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Zwischen Taylorismus und Esoterik: Inszenierungen des bewegten Körpers im frühen 20. Jahrhundert

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Theatralität und die Krisen der Repräsentation

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

  • 277 Accesses

Zusammenfassung

Technik und Industrialisierung galten seit der Jahrhundertwende als Sinnbild für die Auflösung der Kultur in »entstaltete Bewegung«.1 Diese Erfahrung der Moderne als Verlust überkommener Vorstellungen von kultureller Einheit und Identität motivierte die Suche nach neuen Formen der Verkörperung. Insbesondere die Spannung zwischen Körper und Technik bildete eine Herausforderung, auf die verschiedenste Strategien einer »Verleiblichung der Technik«2 reagierten. Es entfaltete sich eine Debatte über die Möglichkeiten neuer Lebensformen, die auf die Versöhnung von Technologie und Natur zielten. Gegen die ›Buchkultur‹ setzte man dabei auf die Erweiterung der Sinnesstruktur des modernen Menschen mithilfe neuer Materialien, Medien und Technologien. Letztere sollten wieder an den menschlichen Körper zurückgebunden werden. So forderte Rudolf Schwarz, sich angesichts von »Entgrenzung« und »Entwurzelung« darauf zu besinnen, daß Werkzeug letztendlich »transformierte Lebenskraft« sei.3 »Technik ist Leib« behauptete er.4

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Notizen

  1. Peschkau, Emil: »Die Poesie der Elektrotechnischen Aussstellung 1891«. In: Gartenlaube (1891) zit. nach: Die Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891. Ausstellungskatalog Historisches Museum Frankfurt/M. 1991, S. 376 f.

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  2. Vgl. Benjamin, Walter: »Zum Planetarium«. In: Die Einbahnstraße (1928) in: ders., Gesammelte Schriften Bd.IV.1, S. 147/148.

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  3. Luckhardt, Hans (Angkor): Brief vom 15. Juli 1920. zit. nach: Whyte, Iain Boyd/ Schneider, Romana (Hg.): Die Briefe der Gläsernen Kette. Berlin 1986 S 121 (Hervorhebungen im Text).

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  4. El Lissitzky zit. nach: Conrads Ulrich/Sperlich, Hans G.: Phantastische Architektur. Stuttgart 1983, S. 19.

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  5. Bruno Taut (Glas): Brief vom 3. Februar 1920. In: (s. Anm. 10), S. 55.

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  6. Tauts Lesart von Gemeinschaft mischte Fortschrittsoptimismus und jüdisch-christlichen Glauben an die Immanenz Gottes im Menschen. »Es muß etwas in jedes Menschen Brust leben, das ihn über das Zeitliche hinaushebt und das ihn die Gemeinschaft mit seiner Mitwelt, seiner Nation, allen Menschen und der ganzen Welt fühlen läßt.« Bruno Taut: Die Stadtkrone, zit. nach: Whyte, Iain Boyd: Bruno Taut. Baumeister einer neuen Welt. Architektur und Aktivismus 1914–1920. Stuttgart 1981, S. 48.

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  7. Vgl. hierzu: Meyer, Barbara Jane: A Crystal of Patterns of Cognition of the Arts and Sciences through the Confluence of the Surreal and the Real in the Modern Age. Ann Arbor/Mich. 1989, S. 173ff.

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  8. Vgl. Laban, Rudolf von: Die Welt des Tänzers. Stuttgart 1920, S. 59.

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  9. Münsterberg, Hugo: Grundzüge der Psychotechnik. Leipzig 1920, S. 135.

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  10. Giese, Fritz: Körperseele. Gedanken über persönliche Gestaltung. München 1927.

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  11. »Die Technik bringt die Menschen näher durch die Aufhebung von Raum und Zeit: sie scheint eine allgemeine Verbrüderung zu erwirken. Zugleich prallen heftiger die Gegensätze aufeinander, statt des Friedens steht der Krieg vor der Tür.« Giese, Fritz: Kulturwende. Langensalza 1916, S. 126.

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  12. »Die Körperfühlsphäre enthält sensitive wie motorische Leistungen.[…]So sagt Flechsig, daß die Körperfühlsphäre außerdem, nach klinischen Erfahrungen zu schließen, auch nahe Beziehungen zur Atmungsmuskulatur hat, einschließlich der Bauchmuskeln, und zum Zirkulationsapparat, zur Pulsfrequenz und Gefäßweite, und hierdurch zur Körpertemperatur. Vermutlich sind in den cortipetalen Bahnen der Körperfühlsphäre demgemäß auch Leitungen enthalten, welche die Organempfindungen jener Körperteile mitteilen, so daß neben Durst und Wollust etc. auch Geschehnisse im Respirations- und Zirkulationsmechanismus, die Kontraktionszustände aller willkürlich beeinflußbaren Muskeln u.a.m. durch Vermittlung der Körpersphäre zum Bewußtsein kommen. Zum anderen heißt es, ›die Körperfühlsphäre stellt zweifellos eine Summe verschiedenartiger sensibler Zentren dar, unter welchen die Tastsphäre von besonderer Bedeutung erscheint. Doch nimmt auch sie keineswegs ein besonderes Feld für sich in Anspruch, da das Tasten das Zusammenwirken verschiedener Empfindungsqualitäten voraussetzt.‹« Giese, Fritz: Die Lehre von den Gedankenwellen. Leipzig 1910, S. 43 Giese interpretiert die Körperfühlsphäre in Analogie zum Elektromagnetismus als eine Art Empfänger und Kondensator von Wellen, die er als »Gedankenwellen« versteht, die von der Körperfühlsphäre aufgenommen und an die Sinne weitergeleitet werden. Vgl. Ebd., S. 50.

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  13. Vgl. Giese: Das außerpersönliche Unbewußte. Theoretische Bemerkungen zum intuitiven Denken. Braunschweig 1924, S. 70.

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  14. Vgl. Ringbom, Sixten: The Sounding Cosmos. A Study in the Spiritualism of Kandinsky and the Genesis of Abstract Painting. Abo 1970, S. 197ff. Esoterische Vorstellungen sind über verschiedene Wege in die Bauhausarbeit eingegangen. So war beispielsweise Walter Gropius über Adolf Meyer (seinen Partner bis 1925) mit der Theosophie Rudolf Steiners vertraut, ebenso über Paul Scheerbart und Bruno Taut, mit dem er im »Arbeitsrat für Kunst« zusammenarbeitete. Die Meister im Bauhaus wie Kandinsky, Klee oder Johannes Itten waren alle auf unterschiedliche Weise mit esoterischen, mystischen und spiritistischen Tendenzen und Gedankengut vertraut, die in die Bauhauslehre einfloßen. So etablierte Johannes Itten einen Vorkurs als Kern der Elementarausbildung, der später von Moholy-Nagy fortgeführt wurde. Itten machte Meditationsübungen, rhythmische Gymnastik und Atemarbeit mit den Studenten, um die Synchronisierung zwischen individuellem und unversellem Geist herzustellen.

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  15. Laszlo Moholy-Nagy, zit. nach: Benjamin, Walter: »Neues von Blumen.« In: ders.: Gesammelte Schriften. Bd.3 (Kritiken und Rezensionen) herausgegeben Rolf Tiedemann u. Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt/M. 1989, S. 151.

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  16. Bálazs, Bela: »Der sichtbare Mensch oder die Kultur des Films« (1924). In: Bâlazs: Schriften zum Film. Bd.1, Budapest/München 1982, S. 54.

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  17. Vgl. Valéry, Paul: »Cheval. Danse et Photo« In: ders.: Dégas. Danse. Dessin. Paris 1965, S. 85 (Übers. I.B.).

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  18. Moholy-Nagy, Laszlo: Malerei, Fotografie, Film. Mainz u. Berlin 1968 (1927), S. 28 (Hervorhebungen im Text).

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  19. Moholy-Nagy: »Kunstbetrachtung = Weltbetrachtung«. In: Offset-, Buch- und Werbekunst. Das Blatt für Drucker, Werbefachleute und Verleger. 6 (1925), S. 344/ 345.

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  20. Münsterberg, Hugo: Beiträge zur experimentellen Psychologie. (1890).

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  21. Vgl. hierzu Steckner, Cornelius: Zur Ästhetik des Bauhauses. Ein Beitrag zur Erforschung synästhetischer Grundsätze und Elementarerziehung am Bauhaus. Stuttgart 1985, S. 34.

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  22. Vgl. Moholy-Nagy: »geradlinigkeit des geistes — umwege der technik«. In: bauhaus 1/1926, repr. Nendeln/Liechtenstein 1977, S. 5.

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Baxmann, I. (2001). Zwischen Taylorismus und Esoterik: Inszenierungen des bewegten Körpers im frühen 20. Jahrhundert. In: Theatralität und die Krisen der Repräsentation. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05566-8_27

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