg (Hg.): Handlung, Kommunikation, Bedeutung. Frankfurt/M. 1979, S. 243–265; Rekurse auf die von Grice formulierten Maximen finden sich bei Wolfgang Berg: Uneigentliches Sprechen (s. Anm. 8); Künne, Wolfgang: »›Im übertragenen Sinn‹. Zur Theorie der Metapher«. In: Conceptus 17 (1983), S. 181–200;

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  169. Scholz, Oliver R.: »Some Issues in the Theory of Metaphor«. In: Petöfi, Janos S. (Hg.): Text and Discourse Constitution: Empirical Aspects, Theoretical Approaches. Berlin 1988, S. 269–288.

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  170. Daß ein metaphorischer Gebrauch eine bestimmte Bedeutung meinen kann, betont auch Bergman, Merrie: »Metaphorical Assertions«. In: Philosophical Review 91 (1982), S. 229–245, hier S. 231: »The fact that metaphors ›generate‹ further and further readings does not, however, conflict with the claim that an author can successfully use a metaphor to convey a fairly specific cognitive content. For a person who uses a metaphor to make an assertion typically does not intend to assert everything that we can ›read into‹ the metaphor. Nor does the audience typically attribute all of those readings to the author.«

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  171. Blumenberg, Hans: »Beobachtungen an Metaphern«. In: Archiv für Begriffsgeschichte 15 (1971), S. 161–214, hier S. 212.

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Klausnitzer, R. (2004). Inventio/Elocutio. Metaphorische Rede und die Formierung wissenschaftlichen Wissens. In: Fohrmann, J. (eds) Rhetorik. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05569-9_5

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