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Zwischen Werk und Leser

Naturkundliche illustrierte Titelblätter des 16. Jahrhunderts als Ort der Vermittlung von Autor- und Lesererwartungen

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Book cover Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

  • 219 Accesses

Zusammenfassung

»Seventeenth-century tracts have a way of getting their foot in the door you have quite realized what is going on: a lurid title, a subtitle which extends into paragraphs and ensures that you have absorbed the interesting bits without turning a page. Once through the door, their pitch is fast and enveloping.« [1] Suggestiver noch als derartige sprachlich abgefaßte Mischungen von Mitteilung und Verführung können illustrierte Titelblätter der Barockzeit einem Buch Elemente der Würde und der Werbung zugleich mitgeben, und auch hier ist schwer abzuschätzen, ob dem Autor und dem Verleger an verläßlich informierenden Bestandteilen der Titelblätter gelegen ist oder ob die Gestaltung des Titelblatts in dieser Zeit vor allem den mutmaßlichen Erwartungen des potentiellen Käufers und Lesers entgegenkommt. In der früheren Neuzeit sind bisher wenige aussagefähige Dokumente bekannt, denen man über derartige Probleme der Vermittlung zwischen Buch und Leser verläßliche Aussagen entnehmen könnte. Eine breitere Entfaltung des Aussageinstrumentariums der Titelblätter im 17. Jahrhundert hatte es geraten erscheinen lassen, eine Vorstudie auf diesen Zeitraum zu beschränken. [2] Der jetzt unternommene Versuch wagt sich auf noch weniger gesichertes Gebiet, ist sich dessen bewußt, daß eine vollständigere Sichtung der Gegenstände noch aussteht, daß also in diesem Fall eine nach Formen und Funktionen vorzunehmende Typologisierung noch nicht vertretbar ist. Wiederum hauptsächlich auf dem Gebiet der naturkundlichen Disziplinen, einschließlich der Medizin [3], seien einige Beobachtungen in der Hoffnung unternommen, daß in einer Verbindung von Buchgeschichte, Ikonographie, Literatur- und Bildungsgeschichte ansatzweise erkennbar werden könne, inwiefern über den mutmaßlichen — den intendierten oder den konkreten — Leser Indizien an der Stelle des Buches zu finden seien, die beim Verkaufsangebot als einzige Seite des Buches offen zur Einsicht ausgestellt zu sein pflegte.

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Anmerkungen

  1. David Trotter: Rezension von T. L. Underwood/R. Sharrock (Hgg.), The Miscellaneous Works of John Bunyan, Band 1. Times Literary Supplement (31. 10. 1980), S. 1239.

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  24. Tycho Brahe: Astronomiae instauratae mechanica. Nürnberg 1602 [zuerst Wandsbeck 1598].

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Harms, W. (1984). Zwischen Werk und Leser. In: Grenzmann, L., Stackmann, K. (eds) Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05553-8_36

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