Diskussionsbericht: Kanon im gesellschaftlichen Prozeß

Zusammenfassung

Die Vorlagen und Diskussionen des vierten Tages lassen sich auf drei Schwerpunkte beziehen, die freilich auch an den vorausgehenden Tagen schon berührt wurden: Die Verfasser rekonstruieren Genese und Wandel von Kanones (Honold, Koschorke, Langermann) bzw. den Kanonisierungs- und ggf. Dekanonisierungsprozeß eines einzelnen Autors (Pinto: Nietzsche, Osinski: Hahn-Hahn) oder einer Minderheitenkultur (Lauer, Osinski); sie bedenken das Verhältnis von Minderheitenkanones zum hegemonialen Kanon (Lauer, Osinski), und sie erproben unterschiedliche soziologische Theorien und rhetorische Modelle in ihrer Leistungsfähigkeit für solche Rekonstruktionen (Pinto: Bourdieu; Honold: Mannheim; Lauer: Luhmann; Böhler: ›Synekdoche‹). In mehreren Fällen erweitern sie dabei den Begriff des Kanons als Korpus von Autoren und Werken auf kulturelle, politische, lebensweltliche normative Komplexe (Lauer, Osinski, Honold).