Zusammenfassung
»Das ist schwer zu begreifen«, schreibt im Jahre 1840 ein sich unter den Buchstaben P. S. M. bedeckt haltender Autor in Cottas »Deutscher VierteljahrsSchrift«, »und noch schwerer zu verdauen, daß ein Volk, dessen Literatur sich durch Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit seither so vortheilhaft auszeichnete, bei aller Sympathie und Ähnlichkeit mancher Zustände dennoch in den Schriften so vieler seiner Reisebeschreiber meist vergebens nach einem klaren und wahren Bilde des Nachbarlandes sucht.« [1] Die Klage über die Widersprüchlichkeit der Angaben, die der interessierte Leser in verschiedenen Reisewerken über ein und dieselbe Sache findet, ist geradezu ein Gemeinplatz, ja in der Exordialtopik der Gattung Reisebeschreibung selbst fest verankert. »Auch über die kirchlichen Verhältnisse«, so heißt es weiter unten bei unserem Autor, »ist wenig wahrhaft Gesagtes und richtig Beobachtetes hier zu erwähnen.« [2] Ein solches Verdikt läßt, so möchte man meinen, nichts Gutes erwarten von einer Darstellung, deren Quellen hauptsächlich Reiseberichte sind, gelegentlich nur ergänzt durch Briefe von Deutschrömern oder durch journalistische Beiträge. In der Tat böten historische Abhandlungen, landeskundliche Spezialschriften oder Beiträge aus dem Bereich der theologischen Wissenschaft und Publizistik wahrscheinlich ein exakteres, historisch besser abgesichertes und auch schärferes Bild von den kirchlichen Zuständen im Rom der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
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Anmerkungen
Carl Ludwig Fernow: Sitten- und Kulturgemälde von Rom. Gotha 1802, S. XXIVf.
Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. (Braunschweig und Leipzig 1803). Wiesbaden 1980, S. 332ff.
Heinrich Stieglitz: Erinnerungen an Rom und den Kirchenstaat im ersten Jahre seiner Verjüngung. Leipzig 1848, S. 284.
Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise. I. Tl. Rom, 7. 11. 1786. Goethes Werke. Hrsg. von E. Trunz. Bd. XI. München 101981, S. 130.
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Hrsg. von P. Frank und K. Pörnbacher. Bd. I. München 21969, S. 113f., 114–118.
Friedrich Hurter: Geburt und Wiedergeburt. 3. Bdchn.: Erinnerungen aus Italien. Schaffhausen 1845, S. 269. Vgl. ebd. S. 261 die Anwürfe gegen die neuheidnischen Romreisenden.
Wolfgang Menzel: Reise nach Italien im Frühjahr 1835. Stuttgart und Tübingen 1835, S. 142f., 148.
Vgl. Fanny Lewald: Römisches Tagebuch 1845–46. Hrsg. von H. Spiero. Leipzig und Berlin 1927, S. 32.
Vgl. u.a. Wilhelm Müller: Rom, Römer und Römerinnen (Berlin 1820). Hrsg. von W. Kirsten. Berlin/DDR 1978, S. 73f.
Franz Freiherr Gaudy: Der Deutsche in Trastevere. In: Sämtliche Werke. Hrsg. von A. Mueller, Berlin 1844. Bd. IX, S. 127–172. Ders.: Aus dem Tagebuche […] In: Ebd. Bd. II, S. 35–158.
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Scheitler, I. (1988). Katholizismus, Klerus, Kirchenstaat im Urteil deutscher Romreisender in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Wiedemann, C. (eds) Rom-Paris-London. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05555-2_20
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