Diskussionsbericht

Zusammenfassung

Herr Ohly ergänzte die Vorlage von Herrn Kleinschmidt durch Hinweise auf Vorformen des Emblems in der mittelalterlichen Tradition. Zumindest seit Hrabanus Maurus gebe es die Tradition der Verbindung von Dingallegorese mit der Darstellung des Dinges. Es handle sich in den meisten Fällen um eine vom Autor von Anbeginn an geplante Zusammenwirkung von Bild und Text, nur die epigrammatische Zuspitzung des Mottos fehle noch. Es habe auch die Möglichkeit gegeben, im Bild den sensus spiritualis mitzumalen. Der 60 Bilder umfassende Zyklus ›Defensorium inviolatae virginitatis Mariae‹ des Franz von Retz aus dem 14. Jahrhundert sei mit sinndeutenden knappen subscriptiones versehen. Sebastian Brant habe schließlich die Verbindung von Bild und Text auf höchstem Niveau durchgeführt. Herr Helmich verwies auf die ›Entrées Royales‹ am burgundischen Hof, die schon emblematische Spielelemente enthielten; so trete im Spätmittelalter ein stark gattungsgebundener Funktionswandel auf. Weiter stellte Herr Ohly korrigierend fest, daß das Konzept der Allegorie als Spiegel aus der Kosmosallegorese stamme. Die intramundialen Spiegelungen seien vor allem in der Signaturenlehre paracelsischer Prägung wichtig. Er führte weiter aus, daß auch im Mittelalter der Dichter, wenn nicht expressis verbis, so doch in bestimmten Gattungen regelmäßig als von Gott inspirierter poeta theologus verstanden werde. Die Vorstellung vom poeta illiteratus und seiner sancta simplicitas sei auch dem Mittelalter wohlvertraut.