Skip to main content

Der bewegte Körper. Zur Theatralik von Mikrophonie und individueller Stimmführung

  • Chapter
Book cover Theatralität und die Krisen der Repräsentation

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

  • 277 Accesses

Zusammenfassung

Was wir von Körpern und ihren Bewegungsformen wissen können, ist dem jeweiligen Stand der Aufzeichnungs- und Notationsmöglichkeiten einer Zeit geschuldet. Vor Erfindung, Einführung und Etablierung analoger Aufzeichnungstechniken ist die Verwaltung von Bewegungen Sache symbolischer Notationssysteme, allen voran der Schrift. Walter Benjamin hat die Kinematographie als Voraussetzung eines neuen Wissens von der Bewegung veranschlagt und als ein Optisch-Unbewußtes dem Triebhaft-Unbewußten der Psychoanalyse an die Seite gestellt. Der durch Medien möglich gemachte Neugewinn eines Wissens vom bewegten Körper ist vom Bereich der Visuali-tät, den Benjamin ins Zentrum des Kunstwerkaufsatzes stellte, auf den der Akustik zu übertragen. Für beide Wahrnehmungsbereiche gilt der Befund, daß Medien nicht auf die Funktion einer Abbildung vorhandener Wirklichkeiten einzuschränken sind, sondern daß sie die Schaffung von Neuwerten und damit die Konstruktion zweiter Wirklichkeiten ermöglichen.2 Als das technische Apriori für die Erzeugung eines neuen Wissens vom Menschen spielen Medien nicht nur auf der Ebene von Dispositiven und ihren direkten Einsätzen in den Wissenschaften vom Menschen ihre Rolle. Wie sehr die Anwendung ton- und bildaufzeichnender Verfahren in Psychiatrie, Medizin und nicht zuletzt in der Psychologie das Wissen vom Menschen verändert hat, gehört inzwischen zum Sachstand einer Wissenschaftsgeschichte, die den Materialitäten der Datenerhebung Rechnung trägt.

»Acting on these facts, I have also devised an instrument suitable for magnifying sounds, which I call a microphone1

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 99.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 99.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Hughes, Thomas: »On the Action of Sonorous Vibrations in Varying the Force of an Electric Current«. In: The Chemical News Vol. XXXVII, H. No., 1878, S. 197–199, hier: S. 197.

    Google Scholar 

  2. Den kanonischen Ausformulierungen dieses für die Medientheorie zentralen Befundes etwa bei Benjamin steht das weitgehend vergessene Analysepotential von Autoren wie Fritz Giese zur Seite. Zu Gieses Benjamin-Nähe vgl. etwa Giese, Fritz: Psychoanalytische Psychotechnik. Leipzig u.a. 1924.

    Google Scholar 

  3. Zum Begriff vgl. Rheinberger, Hans-Jörg: Experiment, Differenz, Schrift. Zur Geschichte epistemischer Dinge. Marburg 1992. Zur Veränderung der (Selbst-) Wahrnehmung vgl. Hoff, H./Pötzl, Otto: »Über eine Zeitrafferwirkung bei homonymer linksseitiger Hemianopsie«. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie (Berlin 1934), S. 599–641.

    Google Scholar 

  4. Foucault, Michel: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften, Frankfurt/M. 91990, S. 388.

    Google Scholar 

  5. Benjamin, Walter: »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« (Zweite Fassung). In: ders.: Gesammelte Schriften. 1.2, Frankfurt/M. 1980. Diese Gleichsetzung unterschiedlicher Typen des Unbewußten konstatiert Benjamin im Wortlaut für die Photographie. Vgl. »Kleine Geschichte der Photographie«. In: ders.: Gesammelte Schriften. 1.2, Frankfurt/M. 1980, 368–385. Vgl. ferner Krauss, Rosalind E.: The optical Unconscious. Cambridge, Mass. / London 1994.

    Google Scholar 

  6. Zu den Titeln, die der Satz engführt, vgl. Biehle, H.: Die Stimmkunst. 1. Band: »Geschichtliche Grundlagen«. Leipzig 1931, 2. Band: »Ästhetische Grundlagen«. Leipzig 1932; Winkler, Chr.: Elemente der Rede. Die Geschichte ihrer Theorie in Deutschland von 1750–1850. Halle 1931; Bisozzi, Giacomo: Die menschliche Stimme und ihr Gebrauch für Sänger und Sängerinnen. Leipzig 1838; Weithase, Irmgard: Anschauungen über das Wesen der Sprechkunst von 1775–1825. Berlin 1930, sowie dies.: Die Geschichte der deutschen Vortragskunst im 19. Jahrhundert. Weimar 1940.

    Google Scholar 

  7. Zu den technischen Aspekten vgl. etwa Kühne, Fritz: Mikrofone. Aufbau, Anwendung und Selbstbau von Mono-, Stereo-, Kunstkopf- und Transistor-Mikrofonen. 9.Aufl., München 1975.

    Google Scholar 

  8. Zu den Details siehe Göttert, Karl-Heinz: Geschichte der Stimme. München 1998.

    Google Scholar 

  9. Vgl. Heinitz, Wilhelm: »Konsonantenübertragung durch Rundfunk«. In: Vox 4–6 (1926) S. 7.

    Google Scholar 

  10. Heinitz, Wilhelm: »Untersuchung und Beurteilung schauspielerischer Sprechleistungen«. In: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 22 (1928), S. 1–16, sowie ders., »Vortragskunst und musikalische Gestaltung«. In: Zeitschrift für Schulmusik 1 (1928), S. 39–43.

    Google Scholar 

  11. Vgl. Wilhelm Heinitz, »Gehörprobleme für den Rundfunk«. In: Radio-Umschau Heft 29, II. Jg. 19. Juli 1925, S. 1057–1059, sowie ders.: Klangprobleme im Rundfunk. Berlin 1926.

    Google Scholar 

  12. Eggert, Bruno: »Untersuchungen über Sprachmelodie«, In: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane I. Abteilung, 49. Bd., 1908, S. 218–237, hier: S. 219.

    Google Scholar 

  13. Würzburger, Karl: »Antenne oder Mikrophon«. In: Rufer und Hörer 1. Jg., 1931/ 1932, S. 273–277, hier: S. 273.

    Google Scholar 

  14. Vgl. pars pro toto Fechter, Paul: »Klassische Dichtung am Mikrophon«. In: Rufer und Hörer. 1. Jg., 1931/1932, 33–39.

    Google Scholar 

  15. Gerhard Tannenberg, »Ist das Mikrophon ein Instrument?«. In: Rufer und Hörer Jg. 1, 1931/1932, S. 452–454, hier: S. 453. Vgl. übergreifend das Kapitel »Sprechkultur im bürgerlichen Zeitalter« in Götterts Geschichte der Stimme. Zu einem radiophonischen Kommunikationsmodell vgl. Crux, J.: »Erfordernisse des Rundfunkvortrages«. In: Rufer und Hörer 1. Jg., 1931–32, 175–179.

    Google Scholar 

  16. Würzburger, Karl: »Anwort an Gerhard Tannenberg«. In: Rufer und Hörer Jg. 1, 1931/1932, S. 454–456, hier: S. 455.

    Google Scholar 

  17. Hoffmann, Wilhelm: »Das Mikrophon als akustisches Fernglas«. In: Rufer und Hörer Jg. 2, Heft 10. Januar 1933, S. 453–457, hier: S. 456.

    Google Scholar 

  18. Vgl. dazu Siegert, Bernhard: »Es gibt keine Massenmedien«. In: Maresch, Rudolf: Medien und Öffentlichkeit. Positionierungen Symptome Simulationsbrüche. München 1996, S. 108–115.

    Google Scholar 

  19. Stransky, Erwin: Über Sprachverwirrtheit. Beiträge zur Kenntnis derselben bei Geisteskranken und Geistesgesunden. Halle a. S. 1905.

    Google Scholar 

  20. Heinitz, Wilhelm: Strukturprobleme in primitiver Musik. Hamburg 1931, S. 16. Vgl. dazu auch ders.: »Untersuchungen über willkürliche Mitbewegungszuordnungen zu phonetischen Artikulationskomplexen«. In: Vox 18. Jg., Heft 1–2, 1. August 1932, S. 1–4.

    Google Scholar 

  21. Hülse, Edith/Panconcelli-Calzia, G./Heinitz, Wilhelm: »Untersuchungen über die Beziehungen zwischen allgemeinen und Phonationsbewegungen«. In: Vox. Mitteilungen aus dem phonetischen Laboratorium der hansischen Universität zu Hamburg. 22. Jg., 1. April 1936, S. 1–21.

    Google Scholar 

  22. Vgl. Panconcelli-Calzia, G.: »Zur Geschichte des Kymographions«. In: Folia otolaryngologica. 1. Teil / Originale: Zeitschrift für Laryngologie, Rhinologie, Otologie und ihre Grenzgebiete. Bd. 26 (1936), S. 196–207, sowie ders.: »Wilhelm Weber — als gedanklicher Urheber der glyphischen Fixierung von Schallvorgängen (1827)«. In: Archiv für die gesamte Phonetik. Bd. II, 1. Abteilung, Heft 1 (1938), S. 1–11.

    Google Scholar 

  23. Panconcelli-Calzia, G.: Leonardo als Phonetiker. Hamburg 1943. Vgl. ders. (s. Anm. 44).

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2001 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Rieger, S. (2001). Der bewegte Körper. Zur Theatralik von Mikrophonie und individueller Stimmführung. In: Theatralität und die Krisen der Repräsentation. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05566-8_24

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05566-8_24

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01827-4

  • Online ISBN: 978-3-476-05566-8

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics