Zusammenfassung
Daß ein ›Autor‹ jemand ist, der Texte herstellt, darüber besteht im allgemeinen Sprachgebrauch der Gegenwart weitgehende Übereinstimmung. Und auch in den Speziallexika der Literaturwissenschaft gilt der ›Autor‹ durchgehend als »Verfasser«, »geistiger Erzeuger« oder »Urheber« »vor allem von Texten jeglicher Art«. Auf welche Weise die »Erzeugung« von Texten aber vor sich geht, davon gibt es historisch und kulturell bekanntlich sehr variierende Auffassungen — und diese stehen in enger Beziehung zu den unterschiedlichen Vorstellungen von ›Autorschaft‹.
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Notizen
Poe, E. A.: »The Philosophy Of Composition«. In: The Complete Works of E. A. Poe, hg. von James Harrison. Bd. XIV: Essays and Miscellanies. New York 1902, S. 193–208, hier S. 195–197.
Vgl. dazu Friedrich Ohly in seinem großen Aufsatz über die »Metaphern der Inspiration«: »der seit Plato und Aristoteles ins Bewußtsein gehobene Antagonismus poetischer Technik und dem Ursprung der Dichtung aus Inspiration oder dem Enthusiasmus einer natürlichen Begabung zieht sich durch die Zeiten […]. Es macht einen radikalen Unterschied, ob der Dichter sich als autonomen Schöpfer oder als einen Empfänger sieht, der Verdanktes […] vermittelt«. In: Euphorion 87 (1993), S. 119–171,
vgl. auch Lohse, Nikolaus: »Dichterische Inspiration? Überlegungen zu einem alten Topos und zur Frage der Entstehung von Texten«. In: Gellhaus, Axel (Hg.): Die Genese literarischer Texte. Modelle und Analysen. Würzburg 1994, S. 287–309.
(Vgl. Graubner, Hans: »Hamanns Buffon-Kommentar und seine sprachtheologische Deutung des Stils«. In: Gajek, Bernhard (Hg.): Johann Georg Hamann. Autor und Autorschaft. Frankfurt/M. 1996, S. 277–303.)
vgl. Grésillon, Almuth: Literarische Handschriften. Einführung in die ›critique génétique‹. Bern u. a. 1999, S. 114f.).
So Almuth Grésillon in: Literarische Handschriften (s. Anm. 8), S. 299. Vgl. auch Gellhaus, Axel: »Gegenstand einer textgenetischen Betrachtungsweise ist der Fixierungsprozeß eines literarischen Textes«. In ders. (Hg.): Die Genese literarischer Texte. Modelle und Analysen. Würzburg 1994, S. 311–326, hier S. 325). Eine weniger enge Definition des Terminus findet sich bei Bodo Plachta, der ›Textgenese‹ generell als »Entstehungsprozeß eines Textes oder Werkes« bestimmt (in: Editionswissenschaft. Eine Einführung in Methode und Praxis der Edition neuerer Texte. Stuttgart 1997, S. 140).
(vgl. Zeller, Hans: »Für eine historische Edition. Zu Textkonstitution und Kommentar«. In: Stötzel, Georg (Hg.): Germanistik. Forschungsstand und Perspektiven. Bd. 2. Berlin, New York 1985, S. 319).
Vgl. z. B. Bein, Thomas: »Der ›offene Text‹ — Überlegungen zu Theorie und Praxis«. In: Schwob, Anton u.a. (Hg.): Quelle — Text — Edition. Tübingen 1997, S. 21–35.
Schleiermacher, Friedrich: »Über die verschiedenen Methoden des Uebersezens« [1813]. In: Störig, Hans Joachim (Hg.): Das Problem des Übersetzens. Darmstadt 1963, S. 38–70.
Zum Wandel der Übersetzungskonzeption in Deutschland im 18. Jh. vgl. Poltermann, Andreas: »Die Erfindung des Originals«. In: Schultze, Brigitte (Hg.): Die literarische Übersetzung. Fallstudien zu ihrer Kulturgeschichte. Berlin 1987, S. 14–52.
So Johann Georg Hamann in »Des Ritter von Rosencreuz letzte Willensmeynung über den göttlichen und menschlichen Ursprung der Sprache« (in ders.: Sämtliche Werke, hg. von Josef Nadler, Wien 1951ff. Bd. 3, hier S. 31).
Zur formalistisch-strukturalistischen Deutung literarhistorischer Prozesse als ästhetischer Evolution vgl. Tynjanov, Jurij N.: Die literarischen Kunstmittel und die Evolution in der Literatur. Frankfurt/M. 1967, S. 37–60.
Mukarovsky, Jan: »Individuum v umení« (›Das Individuum in der Kunst‹), S. 224. Zitiert nach: Schmid, Wolf und Herta/Maurer, Karl: »Eine strukturalistische Theorie der Variante?« In: Poetica 2 (1968), S. 404–415, hier S. 406.
Cervenka, Miroslav: »Textologie und Semiotik«. In: Martens, Gunter/Zeller, Hans (Hg.): Texte und Varianten. München 1971, S. 143–163, hier S. 150.
»Morphologie« (Goethe, Sämtliche Werke, Frankfurter Ausgabe I 24, S. 349). Vgl. auch den Entwurf [Ordnung des Unternehmens] (FA I 24, S. 350–356), auf dessen Bedeutung für das Verständnis von Goethes Vorstellung von »genetischer Behandlung« Roland Reuß hingewiesen hat (in: »Schicksal der Handschrift, Schicksal der Druckschrift. Notizen zur ›Textgenese‹«. In: Text kritische Beiträge 5 (1999), S. 1–25, hier S. 8–10).
Beißner, Friedrich: »Einige Bemerkungen über den Lesartenapparat zu Werken neuerer Dichter«. In: Orbis litterarum 13.14 (1958/59), Suppl. 2, S. 5–20, hier S. 12.
Beißner, Friedrich: »Hölderlins letzte Hymne«. In ders.: Hölderlin. Reden und Aufsätze. Köln/Wien 1969, S. 211–246, hier S. 212.
Beißner, Friedrich: »Aus der Werkstatt der Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe«. In: ders.: Hölderlin. Reden und Aufsätze. 2. durchges. Aufl., Köln/Wien 1969, S. 251–265, hier S. 252: »Das methodische Prinzip, die Entwicklung, das Wachstum der Verse und Strophen geduldig zu verfolgen, mitdichtend zu verfolgen, hat hier nicht bloß, wie ich hoffe, zu tieferem Verständnis geholfen, sondern sogar das Gedicht selber, dessen Reinschrift verschollen ist, als schönen Lohn philologischer Mühe gezeitigt.« Zur Kritik an diesem Verfahren vgl. u. a. Reuß: »Schicksal der Handschrift« (s. Anm. 30), S. 10f.
Zeller, Hans: »Bedeutung der Varianten für die Interpretation. Am Beispiel der ›Judenbuche‹ der Droste«. In: Edition und Interpretation. Edition et Interprétation des Manuscrits Littéraires. Bern/Frankfurt a. Main/Las Vegas 1981, S. 119–132, hier S. 122.
Donald A. Stauffer: »Genesis, or the Poet as Maker«, in: Rudolf Arnheim u. a. (Hg.): Poets at work. New York 1948, S. 37–81, hier: S. 81.
(Witkowski, Georg: Textkritik und Editionstechnik neuerer Schriftwerke, Leipzig 1924, S. 13.)
»Auch wenn wir es bedauern, wir haben uns als Philologen und Poetologen für den Text entschieden. Und nur den von Heidegger benannten ›Hervorgang des Werks‹ kann man genetisch zu beschreiben versuchen, nicht die Freisetzung des Ich, auch wenn sie sich gleichzeitig ereignet.«
(Hurlebusch, Klaus: »Den Autor besser verstehen: aus seiner Arbeitsweise. Prolegomenon zu einer Hermeneutik textgenetischen Schreibens«. In: Zeller, Hans/Martens, Gunter (Hg.): Textgenetische Edition. Tübingen 1998, S. 7–51, hier S. 48.)
Vgl. Valéry: »l’œuvre de l’esprit n’existe qu’en acte« (»Première leçon du cours de poétique«. In: ders: Œuvres (hg. von Jean Hytier), Bd. 1, Paris 1957, S. 1340–1358, hier S. 1349). Vgl. auch die unterschiedlichen, das Unfertige bzw. den Entstehungsvorgang selbst einbeziehenden Werkkonzeptionen bei Autoren wie Joyce, Aragon oder Ponge.
»Au sujet du Cimetière Marin«, in ders. : Œuvres (hg. von J. Hytier), Bd. 1, Paris 1957, S. 1496–1507, hier S. 1497). Vgl. auch die Kennzeichnung des Werkes als »un accident — Limite factice d’un développement mental«: »Une œuvre est pour moi l’objet possible d’un travail indéfini. Sa publication est un incident extérieur à ce travail ; elle est une coupe étrangère dans un développement qui n’est pas et ne peut être arrêté que par des circonstances externes.« (Cahiers, Bd. 1, Paris 1973, S. 269 und S. 254;).
Zeller, Hans: »Fünfzig Jahre neugermanistischer Edition. Zur Geschichte und künftigen Aufgaben der Textologie«. In: editio 3 (1989), S. 1–17, hier S. 17.
Bohnenkamp, Anne: »Goethes Arbeit am ›Faust‹«. In: Goethe-Jahrbuch 114 (1997), S. 199–217.
Scherer, Wilhelm: Poetik (zuerst 1888). Mit einer Einleitung und Materialien zur Rezeptionsanalyse. Hg. von Gunter Reiss. Tübingen 1977, S. 112.
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Bohnenkamp, A. (2002). Autorschaft und Textgenese. In: Detering, H. (eds) Autorschaft: Positionen und Revisionen. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05568-2_4
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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