Zusammenfassung
Zu Graf: Die methodologische Problematik und die sachlichen Schwierigkeiten der von Graf in Frage gestellten Hypothese von Hauck, Wenskus, Störmer wurden allgemein unterstrichen: Man war sich einig, daß ein eigentlicher Beweis für die Tradierung von Heldensage als ›adlige Hausüberlieferung‹ bislang nicht geführt worden ist und wohl kaum geführt werden kann. Andererseits wurde geltend gemacht, daß Grafs ›Gegenmodell‹ den von ihm selbst formulierten Ansprüchen an die Verifizierbarkeit der kritisierten Hypothese auch nicht genügen könne. Wenn man nicht auf eine Erklärung überhaupt verzichten wolle, müsse man mithin die Ansprüche an die Verifizierbarkeit reduzieren. Dies akzeptiert, behalte das genealogische Modell seine Bedeutung, und man könne auch den eingebürgerten Terminus ›Hausüberlieferung‹ weiterverwenden, wenn man ihn — ohne Fixierung auf die durch das ›Haus‹ definierte Form von Adelsherrschaft — im Sinne von ›familienbezogene Tradition‹ gebrauche. Eine abgehobene Schicht, die man als ›Adel‹ bezeichnen könne, sei in der fraglichen Zeit sehr wohl zu erkennen; auch sei nachweisbar, daß einschlägige Familien schon früh agnatisch orientiert waren (Beispiel: Karolinger); weiter seien durchaus Fälle von familiengebundener Erzähltradition bekannt (Beispiele etwa bei Paulus Diaconus, in den Annales Mettenses, bei Pseudo-Fredegar); schließlich sei zumindest in einem Zweig der Karolinger-Sippe eine von der Heldensage geprägte, über mehrere Generationen verfolgbare Tradition der Namengebung belegt.1
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notizen
Vgl. W. Haubrichs, Die Anfange. Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen Mittelalter (ca. 700–1050/60), Frankfurt a.M. 1988 (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfangen bis zum Beginn der Neuzeit. Hrsg. von J. Heinzle, I/1), S. 139f.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Buchmüller-Pfaff, M. (1993). Diskussionsbericht. In: Heinzle, J. (eds) Literarische Interessenbildung im Mittelalter. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05559-0_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05559-0_15
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00879-4
Online ISBN: 978-3-476-05559-0
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)