Zusammenfassung
Der Titel meines Beitrages beinhaltet zwei Fragen. Zum einen: Was ist mittelalterliche Musik? Wann beginnt sie und wann hört sie auf? Was für Musikwissenschaftler relativ exakt fixierbar ist, dürfte in den Vorstellungen des Literaturwissenschaftlers recht vage sein. Deshalb möchte ich zunächst mein Untersuchungsobjekt eingrenzen. Unter dem Aspekt der Popularisierung beginnt die mittelalterliche Musik erst dann, als historische Dokumente vorliegen, nach denen — Jahrhunderte später — musiziert wird. Solche Dokumente früher einstimmiger Notation aus dem 9. Jahrhundert n. Chr. lassen sich bereits dechiffrieren. Schwieriger zu fixieren ist das Ende des musikalischen Mittelalters. Aus rezeptionsästhetischer Sicht hätte es wenig Sinn, das Mittelalter dogmatisch im Sinne kompositionsimmanenter Kriterien zu definieren. Es gibt zwar gute Gründe, die Grenze des Mittelalters zur Renaissance etwa mit dem Erscheinen des Squarcialupi-Codex zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu setzen, als der Komponist an Status gewann und seine Persönlichkeit sich immer stärker in seinen Werken niederschlug [1]; doch halte ich es für sinnvoller, eine fließende Grenze anzusetzen. Berücksichtigt werden Schallplatten, die als Sammelprogramme mit mittelalterlicher Musik dargeboten werden. In der Regel läuft diese äußerliche, willkürliche Begrenzung allerdings auf eine kompositionsimmanente Grenzlinie hinaus. Das musikalische Mittelalter endet also früher als das literarische — wenn man das Ende des literarischen schulbuchmäßig um 1500 ansetzt [2] — und kennt an Repertoireschwerpunkten den gregorianischen Choral, die Ars Antiqua (mit Organum und Conductus), die Ars Nova (Machaut, Philippe de Vitry) sowie Troubadours, Trovères und Minnesänger.
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Anmerkungen
So z. B. Herbert A. & Elisabeth Frenzel: Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abriß der deutschen Literaturgeschichte. München 161980: 750–1170 Frühes, 1170–1270 Hohes, 1270–1500 Spätes Mittelalter.
Vgl. Martin Eiste: Die andere Aufführungspraxis. Zur Schallplattenforschung. In: Musica. 34. 1980. Heft 4, S. 374–375.
Hans-Peter Reinecke: Sozialpsychologische Hintergründe der Neuen Musik. In: Das musikalische Neue und die Neue Musik. Hrsg. von Hans-Peter Reinecke. Mainz 1969, S.73–86.
Hellmuth Christian Wolff: Objektiv oder subjektiv? Zur Wiedergabe alter Musik. In: Musica. 9. 1955. Heft 2, S. 53–55, hier S. 54.
Ingo Harden: Rechts und links vom Trampelpfad. Gerd Berg über seine neue Reihe mit Aufnahmen alter Musik. In: fono forum. 1973. Heft 1. S.26.
Vgl. Elizabeth Roche: Early music on records in the last 25 years. In: The Musical Times. 120. 1979. No. 1633, S. 215–217.
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Elste, M. (1986). Die Popularisierung mittelalterlicher Musik durch Schallplatten. In: Wapnewski, P. (eds) Mittelalter-Rezeption. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05552-1_31
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