Zusammenfassung
In der germanistischen Mediävistik des 20. Jahrhunderts war es um die Wertschätzung der didaktischen Literatur lange Zeit nicht gut bestellt. Die Reserve gegenüber didaktischer Literatur hatte wissenschaftsgeschichtliche Hintergründe, die den Literaturbegriff, die damit verbundene Kanonbildung, die Bewertung und Hierarchisierung von Gattungen, Fragen der Periodisierung sowie das Verständnis der Kategorien ›Autor‹, ›Werk‹ und ›Text‹ betreffen. Damit sind komplexe Problemstellungen angesprochen, die hier nicht entwickelt werden können. Festhalten will ich lediglich, dass es nicht zuletzt die theoretisch-methodischen Diskussionen und die neuen Weichenstellungen in den benannten Problemfeldern waren, die dazu geführt haben, dass die Geringschätzung didaktischer Literatur des Mittelalters inzwischen als überholt bezeichnet werden muss. Im Zuge einer Neuorientierung, welche sich in der germanistischen Mediävistik unter dem Stichwort ›Verschriftlichung der Volkssprache‹ vollzogen hat, sind nämlich auch jene Texte, die, mit dem Etikett ›didaktische Literatur‹ versehen, lange Zeit ignoriert oder abgewertet worden sind, verstärkt in das Blickfeld des Faches gelangt. Ein imponierendes Zeugnis für diese Entwicklung ist die gerade abgeschlossene Neuauflage des Verfasserlexikons, in der in konsequenter Anwendung eines denkbar weiten Literaturbegriffs die spätmittelalterliche (und frühneuzeitliche) Literatur und mit ihr das religiöse, didaktische und wissenschaftliche Schrifttum ins Zentrum gerückt worden sind.
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Brüggen, E. (2001). Fiktionalität und Didaxe Annäherungen an die Dignität lehrhafter Rede im Mittelalter. In: Peters, U. (eds) Text und Kultur. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05567-5_28
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05567-5_28
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01854-0
Online ISBN: 978-3-476-05567-5
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