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Nietzsches Rhetorik: Figuration und Performanz

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Rhetorik

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

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Zusammenfassung

›Figuration‹ und ›Performanz‹ verkörpern jenen unauflöslichen Doppelaspekt der Rhetorik, der in Friedrich Nietzsches Werk als zusehends ambivalentere Spannung zum Ausdruck kommt (I.), bedient sich dieses doch der Rhetorik, gelegentlich im selben Zug, als spielerisches Mittel zur poet(olog)ischen Autoreflexion der eigenen Schreibszene und ihrer Voraussetzungen (II.) wie als überwältigendes Mittel zur ›eigentlichen‹ – im Fin de siècle des 19. Jahrhunderts befangenen – ›philosophischen Aufgabe‹, den Gesellschaftskörper zu gestalten (III.). Hier wie dort sind sowohl die sprach- und erkenntniskritische, Vorbehalte gegenüber der eigenen Überwältigungskraft übende wie die mitreißende Qualität der Rhetorik engagiert.

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Notizen

  1. Vgl. Lacoue-Labarthe, Philippe: »Der Umweg« (1971, 1979). Aus dem Französischen übersetzt von Thomas Schestag. In: Hamacher, Werner (Hg.): Nietzsche aus Frankreich. Frankfurt/M., Berlin 1986, S. 75–110. Lacoue-Labarthe kommt allerdings zum Schluß: »Von 1875 an ist die Rhetorik kein privilegiertes Instrument mehr. Man könnte fast sagen, daß Nietzsche ihr sämtliche Rechte entzieht, daß sie praktisch aufhört, ein Problem zu sein« (S. 78). Im Gegensatz zu dieser richtungsweisenden Studie, die, begleitet von einer Dokumentation der Rhetorik-Vorlesung in französischer Übersetzung – Nietzsche, Friedrich: »Cours sur la rhétorique«. Traduit, présenté et annoté par Philippe Lacoue-Labarthe et Jean-Luc Nancy. In: Poétique 5 (1971), S. 104–130 –, zum erstenmal nachdrücklich auf Nietzsches Gerber-Rezeption aufmerksam gemacht hat, gehe ich davon aus, daß die Aktualität der Rhetorik in Nietzsches Werk unter dem hier zur Diskussion gestellten Doppelaspekt ›Figuration und Performanz‹ bis Januar 1889 anhält.

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  2. Vgl. Stingelin, Martin: »Unsere ganze Philosophie ist Berichtigung des Sprachgebrauchs«. Friedrich Nietzsches Lichtenberg-Rezeption im Spannungsfeld zwischen Sprachkritik (Rhetorik) und historischer Kritik (Genealogie). München 1996.

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  3. Gerber, Gustav: Die Sprache als Kunst. Bromberg 1871; die beiden folgenden Teilbände, 1873/74, scheint Nietzsche nicht mehr zur Kenntnis genommen zu haben; im folgenden wird jeweils nur der erste Band zitiert.

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  4. Vgl. Meijers, Anthonie: »Gustav Gerber und Friedrich Nietzsche. Zum historischen Hintergrund der sprachphilosophischen Auffassungen des frühen Nietzsche«. In: Nietzsche-Studien. Internationales Jahrbuch für die Nietzsche-Forschung 17 (1988), S. 369–390.

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  5. Thalken, Michael: Ein bewegliches Heer von Metaphern. Sprachkritisches Sprechen bei Friedrich Nietzsche, Gustav Gerber, Fritz Mauthner und Karl Kraus. Frankfurt/M. 1999, unternimmt den Versuch »anhand der sprachkritischen Philosophie Gustav Gerbers eine Gegenposition zur Sprachkritik Nietzsches zu entwerfen« (S. 128).

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  6. Vgl. Kelterborn, Louis: »Erinnerungen« (1901). In: Gilman, Sander L. (Hg.): Begegnungen mit Nietzsche. Bonn 1985, S. 103–123, hier S. 111. Die Datierung dieser Rhetorik-Vorlesung ist nicht unumstritten; der Herausgeber ihrer kritischen Edition hat sich auf 1874 festgelegt, vgl. Bornmann, Fritz: »Zur Chronologie und zum Text der Aufzeichnungen von Nietzsches Rhetorikvorlesungen«. In: Nietzsche-Studien 26 (1997), S. 491–500. Hier genügt es festzuhalten, daß Nietzsche sich den ersten Band von Gustav Gerbers Die Sprache als Kunst am 28. September 1872 aus der Basler Universitätsbibliothek entliehen hat;

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  7. vgl. Crescenzi, Luca: »Verzeichnis der von Nietzsche aus der Universitätsbibliothek in Basel entliehenen Bücher (1869–1879)«. In: Nietzsche-Studien 23 (1994), S. 388–442, hier S. 418.

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  8. Nietzsches Schriften werden, wenn nicht anders angegeben, zitiert nach Nietzsche, Friedrich: Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München, Berlin, New York: 1980 (= KSA); vgl. Nietzsche, Friedrich: »Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne«, KSA 1, S. 873–890, hier S. 878–879. Die Forschungslage zu dieser nachgelassenen Schrift dokumentiert und reflektiert Hödl, Hans Gerald: Nietzsches frühe Sprachkritik. Lektüren zu »Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne« (1873). Wien 1997.

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  9. Vgl. Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches I (1878, 1886), Nr. 39, KSA 2, S. 62–64, hier S. 62.

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  10. Volkmann, Richard: Die Rhetorik der Griechen und Römer in systematischer Übersicht. Berlin 1872; vgl. dazu die akribische Konkordanz zwischen »§. 16. Über memoria und actio« von Nietzsches Rhetorik-Vorlesung und Volkmann im Anhang zu Thüring, Hubert: Geschichte des Gedächtnisses. Friedrich Nietzsche und das 19. Jahrhundert. München 2001, S. 344–353.

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  11. Vgl. Spengel, Leonhard: »Die Definition und Eintheilung der Rhetorik bei den Alten«. In: Rheinisches Museum für Philologie 18 (1863), S. 481–526.

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  12. Vgl. Most, Glenn/Fries, Thomas: »<«>: Die Quellen von Nietzsches Rhetorik-Vorlesung«, In: Kopperschmidt, Josef/Schanze, Helmut (Hg.): Nietzsche oder »Die Sprache ist Rhetorik«. München 1994, S. 17–38 und S. 251–258 (Quellenanhang); zur Problematik der Konjektur von Anführungszeichen, die der Titel der Studie von Most und Fries in spitzen Klammern anzeigt, vgl. den Beitrag von David Martyn in diesem Band.

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  13. Zur – fragwürdigen – Unterscheidung zwischen ›Nachgelassenen Fragmenten‹ und ›Vorstufen‹ in der Nietzsche-Philologie und den editorischen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, vgl. Groddeck, Wolfram: »›Vorstufe‹ und ›Fragment‹. Zur Problematik einer traditionellen textkritischen Unterscheidung in der NietzschePhilologie«. In: Stern, Martin (Hg.): Textkonstitution bei mündlicher und bei schriftlicher Überlieferung. Tübingen 1991, S. 165–175 und

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  14. Kohlenbach, Michael/Groddeck, Wolfram: »Zwischenüberlegungen zur Edition von Nietzsches Nachlaß«. In: Text. Kritische Beiträge 1 (1995), S. 21–39.

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  15. Nietzsche, Friedrich: ›Nachgelassene Fragmente‹ Sommer 1872–Anfang 1873: 19[55], KSA 7, S. 437.

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  16. Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches (1878), Vorrede 1, KSA 2, S. 13–15, S. 13.

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  17. Vgl. Sommer, Andreas Urs: »Vom Nutzen und Nachteil kritischer Quellenforschung. Einige Überlegungen zum Fall Nietzsches«. In: Nietzsche-Studien 29 (2000), S. 302–316, insbes. S. 312–314: »Der scheinbare Antiquarismus der Quellenforschung entpuppt sich demnach als praktizierte und an Entschiedenheit kaum überbietbare Kritik. […] Quellenforschung ist exemplarische Genealogie. Die Positionierung des von Nietzsche Geschriebenen in seinem Entstehungskontext stellt nicht allein eine Kontextualisierungsleistung, sondern ebenso eine Distanzierungsleistung dar.« Zu Nietzsches – letztlich semiotischen – Strategien der Leserselektion

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  18. vgl. auch Stegmaier, Werner: »Nietzsches Zeichen«. In: Nietzsche-Studien 29 (2000), S. 41–69, insbes. S. 47–48 und S. 69.

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  19. de Man, Paul: »Rhetorik der Tropen (Nietzsche)« (1974). In: ders.: Allegorien des Lesens (1979). Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Hamacher und Peter Kruppe. Frankfurt/M. 1988, S. 146–163, hier S. 149.

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  20. Vgl. zu diesem Spannungsfeld Campe, Rüdiger: Affekt und Ausdruck. Zur Umwandlung der literarischen Rede im 17. und 18. Jahrhundert. Tübingen 1990; ders.: »Die zwei Perioden des Stils«. In: Comparatio. Revue Internationale de Littérature Comparée 2/3 (1991), S. 73–101 (zu Nietzsche insbes. S. 98–99), und ders.: »Rhetorik-Forschungen (und Rhetorik)«. In: Modern Language Notes 109 (1994), S. 519–537.

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  21. Vgl. Genette, Gérard: »Die restringierte Rhetorik« (1970, 1972). Aus dem Französischen übersetzt von Wolfgang Eitel. In: Haverkamp, Anselm (Hg.): Theorie der Metapher. Darmstadt 1983, S. 229–252. Genette skizziert in einem weitgespannten historischen Bogen den Prozeß, wie die Architektur des rhetorischen Lehrgebäudes auf das Zwei-Achsen-Modell von Roman Jakobson als seinen vermeintlichen Grundriß reduziert worden ist, die paradigmatische Achse nach dem Similaritätsprinzip der Metapher und die syntagmatische Achse nach dem Konti-guitätsprinzip der Metonymie. Die wichtigste Etappe in diesem historischen Pro-zeß stellt für Genette der – auch bei Gustav Gerber und Friedrich Nietzsche zu beobachtende – Umstand dar, »daß die Rhetorik zu einer Reflexion über den figürlichen Ausdruck wird, zur Drehscheibe der Figur (definiert als das ›Andere‹ des Eigentlichen) und des Eigentlichen (definiert als das ›Andere‹ der Figur)« (ebd., S. 232).

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  22. Vgl. Nietzsche, Friedrich: ›Nachgelassene Fragmente‹ April–Juni 1885: 34[249], S. 505: »Erfahrung ist nur möglich mit Hülfe von Gedächtniß: Gedächtniß ist nur möglich vermöge einer Abkürzung eines geistigen Vorgangs zum Zeichen.«

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  23. Vgl. Nietzsche, Friedrich: ›Nachgelassene Fragmente‹ Sommer 1886–Herbst 1887: 5[22], KSA 12, S. 193–194: »wir hören auf zu denken, wenn wir es nicht in dem sprachlichen Zwange thun wollen, wir langen gerade noch bei dem Zweifel an, hier eine Grenze als Grenze zu sehn. Das vernünftige Denken ist ein Interpretiren nach einem Schema, welches wir nicht abwerfen können.«

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  24. Nietzsche, Friedrich: ›Nachgelassene Fragmente‹ Herbst 1885–Herbst 1886: 2[132], KSA 12, S. 133; es handelt sich um eine ›Vorstufe‹ zum dritten Abschnitt der neuen Vorrede von Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurtheile (1881, 1887), KSA 3, S. 12–15, hier S. 13; vgl. auch Nietzsche, Friedrich: ›Nachgelasse-ne Fragmente‹ Herbst 1885–Herbst 1886: 2[161], KSA 12, S. 143–144, hier S. 143.

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  25. Zu dieser Unterscheidung vgl. insbes. Schüttpelz, Erhard: »Objekt- und Metasprache«. In: Fohrmann, Jürgen/Müller, Harro (Hg.): Literaturwissenschaft. München 1995, S. 179–216.

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  26. Zu Nietzsches (›Begriff‹ der) Rhetorik vgl. neben den bereits genannten Titeln u. a. auch Villwock, Jörg: »Die Reflexion der Rhetorik in der Philosophie Friedrich Nietzsches«. In: Philosophisches Jahrbuch 89 (1982), S. 39–55;

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  27. Fietz, Rudolf: Medienphilosophie. Musik, Sprache und Schrift bei Friedrich Nietzsche. Würzburg 1992, insbes. S. 130–143;

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  28. Gasser, Peter: Rhetorische Philosophie. Leseversuche zum metaphorischen Diskurs in Nietzsches »Also sprach Zarathustra«. Bern et al. 1992;

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  29. Kremer-Marietti, Angèle: Nietzsche et la rhétorique. Paris 1992;

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  30. Kaiser, Stefan: »Über Wahrheit und Klarheit. Aspekte des Rhetorischen in ›Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne‹«. In: Nietzsche-Studien 23 (1994), S. 65–78;

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  31. Porter, James I.: »Nietzsche’s Rhetoric: Theory and Strategy«. In: Philosophy and Rhetoric 27 (1994), S. 218–244;

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  32. Behler, Ernst: »Nietzsche’s Study of Greek Rhetoric«. In: Research in Phenomenology 25 (1995), S. 3–26; ders.: »Nietzsches Sprachtheorie und der Aussagecharakter seiner Schriften«. In: NietzscheStudien 25 (1996), S. 64–86; ders.: »Nietzsches Studium der griechischen Rhetorik nach der KGW«. In: Nietzsche-Studien 27 (1998), S. 1–12, und Thomas, Douglas: Reading Nietzsche Rhetorically. New York, London 1999.

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  33. Vgl. zum Folgenden mit zahlreichen weiterführenden, hier nicht zu wiederholenden bibliographischen Hinweisen, insbesondere auch zur linguistischen Schreib-prozeßforschung, Stingelin, Martin: »›UNSER SCHREIBZEUG ARBEITET MIT AN UNSEREN GEDANKEN‹. Die poetologische Reflexion der Schreibwerkzeuge bei Georg Christoph Lichtenberg und Friedrich Nietzsche«. In: Lichtenberg-Jahrbuch 1999 [2000], S. 81–98.

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  34. Vgl. Johnson, Uwe: Begleitumstände. Frankfurter Vorlesungen. Frankfurt/M. 1980.

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  35. Campe, Rüdiger: »Die Schreibszene. Schreiben«. In: Gumbrecht, Hans Ulrich/Pfeiffer, K. Ludwig (Hg.): Paradoxien, Dissonanzen, Zusammenbrüche. Situationen offener Epistemologie. Frankfurt/M. 1991, S. 759–772, hier S. 760.

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  36. Friedrich Nietzsche an Heinrich Köselitz in Venedig, Sils-Maria, Ende August 1881; Nietzsches Briefe werden zitiert nach Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München, Berlin, New York 1986 (= KSB), hier KSB 6, Nr. 143, S. 121–123, hier S. 121–122.

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  37. Kafka, Franz: Briefe an Felice und andere Korrespondenz aus der Verlobungszeit. Herausgegeben von Erich Heller und Jürgen Born. Frankfurt/M. 1976, 1982, S. 367.

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  38. Vgl. dazu etwa Müller-Seidel, Walter: »Kafkas Begriff des Schreibens und die moderne Literatur«. In: LiLi. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 17 (1987), »Literarische Schreibprozesse«, S. 104–121.

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  39. Vgl. Barthes, Roland: »Écrire, verbe intransitif?« (1970). In: ders.: Le bruissement de la langue. Essais critiques IV. Paris 1984, S. 21–31.

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  40. Jakobson, Roman: »Linguistik und Poetik« (1960). Aus dem Englischen übersetzt von Tarcisius Schelbert. In: ders.: Poetik. Ausgewählte Aufsätze 1921–1971. Herausgegeben von Elmar Holenstein und Tarcisius Schelbert. Frankfurt/M. 1979, S. 83–121, hier S. 92–93: »Die poetische Funktion stellt nicht die einzige Funktion der Wortkunst dar, sondern nur eine vorherrschende und strukturbestimmende und spielt in allen andern sprachlichen Tätigkeiten eine untergeordnete, zusätzliche, konstitutive Rolle. Indem sie das Augenmerk auf die Spürbarkeit der Zeichen richtet, vertieft diese Funktion die fundamentale Dichotomie der Zeichen und Objekte.«

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  41. Vgl. Joost, Ulrich: Lichtenberg – der Briefschreiber. Göttingen 1993, insbes. S. 113–133, »›Es ist aber auch ein Geschreibe‹: Reflexivität«.

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  42. Barthes, Roland: »Variations sur l’écriture« ([1973], unpubl.). In: ders., Œuvres complètes. Tome II: 1966–1973. Édition établie et présentée par Éric Marty. Paris 1994, S. 1535–1574, S. 1535 (meine Übers., M. St.): »Aujourd’hui, vingt ans plus tard, par une sorte de remontée vers le corps, c’est au sens manuel du mot que je voudrais aller, c’est la ›scription‹ (l’acte musculaire d’écrire, de tracer des lettres) qui m’intéresse: ce geste par lequel la main prend un outil (poinçon, roseau, plume), l’appuie sur une surface, y avance en pesant ou en caressant et trace des formes régulières, récurrentes, rhythmées (il ne faut pas en dire plus: ne parlons pas forcément de ›signes‹).« Flusser, Vilém: »Die Geste des Schreibens«. In: ders.: Gesten. Versuch einer Phänomenologie. Düsseldorf, Bensheim 1991, S. 39–49, hat der phänomenologischen Analyse dieser Geste ein eigenes Kapitel gewidmet.

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  43. Zum Epigramm im allgemeinen vgl. etwa Verweyen, Theodor/Witting, Gunther: »Epigramm«. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Gemeinsam mit Harald Fricke, Klaus Grubmüller und Jan-Dirk Müller herausgegeben von Klaus Weimar. Bd. I: A–G. Berlin-New York 1997, S. 459–461;

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  44. zum Epigramm bei Nietzsche im besonderen vgl. Riedel, Manfred: Freilichtgedanken. Nietzsches dichterische Welterfahrung. Stuttgart 1998, insbes. S. 13–15 und S. 45–52.

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  45. Nietzsche, Friedrich: Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt (1889), Was ich den Alten verdanke 1, KSA 6, S. 154–155, hier S. 154.

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  46. Zur Editionsproblematik im Fall von Nietzsches Gedichten vgl. Groddeck, Wolfram: »›Gedichte und Sprüche‹. Überlegung zur Problematik einer vollständigen, textkritischen Ausgabe von Nietzsches Gedichten«. In: Martens, Gunter/Woesler, Winfried (Hg.): Edition als Wissenschaft. Festschrift für Hans Zeller. Tübingen 1991, S. 169–180.

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  47. Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft (1882, 1887), »Scherz, List und Rache« 56, KSA 3, S. 365–366.

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  48. Vgl. Stingelin, Martin: »Kugeläußerungen. Nietzsches Spiel auf der Schreibmaschine«. In: Gumbrecht, Hans Ulrich/Pfeiffer, K. Ludwig (Hg.): Materialität der Kommunikation. Frankfurt/M. 1988, S. 327–341.

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  49. Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft (1882, 1887), »Scherz, List und Rache« 52, KSA 3, S. 365.

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  50. Nietzsche, Friedrich: Ecce homo. Wie man wird, was man ist (1889), Warum ich so klug bin 1, KSA 6, S. 278–281, hier S. 281.

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  51. Zu Nietzsches Metrik-Studien, die hier ihre Anwendung finden, vgl. Bornmann, Fritz: »Nietzsches metrische Studien«. In: Nietzsche-Studien 18 (1989), S. 472–489, zur Lehre von den ›Versfüßen‹ insbes. S. 481–485.

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  52. Vgl. Mp XVIII 3, S. 29 und S. 39; die Signatur dieser im Goethe- und SchillerArchiv der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar aufbewahrten Mappe folgt Mette, Hans Joachim: »Der handschriftliche Nachlaß, seine Geschichte und seine editorische Auswertung«. In: Nietzsche, Friedrich: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe. München 1933–1940. Fotomechanischer Nachdruck. München 1994. Bd. 1: Jugendschriften 1854–1861, S. XXXI–CXXVI, hier S. XCVIII. Nietzsches Typoskripte sind seit jüngstem in faksimilierter Form vollständig ediert,

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  53. vgl. Nietzsche, Friedrich: Schreibmaschinentexte. Vollständige Edition, Faksimiles und kritischer Kommentar. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Stephan Günzel und Rüdiger Schmidt-Grépály. Weimar 2002, hier S. 71 und S. 83.

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  54. Zwei dieser drei Achsen, die Sprachkritik und die physiologische Kritik, hat Kalb, Christof: Desintegration. Studien zu Friedrich Nietzsches Leib- und Sprachphilosophie. Frankfurt/M. 2000, unter dem Vorzeichen der »Selbstbildung« aufeinander bezogen. Überzeugend hat er dabei den Übergang vom Frühwerk zum mittleren und Spätwerk als sprachtheoretische Transformation dargestellt: Während das Frühwerk im Anschluß an Arthur Schopenhauers Willensmetaphysik im Individuum noch die unmittelbare Selbstvergegenwärtigung suchte, unterwerfen sowohl die Sprachkritik wie die physiologische Kritik Nietzsches das Subjekt zwei seiner Kontrolle schmerzlich entzogenen Kräften: Es gebietet über seine Ausdrucksmöglichkeiten letztlich sowenig wie über die Kräfte seines Körpers. Entlang dieser beiden Achsen rekonstruiert Kalb anthropologisch Nietzsches Menschenbild als Bild von der Form- und Interpretierbarkeit, ja Interpretationsbedürftigkeit der menschlichen Natur.

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  55. Zu Nietzsches ›Begriff‹ der Metapher vgl. grundsätzlich Kofman, Sarah: Nietzsche et la métaphore. Paris 1972, 1983 (deuxième édition revue et corrigée)

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  56. und Tebartz-van Elst, Anne: Ästhetik der Metapher. Zum Streit zwischen Philosophie und Rhetorik bei Friedrich Nietzsche. Freiburg i.Br., München 1994.

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  57. Nietzsche, Friedrich: ›Nachgelassene Fragmente‹ Sommer 1872–Anfang 1873: 19[179], KSA 7, S. 475–476.

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  58. F. Nietzsche: »<Darstellung der antiken Rhetorik>« (s. Anm. 7), S. 446; vgl. etwa auch KSA 7, ›Nachgelassene Fragmente‹ Sommer–Anfang 1873: 19[242], S. 495–496.

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  59. Zur Bedeutung der (aristotelischen) Rhetorik als Brücke zwischen Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud vgl. Mainberger, Gonsalv L.: »Rhetorische Techne (Nietzsche) in der psychoanalytischen Technik (Freud). Prologomena zur Rationalität der Psychoanalyse«. In: Figl, Johann (Hg.): Von Nietzsche zu Freud. Übereinstimmungen und Differenzen von Denkmotiven. Wien 1996, S. 68–95. Jacques Lacan wird schließlich die rhetorisch analysierbare Figuralität der unbewußten Affektregungen ohne das bei Nietzsche stets mitgedachte physiologische Substrat reformulieren; vgl. ders.: »Das Drängen des Buchstabens im Unbewußten oder die Vernunft seit Freud« (1957). Aus dem Französischen übersetzt von Norbert Haas. In: ders.: Schriften II. Ausgewählt und herausgegeben von Norbert Haas. Olten, Freiburg i.Br. 1975, S. 15–55, S. 47, wo Lacan die Abwehrmechanismen als »die Kehrseite dessen« bezeichnet, »wovon die Mechanismen des Unbewußten die Vorderseite darstellen: Periphrase, Hyperbaton, Ellipse, Suspension, Antizipation, Re-tractatio, Verneinung, Exkurs, Ironie sind die Stilfiguren (Quintilians figurae sen-tentiarum); Katachrese, Litotes, Antonomasie, Hypotyposis die Tropen, die als Begriffe sich am besten dazu eignen, diese Mechanismen zu bezeichnen. Genügt es, in ihnen nur simple Redeweisen zu sehen, wo sie doch die Figuren darstellen, die in der Rhetorik des Diskurses wirksam werden, der effektiv vom Analysierten gesprochen wird?«

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  60. Vgl. Stingelin, Martin: »Nietzsche, die Rhetorik, die décadence«. In: Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht 26 (1995), Heft 75/76 (1./2. Halbjahr) [1996], S. 27–44.

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  61. Vgl. Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft (1886), Sechstes Hauptstück: wir Gelehrten 211, KSA 5, S. 144–145. Zur philosophischen Kritik dieser ›faschistischen‹ Option, die ein ›Künstler-Phi-losoph‹ wahrnehmen kann,

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  62. vgl. Vuarnet, Jean-Noël: Der Künstler-Philosoph (1977). Aus dem Französischen übersetzt von Brunhilde Wehinger. Berlin 1986, S. 22; zur historischen Kritik

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  63. vgl. Foucault, Michel: In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France (1975–76) (1996). Aus dem Französischen übersetzt von Michaela Ott. Frankfurt/M. 1999, S. 282–319.

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  64. Nietzsche, Friedrich: Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift (1887), KSA 5, S. 245–412, hier S. 260.

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  65. Vgl. Hamacher, Werner: »Das Versprechen der Auslegung. Überlegungen zum hermeneutischen Imperativ bei Kant und Nietzsche«. In: Bolz, Norbert W./Hübener, Wolfgang (Hg.): Spiegel und Gleichnis. Festschrift für Jacob Taubes. Würzburg 1983, S. 252–273, hier S. 264: »Die Geschichtsschreibung steht unter dem Imperativ, selber Geschichte zu machen. […] Geschichtsschreibung, die sich selber performativ versteht und an der Erzeugung eines souveränen, gesetzgebenden Willens mitzuwirken sucht, kann die Kontingenz, der er sich zu entwinden hat, nicht verleugnen, sondern muß sie durch Affirmation zu bannen suchen. Sie ist dazu auf ein Verfahren angewiesen, das Nietzsche als Interpretation bezeichnet, das aber mit ebenso gutem und besserem Recht als Umdeutung, Erdichtung und Verfälschung charakterisiert werden kann.«

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  66. Vgl. Groddeck, Wolfram: Friedrich Nietzsche – »Dionysos-Dithyramben«. Berlin, New York 1991. Bd. 1: Textgenetische Edition der Vorstufen und Reinschriften. Bd. 2: Die »Dionysos-Dithyramben« – Bedeutung und Entstehung von Nietzsches letztem Werk. Exemplarisch weist Groddeck, Wolfram: »Nietzsches Gedicht: ›Die Sonne sinkt‹. Eine philologische Lektüre des sechsten ›Dionysos-Dithyrambus‹«. In: Nietzsche-Studien 16 (1987), S. 21–46, nach, daß dieses Gedicht eine poetolo-gische Reflexion des aristotelischen Metaphern-›Begriffs‹ und seiner Voraussetzungen darstellt: »Eine ›Metapher nach der Analogie‹, im Sinne des Aristoteles, ist nur dann konstruierbar, wenn die Ausgangspaare, also die Proportionen ›Tag : Abend‹ und ›Leben : Alter‹, selber metonymisch sind […]. Der Vorgang der Übertragung, die Metapher, besteht aus der Vertauschung der einzelnen Glieder der Grundoperationen und stellt sozusagen eine Hypallage des ursprünglichen Vergleichs dar. Das Ergebnis sind zwei Metaphern, die sich durch das reziproke Verhältnis von eigentlicher und übertragener Aussage unterscheiden« (S. 35).

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Stingelin, M. (2004). Nietzsches Rhetorik: Figuration und Performanz. In: Fohrmann, J. (eds) Rhetorik. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05569-9_15

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